Mal ehrlich: Wer von uns hat nicht insgeheim schon darüber nachgedacht, seinem Hund einen vierbeinigen Partner an die Seite zu stellen; davon geträumt, 2 Hunde über die Wiesen toben zu sehen? Doch die Realität sieht oft anders aus. Zwei Hunde können doppelte Freude machen – aber auch die zehnfache Menge an Problemen verursachen! Hier findest du umfassende Infos und viele praxiserprobte Tipps rund um die Haltung mehrerer Hunde.
Interessiert dich ein Abschnitt besonders, klicke einfach hier auf den entsprechenden Link und du springst zum passenden Teil im Artikel.
Zweithund: richtige Auswahl
Erste Begegnungen
Training mit 2 Hunden
Spiel und Spaß
Fazit und Prognose
Zweithund: ja oder nein?
Im Leben eines Hundehalters kann es viele gute, ganz persönliche Gründe geben, einen weiteren Hund aufzunehmen. Vielleicht möchte man nicht mehr nur von der Wunschrasse träumen? Dem Tierschutz-Hund einen Hund der Traumrasse an die Seite stellen? Oder man lernt einen Partner kennen, der selbst einen Hund hält? Vielleicht möchte aber auch ein anderes Familienmitglied endlich seinen eigenen Hund haben; oder man selbst versucht, sich den langsamen Abschied von einem sehr alten Hund mit einem Junghund erleichtern?
Letztlich möchte auch jeder moderne Hundehalter seinem Schützling ein möglichst artgerechtes Leben bieten. Und schließlich wissen wir ja alle: Hunde sind Rudeltiere! Beobachten wir, wie sie ausgelassen mit Artgenossen spielen, geht uns das Herz auf: das kann ein Mensch doch gar nicht ersetzen!
Zwei Hunde sind ein Rudel
Stimmt! Doch das allein ist kein ausreichender Grund, dem eigenen Hund einen dauerhaften Partner an die Seite zu setzen. Zugegeben, dem perfekt eingespielten Hunde-Team zuschauen zu können, ist auch für uns Menschen herrlich. Doch 2 Hunde sind bereits ein Rudel, und im Rudel herrscht eine ganz eigene Dynamik, die besonders für weniger erfahrene Hundehaltende oft schwer einzuschätzen ist.
Erziehungsdefizite oder Verhaltensprobleme verdoppeln sich nicht, sondern potenzieren sich oft und sind dann nur schwer kontrollierbar. Zwitschert der Ersthund beim Spaziergang gerne ab, um einem Hasen hinterher zu hechten, wird der Zweithund höchstwahrscheinlich mit Freuden mitmachen. Und macht einer Terror an der Leine, wird der Zweithund begeistert mitbellen.
Die Rudeldynamik ist einer der großen Nachteile der Mehrhundehaltung. Auf dieses Abenteuer sollte sich nur einlassen, wer seinen Ersthund in- und auswendig kennt und weiß, dass die Rangordnungsfrage eindeutig geklärt ist. Die Alternative ist die zeitgleiche Ausbildung zweier Hunde. Kein unmögliches, aber ein sehr zeitaufwändiges und nervenaufreibendes Unterfangen: getrennte Spaziergänge, getrenntes Training, immer wieder Rückfälle verkraften.
Zweithund: Nicht jeder Ersthund ist begeistert
Wer mit einem Zweithund kokettiert, sollte auch bedenken: Hunde sind zwar Rudeltiere, aber in erste Linie Individuen! So begeistert der eigene Hund auch mit fremden Hunden tobt: Nicht jeder Hund möchte direkt sein eigenes Hunderudel gründen. Viele Vierbeiner sind sehr glücklich, ihr Frauchen oder Herrchen nach dem Spielen wieder ganz für sich zu haben und gar nicht begeistert, den geliebten Menschen plötzlich teilen zu müssen.
Eifersuchtsdramen können in Zweihundehaushalten an der Tagesordnung sein, und auch der Mensch sollte sich fragen: Komme ich persönlich damit klar, wenn mein heißgeliebter Ersthund sich plötzlich in der Hunde-Rangordnung an Position 2 wiederfindet? Denn auch wenn der Mensch der Boss ist: An der Hierarchie der Hunde untereinander kann er nicht rütteln.
