Welpenerziehung hat nichts mit militärischem Drill zu tun. Doch die kleinen Wirbelwinde einfach nur "Hund" sein zu lassen, wäre ein fataler Fehler. Niemals wieder lernen Hunde so schnell, so viel und so grundlegend wie in der Welpenzeit – das Richtige, aber auch das Falsche.

Welpenerziehung beginnt mit dem ersten Tag, an dem der Welpe sein neues Zuhause betritt. Es wäre falsch anzunehmen, der kleine Kerl müsse sich erst einmal ganz heimisch fühlen, bis man ihm die Hausordnung nahe bringt. Klare Regeln vom ersten Augenblick an werden sogar dafür sorgen, dass er sich hier rasch wohlfühlt – denn feste Regeln geben dem Welpen Sicherheit, und Sicherheit wiederum entspannt.

Schon vor der Abholung des Welpen sollten sich also alle Familienmitglieder darüber einig sein, was der Welpe darf und was nicht, und das vom ersten Tag an liebevoll, aber konsequent durchsetzen. Das ist nur fair, denn nur so kann der Welpe rasch verstehen, was von ihm gewünscht wird, und sich harmonisch in die Familie einfügen. Macht der Welpe etwas richtig oder auch nur gerade etwas nicht falsch, schenke ihm Aufmerksamkeit, lobei hn mit hoher Stimme oder zeige auf andere Art, dass du erfreut bist. Stimmungen und Stimmlob verstehen auch Welpen bereits.

Welpenerziehung mit viel Lob

Es kann sinnvoll sein, zum Loben ein bestimmtes Marker-Wort einzuführen, das ab jetzt dem Hund immer zeigt, wenn er etwas richtig gemacht haben. Benutze dazu immer dasselbe Wort ("Super!" "Prima!" Fein!") und verknüpfe es mit einer tollen Leckerei oder einem Spiel. Natürlich muss die Reaktion schnell erfolgen – stellst du erst den gespülten Teller beiseite, wischst dir die Hände trocken, legst das Geschirrtuch weg und rufst dann "Fein!", wird der Welpe sich zwar freuen, aber keinerlei Ahnung haben, was er gerade richtig gemacht hat. Die bestätigende Reaktion muss etwa innerhalb von 2 Sekunden auf die Handlung erfolgen. Nach demselben Prinzip funktioniert auch das Clickertraining, das sich auch zur Welpenerziehung gut eignet.

Ganz ohne Autorität funktioniert es aber auch bei Welpen nicht. Oft reicht es zwar, wenn unwünschtes Verhalten einfach ignoriert wird. Betteln um Aufmerksamkeit oder Futter wird so schnell langweilig. In manchen Situationen ist jedoch ein stimmliches Tadel oder ein festes "Nein!" angebracht. Das ist immer dann der Fall, wenn ein Verhalten selbstbelohnend ist oder unterbrochen werden muss, beispielsweise beim hingebungsvollen Knabbern am Stuhlbein oder an der Zimmerpflanze.

In so einer Situation sollte der Welpe mit einem bestimmten "Nein!" aus der Situation geholt werden. Viele Welpen unterbrechen ihre Handlung aber auch bereits beim Klang der souveränen, autoritären Stimme. Verwende immer dasselbe Abbruchsignal, und verwende es immer nur einmal und lassen dann Konsequenzen folgen, damit der Welpe nicht lernt, es zu ignorieren.

Mit diesen Richtlinien lassen sich die ersten Tage im neuen Heim bereits sinnvoll gestalten. Wenn du einen Welpen vom Züchter erworben hast, ist er in vielen Fällen bereits an Geschirr oder  Halsband und Leine gewöhnt. Für Welpen kann ein Geschirr geeigneter sein als ein Halsband. Du steigst dann erst auf ein Halsband um, wenn dein Hund sicher leinenführig ist.

Welpen dürfen gar nicht erst auf die Idee kommen, an der Leine zu ziehen

Die meisten Menschen beklagen, dass ihr Hund an der Leine zieht. Dabei ist es nur eine Frage der rechtzeitigen Gewöhnung. Der Welpe darf erst gar nicht in Versuchung kommen, an der Leine zu ziehen. Hat man erst einmal einen Leinenzieher, ist dieses Verhalten schwer wieder abzugewöhnen. Zum Gewöhnen an Geschirr und Leine kannst du dem Welpen in angenehmen Situationen, etwa beim Füttern oder Spielen, das Geschirr anlegen. So wird er rasch lernen, dass das Geschirr ein Grund zur Freude ist.

