Der Siberian Husky ist an das harte Leben am Polarkreis perfekt angepasst. Wer ihn aber in einer tristen Stadtwohnung ohne Beschäftigung halten möchte, tut dem lauffreudigen Arbeitstier keinen Gefallen.

Ob ein Husky wirklich die optimale Wahl ist, sollte sich jeder Halter gut überlegen. Die Beliebtheit tut nicht allen Tieren gut. Mehr dazu hier. Helden laufen nur dann zu ihrer Höchstform auf, wenn man sie mit dem Abenteuer konfrontiert. Werden sie in eine enge Wohnung gesperrt, können Siberian Huskys durchdrehen. Zerrissene Kopfkissen und zerbrochenes Porzellan sind dann das kleinste Problem. Auch das Verhalten der eigentlich so freundlichen und sanftmütigen Hunde leidet unter Haltungsformen, die ihrem Bewegungsdrang und Arbeitswillen nicht gerecht werden.

Kein Schoßhündchen

In ihrer Heimat im nördlichen Polargebiet gehen ihre Halter meist nicht gerade zimperlich mit den Hunden um. Bis zu 200 Kilometer weit müssen sie einen Schlitten innerhalb von 24 Stunden ziehen, meist sind sie draußen vor dem Haus oder Zelt angebunden. Bei großer Kälte werden sie aber auch mal als lebende Wärmflasche ins Kinderbett gelegt.

Im eisigen Norden müssen sich Mensch und Husky aufeinander verlassen und gefährliche Abenteuer zusammen überstehen. Seit Jahrhunderten sind sich Mensch und Hund in Alaska und am restlichen Polarkreis eng mit einander verbunden. Viele Helden-Sagen solcher riskanter Situationen erzählt man sich noch heute. Es gibt aber auch weniger schöne Geschichten. Denn der Umgang miteinander und das Leben ist, wie es das Wort „Husky“ bereits sagt: „stämmig, rau“.

Bis vor wenigen Jahrzehnten konnte es dem treuen Hund zum Beispiel passieren, dass er im Kochtopf landete, wenn kein anderes Fleisch verfügbar war.  Und aus seinem Fell nähte man sich eine warme Mütze. Mittlerweile bleibt den meisten Huskys dieses Schicksal erspart. Was aber weiterhin gilt: In Sibirien, Grönland, Alaska und dem nördlichen Kanada sind Schlittenhunde in erster Linie Arbeitstiere. Sie können auch im Haus gehalten werden, aber in Gesellschaft mit anderen Hunden leben sie auch gerne draußen.

Huskys sehen nicht nur ähnlich aus wie Wölfe, sie benehmen sich auch so – anstatt zu bellen, heulen sie. Und das Leben im Rudel macht sie glücklich. Was sie auf keinen Fall sind: Wachhunde.

Erfahrene Hundehalter gesucht

Trotz aller Freundlichkeit sind Huskys auch stur, absolut nicht unterwürfig und schwer zu erziehen. Häufige Wiederholungen und Übungen, die aus Hundesicht keinen Sinn ergeben, verweigern sie. Dog Dance und Agility nerven sie. Sie wollen raus in die Natur und etwas Sinnvolles tun – Schlitten oder Fahrräder ziehen zum Beispiel. Da sie außerdem jedem Wild grundsätzlich hinterherjagen, können sie kaum ohne Leine spazieren gehen. Schwierig wird auch das Zusammenleben mit Katzen oder Kaninchen. Diese nehmen Huskys als Beute wahr, wenn sie sich nicht als Welpen an sie gewöhnt haben. Das alles erfordert erfahrene und sportlich ambitionierte Hundehalter.

Auch auf einen ausgiebigen Fellwechsel muss man sich gefasst machen. Dafür ist der Siberian Husky aber eine recht gesunde Rasse. Einige Hunde neigen zu einer genetisch bedingten Hauterkrankung namens Zink-reaktiver Dermatose. Die meisten Rassevertreter sind aber bis ins hohe Alter erstaunlich fit.

Körperbau:

Der Körperbau des Siberian Husky ist ganz auf das Leben in nördlichen Breitengraden und das Ziehen von Hundeschlitten abgestimmt:

  • Rüden werden 53,5 bis 60 cm groß und 20,5 bis 28 kg schwer. Hündinnen werden 50,5 bis 56 cm groß 15,5 bis 23 kg schwer.
  • Sein Fell besteht aus zwei Lagen: Unterwolle und Deckhaar. Letzteres ist wasserabweisend und sehr robust. In der Unterwolle-Schicht entsteht durch Bewegung und Reibung Wärme, die vom Deckhaar optimal gedämmt wird. So kann der Hund auch extreme Minustemperaturen überstehen.
  • Die Pfoten sind vergleichsweise klein und kompakt, um Wärmeverlust entgegenzuwirken und die Verletzungsgefahr zu minimieren.
  • Die Augen sind braun, blau oder mischfarbig. Blaue Augen sind erlaubt, sind aber ein Gendefekt. Die Inuit-Züchter meiden blauäugige Hunde, da sie in der Polarsonne weniger gut sehen.
  • Die buschige Rute hat keine Unterwolle und besonders steifes Stockhaar. So kann der Husky sie sich auf die Nase legen und sich komplett einschneien lassen. Durch die Rute dringt genug Luft hindurch, um die Nacht unter der Schneedecke zu verbringen.

Siberian Husky in Kürze:

Ursprung:
Seit Jahrtausenden dienten Hunde den einheimischen Völkern der Polarregionen als Zugtiere. Es wird vermutet, dass die ersten Schlittenhunde im nördlichen Sibirien eingesetzt wurden. Das Wolfserbe ist all diesen Hunden noch stark anzusehen. Sie wurden seit jeher mehr als Gebrauchstiere und weniger als Familienhunde gezüchtet.

Ursprungsland:
Vereinigte Staaten. Die Vorfahren der heutigen Siberian Huskys kamen mit einem russischen Pelzhändler aus Sibirien nach Alaska und wurden dann dort von Leonhard Seppala zur Zucht verwendet.

Wesen:
menschenfreundlich, ohne Aggression, hart und zäh, wenig schmerzempfindlich, eigenständig, nicht unterwürfig, bewegungsfreudig, ausdauernd, ausgeprägtes Rudeltier mit Jagdinstinkt

Verwendung:
Schlittenhund, jede Art von Zugsport

Besonderheiten:
Ihr legendärer Orientierungssinn hat den Huskys ihren Ruf eingebracht, ein „lebendes GPS“ zu sein. Bekannte Wege finden sie immer wieder, selbst dann, wenn diese aufgrund von Nebel oder Schneesturm nicht mehr sichtbar sind.

 

Dies ist eine gekürzte Version des Portraits zum Siberian Husky in Ausgabe 1/18, verfasst von Regina Käsmayr.