Auch ständiger Streit um Ressourcen wie Futter, Spielzeug, den Lieblingsplatz oder Aufmerksamkeit können zermürbend werden. Ob ein Hund wirklich mit einem Zweithund zusammenleben kann, sollte daher vorher ausgetestet werden: Mit einem Ferien- oder Pflegehund zum Beispiel.
Zwei Hunde sind im Alltag oft problematisch
Wer über eine gewisse Zeit mit einem Ferien- oder Pflegehund zusammengelebt hat, lernt auch meist rasch die weiteren Nachteile eines Zweithundes im Alltag kennen. Die Kosten für Futter und Tierarzt verdoppeln sich, je nach Rasse des Hundes werden auch mal skeptische Blicke von Mitmenschen geerntet. Im Restaurant oder Ferienhaus wird meist ein einzelner Hund noch geduldet, ein zweiter aber oft schon nicht mehr. Die Hundesteuer für den Zweithund ist meist teurer als die für den Ersthund und oft spielt der Vermieter bei zwei Hunden auch nicht mehr mit.
Es stimmt zwar, dass 2 Hunde sich gegenseitig mit Spiel und Kommunikation zuhause oder auf dem gemeinsamen Spaziergang beschäftigen können. Doch wer 2 Hunde hält, sollte in jedem Fall auch Zeit einplanen, um einmal getrennt mit ihnen zu spielen oder zu trainieren. Die Erziehung zweier Hunde ist sehr anspruchsvoll. Zwar ist es hilfreich, wenn der Ersthund als gutes Vorbild dienen kann, dennoch braucht es für zwei Hunde unterm Strich letztlich meist mehr Zeit als für einen Hund allein.
Ein Zweithund hat auch Vorteile
Wer sich nun von all diesen Nachteilen nicht abschrecken lässt, der darf sich auch über einige Vorteile der Hunde-Großfamilie freuen. Es ist sehr tröstlich zu wissen, dass der Vierbeiner nicht alleine ist, wenn man ihn einmal zu Hause lassen muss. Die eigenen Hunden beim fröhlichen Spielen, Zerren, Nachlaufen und Toben zu beobachten, beruhigt das Gewissen ungemein, wenn man einmal etwas weniger Zeit hat, sich um Beschäftigung und Auslastung zu kümmern. Die feine Kommunikation der Tiere untereinander studieren zu können, ist faszinierend und inspirierend.
Je nach Zusammensetzung des kleinen Rudels kann sich die Mehrhundehaltung auch positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Hundes auswirken. Ängstliche und zurückhaltende Hunde können viel Selbstbewusstsein und Temperament gewinnen, wenn sie an der Seite eines souveränen Hundes leben. Überdrehte oder extrem extrovertierte Hunde können wiederum ruhiger und ausgeglichener werden, quirlige und nervöse Hunde entspannter und gelassener.
Zweithund klug auswählen
Ob bei der Zweihundehaltung die Vor- oder Nachteile überwiegen, hängt auch maßgeblich von der klugen Auswahl des Zweithundes und der einfühlsamen Zusammenführung ab.
Zweithund: richtige Auswahl
Die kluge Auswahl eines passenden Hundes ist ein Unterfangen, das mit Sorgfalt, Geduld und Aufrichtigkeit geschehen sollte. Während sich der hundelose Mensch noch alle Optionen bei der Auswahl seines neuen Gefährten offen halten kann, ist die Auswahl bei einem bereits vorhandenen Hund stark eingeschränkt. Immerhin soll der Zuwachs nicht nur zu Herrchen oder Frauchen passen, sondern insbesondere auch zum vorhandenen Ersthund.
Denn auch wenn Hunde Rudeltiere sind: So wenig, wie jeder Ersthund sich insgeheim nach einem Hundegefährten sehnt, so wenig wäre jeder beliebige Zweithund eine Bereicherung für den Ersthund. Auf Zweihundehalter kommt ohnehin schon eine Menge zu: Stimmt die Chemie zwischen den beiden Hunden nicht, kann das Projekt Zweithund nur in einem Desaster enden.