Erste Übungen zur Leinenführigkeit finden am besten in ablenkungsarmer Umgebung statt. Zu Beginn darfst du von deinem Welpen nicht erwarten, dass er perfekt neben dir läuft. Es ist durchaus gestattet, den Welpen seine Umwelt erkunden zu lassen und ihm zu folge. Achte jedoch immer darauf, dass sich die Leine dabei nie strafft.

Von Anfang an sollte der Welpe lernen, dass ein Zug an der Leine ein Grund ist, stehen zu bleiben, und es sich nicht etwa lohnt, sich erst recht ins Zeug zu legen, weil dieses Gänseblümchen dort vorne unbedingt beschnüffelt werden muss. Die meisten Welpen neigen allerdings noch eher dazu, an der Leine hinter dem Menschen her zu trotten und dabei gehörig zu bummeln. Hetze deinen Welpen nicht. Er hat anfangs sein Tempo. Wenn er allzu sehr trödelt, kannst du ihn freundlich locken oder anfeuern.

Damit dein Welpe später gerne und zuverlässig neben dir geht, kannst du ihm die Position, in der er später neben dir dlaufen soll, bereits jetzt schmackhaft machen. Gerät er auf dem Spaziergang etwa zufällig genau auf deine Höhe, sollte er überschwänglich gelobt werden und eine Belohnung erhalten. So wird er rasch herausfinden, wie lohnend diese Position ist, und sie immer öfter freiwillig einnehmen. Selbst wenn du jetzt noch keinerlei Erfolge siehst, lohnt sich diese Übung.

Denn wenn du durchhältst, wird dein Welpe als junger und erwachsener Hund eine vorbildliche Leinenführigkeit zeigen, die Grundvoraussetzung für entspannte Spaziergänge. Aus dieser Position heraus kannst du später auch wunderbar das Fußtraining starten.

Welpen sollten oft ohne Leine laufen

Lasse deinen Welpen, wann immer es die Situation erlaubt, frei und ohne Leine laufen. Denn in diesem Alter verfügt er noch über den natürlichen Folgetrieb (das kann sich je nach Rasse allerdings unterscheiden) und wird sich nicht weit von dir entfernen. Dass der kleine Kerl seine Umwelt mit großer Faszination erkundet, ist völlig normal und richtig so.

Ist er aber ständig abgelenkt und achtet überhaupt nicht auf dich, kannst du das "Versteckspiel" spielen: Tauche einfach hinter einen Baum oder Busch ab, hinter dem du den kleinen Weltenbummler gut im Blickfeld hast, und warte darauf, dass er deine Abwesenheit bemerkt. Zu Beginn solltest du ihm mit Rufen noch helfen, dich zu finden.

Spiele dieses Spiel jedoch nicht zu oft: Manche Welpen verunsichert es sehr, wenn sie sich plötzlich ganz allein auf weiter Flur vorfinden. Das Versteckspiel ist eher geeignet für Junghunde, die gerade ihre Selbstständigkeit entdecken.

Welpen sollten das Abrufen bereits lernen

Auch das Abrufen solltest du bereits mit einem Welpen üben. Nutze günstige Augenblicke, in denen er ohnehin zu dir herüber schaut, und rufe ihn mit fröhlicher, hoher Stimme zu dir. Dabei kannst du in die Hocke gehen, um dich kleiner zu machen, oder ein, zwei Schritte in die entgegengesetzte Richtung tun, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen.

Stelle dich nicht frontal ihm gegenüber und blicke ihn nicht direkt an, denn sensible Welpen könnte das bereits davon abschrecken, zu kommen. Ist dein Welpe gekommen, gibt es natürlich eine ganz dicke Belohnung. Gezielt üben kannst du das Abruftraining auch mit einer Hilfsperson, die den Welpen sanft festhält, während du dich ein paar Meter entfernst. Wenn du rufst, sollte der Helfer deinen Welpen loslassen, sodass er zu dir geeilt kommen kann.

Übe das Abrufen so oft wie irgend möglich, und achte darauf, dass dein Welpe immer freudig zu dir kommt. Situationen, in denen der kleine Entdecker gerade mit dem Kopf ganz woanders ist, solltest du nicht zum Abrufen nutzen: Die Wahrscheinlichkeit, dass er sie ignoriert oder schlicht einfach nicht wahrnimmt, ist  groß. Passiert das doch einmal, rufe nicht mehr als höchstens zwei Male. Damit der Welpe nicht lernt, dich zu ignorieren, gehst du freundlich zu ihm und holst ihn einfach ab.