Laufen, sprinten, springen: Ein gesunder Hund ist gern in Bewegung. Bereitet ihm sein Hüftgelenk Schmerzen, kann jedoch jeder Schritt zur Qual werden. Welche Hüfterkrankungen es gibt und wie eine Hüft-OP dem Hund helfen kann, erklären wir hier.

Als bewegliche Verbindung der Knochen übernehmen die Gelenke des Hundes lebenslang eine wichtige Funktion: Sie führen Bewegungen aus und dämpfen Belastungen und Stöße. Jeder Bewegungsablauf ist ein komplexes Zusammenspiel von Muskulatur, Bändern, Knochen und Gelenken.

Die muskulösen Hintergliedmaßen des Hundes ermöglichen ihm kraftvolle Bewegungen, Sprünge und eine schnelle Beschleunigung. Sie übertragen große Kräfte auf die Wirbelsäule. Maßgeblich daran beteiligt sind das Sprunggelenk, das Kniegelenk und das Hüftgelenk.

Erkrankt eines der Gelenke, sind die Beweglichkeit und damit die Lebensqualität des vierbeinigen Patienten gefährdet. Bei Hunden sind Erkrankungen des Hüftgelenks keine Seltenheit. Wir nehmen es deshalb genauer unter die Lupe.

Gut zu wissen: So ist die Hüfte aufgebaut

Das Hüftgelenk ist nach dem Knie das zweitgrößte Gelenk des Hundes. Es verbindet den Oberschenkelknochen (Femur) mit dem Becken (Pelvis). Beide liegen im Gelenk nah beieinander. An den Kontaktflächen sorgt eine glatte, puffernde Knorpelschicht dafür, dass Bewegungen schmerzfrei ausgeführt und Stöße abgedämpft werden.

Der Oberschenkelknochen geht im oberen Bereich in einen kugelförmigen, durchgehend von schützendem Knorpel bedeckten Gelenkkopf über. Das dazugehörige Gegenstück ist die Hüftgelenkpfanne. Sie wird aus den drei Beckenknochen Schambein, Darmbein und Sitzbein gebildet. Das Hüftgelenk wird von einer Gelenkkapsel umhüllt und durch die umliegenden Muskeln bewegt. Damit es problemlos arbeiten kann, müssen die Gelenkflächen von Oberschenkelkopf und Hüftgelenkpfanne reibungslos zueinander passen.

Wenn die Hüfte krank ist

Hat ein Hund Schwierigkeiten beim Aufstehen, Treppensteigen, Laufen oder beim Hinlegen, kann eine Erkrankung des Hüftgelenks die Ursache sein. Infrage kommen folgende Erkrankungen:

  • die Hüftgelenksdysplasie (HD) oder Hüftdysplasie

Sie ist eine erblich bedingte Fehlbildung des Hüftgelenks. Kleine wie große Tiere und Hunde jeder Rasse können an HD erkranken. Besonders häufig wird sie allerdings bei großwüchsigen Tieren beobachtet. Traurige Berühmtheit erlangte der Deutsche Schäferhund durch die erstmalige Diagnose der HD. Neben der genetischen Veranlagung zur HD wird die Ausprägung der Erkrankung sowohl über die Ernährung als auch über die Belastung des Hundes beeinflusst. Der Schweregrad der HD wird bemessen in A (HD-frei), B (HD-Verdacht), C (leichte HD), D (mittlere HD) und E (schwere HD). Am Rande bemerkt: Auch Katzen können an einer Hüftgelenksdysplasie erkranken.

  • eine Femurkopfluxation

Dabei springt der Oberschenkelkopf durch äußere Krafteinwirkungen (Sturz, Autounfall, Sprung aus großer Höhe) oder ungünstige Dreh- oder Hebelwirkungen aus der Hüftgelenkpfanne heraus.

Beschwerden im Hüftgelenk können auch durch eine Arthritis ausgelöst werden. Hierbei handelt es sich um eine durch Infektionen verursachte entzündliche Gelenkerkrankung.