Ein Patentrezept gibt es nicht
Ein Patentrezept für den passenden Zweithund gibt es nicht. Jeder Ersthund sollte individuell entscheiden dürfen, mit wem er sein Leben teilen möchte, und wen er lieber nicht in seinen eigenen 4 Wänden haben möchte. Ein vorheriges Kennenlernen der Hunde bleibt deshalb unerlässlich.
Bei 2 erwachsenen Hunden ist es ideal, wenn das Kennenlernen mit Geduld angegangen und das Zusammenspiel in verschiedenen Situationen ausgetestet werden kann.
So bieten z. B. viele Tierschutzvereine an, einen Hund in Pflege zu nehmen, mit der Option auf Festübernahme. Auch ein mehrfaches gemeinsames Spazieren gehen mit einem Tierheim-Hund bietet die Möglichkeit eines gründlichen Kennenlernens. Jede:r Hundehaltende, die/der in Erwägung zieht, einen Zweithund aufzunehmen, sollte so geschult sein in der Kommunikation der Hunde untereinander, dass er ein solches Treffen sinnvoll gestalten und richtig bewerten kann.
Einen Welpen als Zweithund aufzunehmen, kann viele Konflikte vermeiden, bedeutet aber auch viel Arbeit. Kommt der Familienzuwachs aus Züchterhand, sollte bereits im Vorfeld überlegt werden, welche Rasse grundsätzlich zu dem Ersthund passen würde. Ein seriöser Züchter wird sich gerne Zeit nehmen, auch in dieser Hinsicht zu beraten und den am besten geeigneten Welpen auszusuchen. Auch der Ersthund sollte die Möglichkeit bekommen, die Welpen kennen zu lernen.
Zweithund-Kombinationen: Dreamteam und Problemteam
Auch wenn es keine Patentlösung für den Zweithund gibt, gibt es immer bestimmte Hunde-Kombinationen, die vielversprechend sind, und andere, die deutlich mehr Konfliktpotenzial haben. Das Leben spielt nicht immer so, wie man plant. Doch wer Stress mit 2 Hunden vermeiden möchte, sollte zumindest versuchen, ein “Dreamteam” anzustreben und ein “Problemteam” zu vermeiden.
Grundsätzlich verstehen sich Rüde und Hündin beispielsweise meist besser als eine gleichgeschlechtliche Kombination. Natürlich sollte hier darauf geachtet werden, dass kein unerwünschter Nachwuchs entstehen kann. Zwei unkastrierte, gegengeschlechtliche Hunde in einem Haus sind eine sehr große Verantwortung und bedeuten zumindest während der Läufigkeit der Hündin oft Stress für alle Beteiligten.
Auch Hunde-Kombinationen, in denen die Rangordnung zwischen beiden Hunden von vorneherein ganz klar und nachhaltig geklärt ist, sind meist harmonischer als solche, wo die sie immer wieder aufs Neue diskutiert wird. Deshalb ist es sinnvoll, auch diesen Aspekt bei der Auswahl des Zweithundes zu berücksichtigen. Welcher Hund bei der Rangordnungsfrage die Nase vorn hat, kann natürlich nicht mit Sicherheit vorausgesehen werden. Einige Faktoren begünstigen jedoch die Höherstellung im Rudel.
Der Hund, der zuerst da war, hat grundsätzlich bessere Aussichten als der Hund, der neu ins Rudel kommt. Ebenso hat der Hund, der älter ist, gute Chancen, von dem Jüngeren als ranghöher akzeptiert zu werden. Und letztlich hat in einer gegengeschlechtlichen Kombination fast immer die Hündin den Rüden ganz gut im Griff. Optimal wäre es also, wenn ein jüngerer Rüde zu einer älteren Hündin ins Haus kommt. Davon abgesehen, dass diese etwas zickig reagieren könnte, wird ihre privilegierte Stellung höchstwahrscheinlich von dem Rüden nie infrage gestellt werden und er wird sich Zeit seines Lebens mit dem zweiten Platz zufrieden geben.
Wer einer zur Dominanz neigenden Hündin eine ebenso zur Dominanz neigende, gleichaltrige Hündin dazu gesellt, hat dagegen gute Aussichten, sich ein Hundeleben lang mit einem “Problemteam” herumschlagen zu können.
Erste Begegnungen
Wie so oft im Leben gilt auch bei der Anschaffung des Zweithundes: Der der erste Eindruck zählt! So achtsam das gesamte Unterfangen “Zweithund” angegangen werden sollte, so umsichtig sollten auch die ersten Zusammentreffen und schließlich die Zusammenführung sein. Dabei ist nicht nur das Wie, sondern vor allem auch das Wo entscheidend.
Ersthund hat Heimrecht
Bedenke, dass dein erster Hund bislang der “Herrscher über euer Heim” war. Jeder Ort, an dem er sich regelmäßig aufhält, steht ihm seiner Ansicht nach gesetzmäßig zu, egal ob es das Wohnzimmer, die Küche oder aber auch der Autorücksitz ist. Fremde werden zunächst gut abgecheckt, bevor sie die heiligen Gemächer betreten dürfen – oder womöglich gleich durch tosendes Gekläffe abgeschreckt. Selbst der friedlichste Vertreter findet insgeheim: My home is my castle!
Vor der Abholung sollten also ein paar Überlegungen stehen: Wo lasse ich die 2 Hunde zum ersten Mal aufeinandertreffen? Wie möchte ich das Zusammentreffen gestalten und wie sollte ich mich als Hundeführer in den möglichen Situationen zu verhalten?
Besuchstage für Hund und Welpe
Holst du dir einen Welpen ins Haus, kannst du deine Besuchstage schon dazu nutzen, die Hunde langsam miteinander bekanntzumachen. Der ältere Hund hat Zeit, sich an den Neuankömmling zu gewöhnen – und das nicht in seinem geheiligten Revier, sondern auf neutralem Territorium.
Da der Welpe auch noch eine gewisse Nachsicht genießt, wird es höchstwahrscheinlich nicht zu Konflikten kommen. Ist der Welpe bereits älter als 9 Wochen, kann es sein, dass er gerade seine Grenzen austestet und dein Ersthund sich genötigt sieht, erzieherisch tätig zu werden.
Ist dein Hund gut sozialisiert, ist es grundsätzlich kein Problem, wenn er den Jungspund einmal mit einem Schnauzgriff oder dem Umstubsen durch Nase oder Pfoten in die Grenzen verweist, die er auch im späteren Zusammenleben zu beachten hat. Zeigt sich dein Ersthund aber extrem gereizt von dem quirligen Kollegen, solltest du den Plan noch einmal überdenken: Vielleicht war die Entscheidung für einen Welpen doch nicht so klug?
Warst du schließlich ein paar Mal mit deinem Ersthund beim Welpen zu Besuch, wird auch die spätere Eingewöhnungsphase nicht zu lange dauern. Auch im Haus wird der Ersthund dem Welpen noch einige Regeln klarmachen – das soll auch so sein. Halte dich zurück und nimm den Welpen nicht in Schutz, es sei denn, er wird tatsächlich drangsaliert.
In vielen Fällen ignoriert der Ersthund einen Welpen jedoch einfach, behandelt ihn im wahrsten Sinne des Wortes wie Luft und demonstriert so souverän seine Voranstellung. Das ist sein gutes Recht und er sollte nicht gezwungen werden, sich mit dem Neuzugang zu beschäftigen. Manche älteren Hunde wissen mit Welpen auch einfach noch nicht viel anzufangen. Irgendwann, wenn der Welpe in seiner Entwicklung weiter fortgeschritten ist, wird der Ersthund sich vielleicht für ihn erwärmen.
Rangordnung muss festgelegt sein
Bei einem erwachsenen Zweithund gilt umso mehr: Neutraler Untergrund beim ersten Zusammentreffen! Der heimische Hof ist nicht das geeignete Revier zum Kennenlernen von 2 fremden Hunden. Auch wenn sich der ein oder andere denkt: “Der Hof ist groß genug”, wird der Ersthund das ganz anders sehen und seinen Hof womöglich verteidigen.