Die Arthrose beim Hund ist eine degenerative Gelenkerkrankung, die mit einem geschädigten Knorpel einhergeht und sehr schmerzhaft verläuft.

  • ein Beckenbruch

Infolge eines Autounfalls oder eines Sturzes aus großer Höhe kann das betroffene Tier eine Fraktur des Beckens (Beckenbruch) erleiden.

  • OCD

Die Osteochondrosis dissecans (OCD) ist eine Knorpelwachstumsstörung, die in seltenen Fällen auch die Hüfte von Hunden betreffen kann.

Woran erkenne ich, dass mein Hund Beschwerden hat?

Hunde verbergen oft, dass sie Schmerzen haben. In der Natur würde ein offensichtliches Leiden Schwäche bedeuten und sie angreifbar gegenüber Feinden machen. Mit einem geschulten Blick erkennst du aber dennoch, wenn dein Tier leidet. Erkrankungen des Hüftgelenks werden vor allem über das Gangbild sichtbar. Plötzliche oder schleichende Veränderungen solltest dunicht ignorieren.

Typische Symptome einer kranken Hüfte:

  • Lahmheit des betroffenen Hinterbeins
  • ein hoppelnder Gang ähnlich dem eines Hasen
  • instabiler Gang, kurze, abgehackte Schritte oder Passgang
  • Sitzen mit zur Seite abgespreiztem Hinterbein
  • Bewegungsunlust infolge von Schmerzen
  • Bewegungsverweigerung beim Treppensteigen oder Einsteigen ins Auto
  • Steifheit nach dem Aufstehen, Zeit notwendig, um sich einzulaufen
  • Tier findet keine geeignete Ruheposition, häufiges Wechseln der Position
  • Berührungsempfindlichkeit
  • Verhaltensveränderungen, ggf. Aggression gegenüber Artgenossen oder Menschen

Wie lässt sich eine Hüfterkrankung behandeln?

Zeigt ein Hund Symptome, die auf eine Erkrankung der Hüfte hindeuten, muss zunächst eine Diagnose durch den Tierarzt/die Tierärztin gestellt werden. Hilfreich kann dabei eine Röntgen-, CT oder MRT-Untersuchung sowie eine Analyse der Blutwerte sein. Je nach vorliegender Erkrankung muss der/die behandelnde Tierarzt/Tierärztin entscheiden, welche Therapieform die richtige ist. Das Ziel ist es immer, das Gelenk und seine Beweglichkeit zu erhalten.

In manchen Fällen verspricht eine konservative Behandlung Erfolg, z. B. bei Patienten mit leichter HD. Der Hund wird mittels schmerz- und entzündungshemmender Medikamente schmerzfrei gehalten und wieder in Bewegung gebracht. Die Muskulatur wird dadurch gestärkt. Ein Voranschreiten der Erkrankung ist möglichst zu verhindern. Gleichzeitig sollte bei Übergewicht eine Gewichtsreduktion erfolgen. Unterstützend können physiotherapeutische Maßnahmen die Beweglichkeit fördern.

Ist der konservative Weg wenig aussichtsreich, kann auch eine Operation helfen. Das Durchführen einer Hüft-OP beim Hund ist heute keine Seltenheit mehr. Die Tiermedizin ist auf einem modernen Stand und es gibt inzwischen viele Erfahrungswerte zu den Erfolgsaussichten der einzelnen Operationstypen.

Hüft-OP: mögliche Operationstypen

Bei der Goldimplantation werden wenige Millimeter große Goldpartikel mithilfe einer Hohlnadel an Akupunktur-Punkten und dem betroffenen Gelenk eingesetzt. Die Goldimplantation kann schmerzlindernd, entzündungshemmend und muskelentspannend wirken. Die zugrundeliegende Erkrankung, etwa eine Hüftarthrose, wird durch die Behandlung nicht therapiert.