Gehe zunächst ein paar Mal mit beiden Hunden spazieren. Auf einem Rundgang durch die Natur haben sie genug Zeit, sich kennenzulernen und die Rangordnung festzulegen. Verstehen sich die Hunde untereinander gut, kannst du einen ersten Besuch bei euch zuhause wagen. Klappt alles problemlos, ist das neue Familienmitglied nicht nur bei dir, sondern auch bei deinem Ersthund herzlich willkommen.
Training mit 2 Hunden
Das Training mit 2 Hunden ist essenziell wichtig, denn bei der Haltung von 2 Hunden kann auf eine gute Erziehung noch viel weniger verzichtet werden als bei der Haltung eines Hundes.
Wenn ein Zweithund ins Haus kommt, verfügt der Ersthund in der Regel schon über eine ganz passable Erziehung. Bitte denkt nicht: “Der Zweite wird’s schon vom Ersten lernen!” Klar, jeder Hund schaut sich vom anderen etwas ab. Aber er lernt nicht alles, nur weil wir es uns so denken. Vielleicht lernt der Zweithund ja auch nur vom Ersthund, wie lustig die wilde Jagd nach einem Hasen ist.
Doch das Training kann oft zum schwierigen Unterfangen werden. Der eine Hund führt das Signal aus, der andere nicht … ein strenges Wort ist angebracht, aber bitte so, dass sich auch wirklich nur der richtige Hund angesprochen fühlt. Oder der umgekehrte Fall: Auf ein Kommando hin gehorchen beide Hunde vorbildlich … aber es war nur einer gemeint. Deshalb gibt es einiges zu beachten, wenn aus dem Training mit mehreren Hunden nicht ein heilloses Chaos werden soll.
Zweithund und Ersthund zunächst getrennt trainieren
Um den Grundgehorsam zu erlernen, solltest du mit beiden Hunden einzeln arbeiten. Gehe mit einem Hund raus, und lasse den anderen daheim! Damit gibt es keine Ablenkungen, der richtige Hund wird sich auch sicher angesprochen fühlen und du kannst mit jedem Hund individuell arbeiten. Klar, das bedeutet mehr Zeit und mehr Aufwand. Aber das war uns bei der Anschaffung eines Zweithundes ja klar, oder?
Beim Einzeltraining ist es möglich, den Neuzugang eingehend kennen zu lernen, ein Gespür für ihn zu entwickeln und eine gegenseitige Bindung aufzubauen. Nach einer Weile kann, je nach Erziehungsstand, der andere Hund beim Training zuschauen: Er wird einfach ein wenig abseits des Geschehens abgelegt oder angebunden.
Natürlich sollten die Trainingsintervalle in diesem Fall immer nur kurz sein, damit beim wartenden Hund keine Frustration aufkommt. Hat der eine Hund seine Trainingseinheit absolviert, darf natürlich der zweite Hund an die Reihe. Auf diese Weise lernen beide Hund etwas, denn während der eine trainiert, lernt der andere, unter Ablenkung liegen zu bleiben … oder zumindest, ruhig abzuwarten.
Jeder Hund ist unterschiedlich
Irgendwann kannst du, parallel zum Einzeltraining, dazu übergehen, mit beiden Hunden zu trainieren. Im Alltag ist es ohnehin oft notwendig, beiden Hunden zeitgleich ein Signal zu geben. Wichtig ist hierbei, die Erwartungshaltung dem jeweiligen Hund anzupassen. Man sollte sich bewusst darüber sein, dass beide Hunde Individuen sind.
Während sich vielleicht der eine Hund, kaum ertönt das “Platz!”, blitzschnell zu Boden schmeißt, legt sich der andere gemächlicher hin. Hat er das schon immer getan, einfach weil er vom Charakter ein gemütlicher Geselle ist, ist das auch in Ordnung so. Vergleicht niemals die beiden Hunde miteinander. Jeder wird seine Stärken und Schwächen in anderen Bereichen haben.
Erziehungsstand des Ersthundes im Auge behalten
Ist jedoch bei einem Hund, vermutlich dein Ersthund, erkennbar, dass sein Gehorsam beim Training und im Alltag nachlässt, solltest du aufmerksam werden. Oft zeigt es sich nur schleichend, doch so mancher Ersthund nutzt es gerne aus, wenn Frauchen oder Herrchen durch den neuen Kollegen abgelenkt ist. Hier gilt es, rechtzeitig mit der nötigen Konsequenz und Achtsamkeit entgegen zu wirken.
Denn was damit beginnt, dass der Ersthund plötzlich nach einem Kommando noch ein wenig herumtrödelt, um noch schnell irgendwo zu schnüffeln, wird nach und nach immer mehr zur freien Interpretation deiner Signales. Und je länger ein Hund damit Erfolg hat, desto schwieriger wird es, dieses Verhalten wieder ab zu trainieren. Deshalb solltest du auch den Erziehungsstand des Ersthundes kritisch im Auge behalten.
Spiel und Spaß
Mit ihrem Hund zu spielen, ist den meisten Hundehaltenden ein ganz normales Bedürfnis. Doch miteinander zu spielen und Spaß zu haben ist auch wichtig für die gegenseitige Bindung. In Zweihundehaushalten gilt das für die Bindung zwischen dem Mensch und seinen Hunden ebenso wie für die Bindung der Hunde untereinander.
Zwei-Hunde-Teams können eigenen Spiel-Stil entwickeln
Tatsächlich ist es auch in Hunderudeln, die fernab von menschlicher Fürsorge leben, an der Tagesordnung, miteinander zu spielen. Zwei Hunde, die einander von Temperament und Charakter ähnlich sind, werden schnell beginnen, miteinander zu spielen und im Laufe der Zeit gemeinsame Lieblingsspiele entwickeln. Verschiedene Hunde-Typen favorisieren oft unterschiedliche Spiele, daher finden Hunde, die einander vom Typ her ähnlich sind, meist schneller einen gemeinsamen Nenner.
Manche Zwei-Hunde-Teams entwickeln im Laufe der Zeit einen sehr charakteristischen Spiel-Stil, den sie dann so sehr favorisieren, dass ihnen das Spiel mit fremden Hunden gar nicht mehr so attraktiv erscheint. Trotzdem sollten sie natürlich regelmäßig Gelegenheit bekommen, auch mit anderen Hunden zu spielen und zu kommunizieren.
Hunde favorisieren das Objekt-Spiel
Der bekannte Verhaltensforscher Günther Bloch hat bei seinen Beobachtungen eines wildlebenden Hunderudels festgestellt, dass die Hunde am liebsten mit gefundenen Gegenständen spielen. Auch wir kennen dieses “Objekt-Spiel” von unseren Hunden: Unser Hund nimmt einen Stock oder ein Spielzeug auf, trabt damit imponierend umher und fordert uns oder einen anderen Hund dazu auf, ihn zu jagen und zu versuchen, seine Beute abspenstig zu machen. Gelingt das dem anderen Hund, flitzt er wiederum davon und animiert seinen Kollegen, nun den Spieß umzudrehen.
Auch in einem Zweihundehaushalt kann ein solches Spiel ein schöner Zeitvertreib für Vierbeiner sein und darüber hinaus Vertrauen und Bindung stärken. Damit Objektspiele nicht in Ressourcenkonflikte umschlagen, sollten sie aber möglichst unter Aufsicht stattfinden. Die Hausregeln legen ohnehin nahe, Spielsachen nicht einfach zur freien Verfügung herumliegen zu lassen. Ist die Rangordnung zwischen den beiden Hunden nicht eindeutig geklärt, kann es passieren, dass aus dem Spiel Ernst wird. In so einem Fall sollte der Mensch einschreiten, das Spiel für beendet erklären und das Spielzeug kommentarlos einkassieren.
Spielzeuge für 2 Hunde richtig auswählen
Wichtig für ein sinnvolles Objektspiel ist unter anderem die Auswahl des richtigen Spielzeuges. Hunde suchen gerne im Wald Äste oder Stöckchen, mit denen sie um die Wette zerren. Doch Holz kann rasch splittern und Verletzungen verursachen. Besser ist es, für Objektspiele spezielle Spielzeuge anzuschaffen und diese auch mit auf Spaziergänge zu nehmen. Das Spielzeug muss stabil genug sein, um gemeinsames Zerren unbeschadet zu überstehen und groß genug, dass beide Hunde daran ziehen können, ohne einander ins Gehege zu geraten. Gut eignen können sich z. B. verknotete Baumwoll-Taue und stabile Frisbees.
Eine andere beliebte Variante, insbesondere unter eher etwas robuster veranlagten Hunden, ist das körperliche Spiel. Hier wird der Nahkampf geprobt: Gegenseitiges Zwicken und Beißen in die Beine soll den Widersacher zu Fall bringen, danach wird unter lautem Getöse das Unterwerfen simuliert. Klappern mit den Zähnen, Schnappen in die Luft, Ziehen und Zerren an den Ohren … hier ist alles erlaubt, was beiden Hunden Spaß macht. Das körpernahe Spiel ist Ausdruck großen gegenseitigen Vertrauens. Insbesondere etwas dickfelligere Hunderassen wie Labradore favorisieren diese Art des Spiels auch grundsätzlich.
Auch hier gilt aber: Wenn das Spiel kippt und ein Hund auf einmal nur noch auf dem Boden liegt und der andere über ihm steht, sollte eingegriffen werden. Kurze Unstimmigkeiten, wenn beispielsweise ein Hund zu grob wurde, können die Vierbeiner meist untereinander regeln. Doch wenn es im Eifer des Gefechts zu hitzig wird, sollte der Mensch eingreifen und ruhig beide Hitzköpfe zum Abkühlen auf ihren Platz schicken.
Bei Stress oder Angst das Spiel unterbrechen
Insbesondere Hunde, die nicht so rustikal veranlagt sind, bevorzugen oft Renn- und Jagdspiele. Oft werden die Rennspiele mit Körpersprache aus dem Jagdverhalten eingeleitet: Ein Hund erstarrt, fixiert den anderen und pirscht sich an. Der andere reagiert ebenso, beide schleichen sich an und stürmen dann los, um einander abwechselnd zu jagen, den Weg abzuschneiden, Haken zu schlagen und wiederum los zu rennen.
Viele Hütehunde und auch Windhunderassen lieben Rennspiele. Auch hier sollte darauf geachtet werden, dass beide Hunde dabei entspannt bleiben und nicht plötzlich aus einem Rennspiel Mobbing wird: Ist einer der beiden Hunde auf einmal nur noch der Gejagte und zeigt dabei Anzeichen von Stress oder Angst, sollte das Spiel, das keines mehr ist, unterbrochen werden.
Problematisch kann es auch werden, wenn beide Hunde grundsätzlich verschiedenes Spielverhalten zeigen oder die körperlichen Voraussetzungen sehr unterschiedlich sind. So wird etwa ein zartes Windspiel nicht viel Freude daran haben, mit einem kräftigen Labrador zu freundschaftlich zu raufen und ein Hunde-Senior wird nur selten rasante Rennspiele mit dem Jungspund veranstalten. Sind also Spieltrieb oder körperliche Voraussetzungen ungleich verteilt, sollte der Hundehaltende immer den Hund schützen, dem aus dem Spiel Nachteile entstehen könnten.
Spiel kann auch Erziehung sein
Spielt ein älterer Hund mit einem Hundewelpen, kann es passieren, dass er das Spiel hin und wieder unterbricht. Das hat meist einen guten Grund. Entweder bringt er dem Jungspund gerade die Beißhemmung bei, oder er erzieht ihn, auch beim Welpenspiel nicht zu grob oder unhöflich zu werden. Auch wenn ältere Hund den Junghund durch Umstubsen oder einen Schnauzgriff zurechtweist, ist das in diesem Fall kein Grund, einzuschreiten. Nur wenn der ältere Hund seine Disziplinierung deutlich übertreibt, sollte der Mensch sich einmischen. Das wird aber bei gut sozialisierten Hunden kaum der Fall sein.
Fazit und Prognose
Am Anfang der Zweihundehaltung steht natürlich, wie am Anfang jeder anderen Hundehaltung auch, ein – meist glühender – Hundewunsch. Dieser Hundewunsch kann vielfältige Ursachen haben, die einen gut, die anderen weniger gut.
Den Ersthund ohne schlechtes Gewissen alleine lassen zu können oder aber endlich einen Hund zu bekommen, bei dem grundsätzlich alles besser wird als beim ersten, sind wenig legitime Gründe. Letztlich ist aber die entscheidende Frage: Ist der Hundewunsch groß genug?
Die Anschaffung eines Zweithundes wird in jedem Fall Veränderungen mit sich bringen – in einem Ausmaß, das niemand voraussehen kann. Der Alltag, das Zusammenleben, vor allem aber auch der Ersthund werden sich verändern. Diese Veränderungen können wunderbar, haarsträubend oder auch beides sein. Doch wer wirklich den letzten Schritt tut und den Zweithund aufnimmt, sollte sich sicher sein, dass der Hundewunsch ihm diese Veränderungen wert ist.
Zweihundehalter brauchen Organisationstalent
Zwei Hunde sind, selbst wenn sie noch so beneidenswert gut erzogen sind, immer eine gewisse nervliche Belastung. Ganz gleich, ob der Alltag zuhause, gemeinsame Spaziergänge, Ausflüge, Freizeitaktivitäten oder gar ein Urlaub: 2 Hunde erfordern immer eine Menge Voraussicht, Mitdenken, ein regelrechtes Management.
Ein Hund kann, sofern er gut sozialisiert und erzogen ist, meist noch einfach nebenher laufen. Bei 2 Hunden geht das schon aus organisatorischer Sicht nicht mehr, ohne ein mittelschweres Chaos heraufzubeschwören. Wer 2 oder mehr Hunde hält, muss seinen Alltag zu großen Teilen nach ihnen ausrichten. Entweder kann er weitere Hobbies weitestgehend aufgeben, oder er sollte einen zuverlässigen und mindestens ebenso hundeverrückten Partner an seiner Seite haben. Die Entscheidung zum Zweithund muss ebenso von alle Familienangehörigen getragen werden wie die zur Hundehaltung überhaupt, denn Zweihundehaltung ist quasi Hundehaltung².
Selbstverständlich kann man auch 2 oder 3 Hunde einfach nebenherlaufen lassen. Leider ist genau diese Art der sorglosen Hundehaltung oft der Grund für die vielen Vorurteile, denen Mehrhundehaltende begegnen. Wenn ein Hunderudel irgendwo auftritt, rechnen die meisten schon fest mit Chaos, nehmen Reißaus oder lehnen sich entspannt zurück, um die zweifellos eindrucksvolle Show zu genießen. Und leider oft zurecht.
Mit dickem Fell und fortwährender Aufklärung gegen Vorurteile
Mit Vorurteilen müssen Zweihundehalter noch besser umgehen können als Menschen mit nur einem Hund. Wer sich direkt 2 Hunde von schlechtem Ruf – so ungerechtfertigt der auch ist! – zulegt, sollte wissen, worauf er sich einlässt. Wer ein unüberwindbares emotionales Problem damit hat, kritisch von seinen Mitmenschen beäugt zu werden, sollte nicht unbedingt 3 Staffordshire-Terrier an der Leine führen.
Wer sich mit 2 Collies in die Öffentlichkeit traut, sollte darauf eingerichtet sein, alle paar Meter ein jauchzendes “Lassie!” zu hören, verbunden mit vielen Händen, die unvermittelt nach den eigenen Hunden grabschen. Das klingt herzerwärmend, kann für einen Mehrhundehalter aber Stress pur sein – denn auch Collies haben irgendwann einfach keine Lust mehr, umarmt und getätschelt zu werden.
Hat man sein Herz nun einmal an einen bestimmten Typ oder eine bestimmte Rasse von Hund verloren, sollte man möglichst sein Bestes geben, verantwortungsvolle Aufklärungsarbeit zu leisten und auch dem Image der Rasse in der Öffentlichkeit dienlich zu sein.
Autorin: Julia Elling