Bei der Denervation werden schmerzleitende Nervenfasern rund um das Gelenk durchtrennt. Der Hund ist nach erfolgreichem Eingriff schmerzfrei und hat wieder Freude an Bewegung: Ein Aufbau der zumeist geschwächten Muskulatur ist jetzt möglich. Die Denervation behandelt jedoch lediglich die Symptome der Hüfterkrankung, die Ursache bleibt bestehen. Der Eingriff birgt ein geringeres Risiko als andere operative Methoden und kann zeitgleich an beiden Hüftgelenken durchgeführt werden. Häufig erfolgt die Denervation in Kombination mit der Durchtrennung des Pectineus-Muskels. Dies hat ein Kippen des Gelenkkopfes in die Gelenkpfanne zur Folge und entlastet die erkrankte Hüfte.

Eine weitere mögliche Behandlungsform kann das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks sein. Bevor diese Operationsmethode zum Einsatz kommt, sollte geprüft werden, ob weniger invasive Therapiewege infrage kommen. Hunden mit starker HD kann ein Kunstgelenk zu einem schmerzfreien Leben verhelfen. Hierbei wird dem Hund unter Vollnarkose eine künstliche Hüftgelenksprothese eingesetzt. Ein Implantat ersetzt Gelenkpfanne und Gelenkkopf.

Bei jungen Tieren, die an HD erkrankt sind, kann eine sogenannte Dreifache Beckenosteotomie (DBO) Erfolg versprechen. Während der Operation wird das Becken im Bereich von Schambein, Sitzbein und Hüftbein mit einer Spezialsäge durchtrennt. Die Hüftgelenkpfanne wird anschließend rotiert und mithilfe von Platten verschraubt. Nach erfolgreicher Operation sind betroffene Hunde wieder beweglich. Jedoch ist die Methode anspruchsvoll und mit einem Risiko verbunden.

Bei der Femurkopf-Hals-Resektion wird der Kopf des Oberschenkelknochens operativ entfernt. Das führt zur Bildung einer bindegewebigen Verbindung zwischen Oberschenkelknochen und Becken. Diese Operationsmethode wird dann angewandt, wenn der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks aus Alters- oder Kostengründen nicht möglich ist. Sie ist auch nur bei kleinen und mittelgroßen Hunden sinnvoll.

Seltener zum Einsatz kommt die Symphysiodese. Sie ist eine frühe Therapiemaßnahme der HD und kann ausschließlich bei jungen Hunden durchgeführt werden, die sich noch im Wachstum befinden. Das Wachstum des unteren vorderen Beckenbereichs wird durch die Symphysiodese gestoppt, während die oberen Bereiche des Hüftknochens weiter wachsen. Die Gelenkpfannen kippen dadurch nach außen über die Gelenkköpfe und erzielen eine größere Stabilität des Hüftgelenks.

Risiken bei Operationen

Wie bei jedem operativen Eingriff besteht bei den genannten Methoden der Hüft-OP beim Hund immer ein gewisses Operationsrisiko. Der Verlauf der Narkose und die Wundheilung im Anschluss an die Operation sind individuell von der Konstitution des Hundes und von anderen Faktoren abhängig. In den Tagen und Wochen nach der OP sollten die auferlegten Verhaltensregeln zur Schonung streng eingehalten werden. Andernfalls ist der Erfolg des gesamten Eingriffs gefährdet, z. B. durch Überlastung des Kunstgelenks. Hunde vergessen im Übermut schnell einmal, wo ihre körperlichen Grenzen sind! Antworten auf deine Fragen rund um die Hüft-OP bei deinem Hund sollte dir dein:e Tierarzt/Tierärztin geduldig geben.

Außerdem gilt: Übergewicht ist Gift für die Gesundheit! Eine dauerhafte Gewichtsanpassung sollte bei allen Arten der Gelenkerkrankungen vorgenommen werden. Begleitende Physiotherapie zum Aufbau der Muskulatur und zum Erhalt der Beweglichkeit wirkt sich in vielen Fällen positiv auf den Krankheitsverlauf aus. Eine Anpassung der Belastung sollte ebenfalls erfolgen: Hunde mit HD sind im Leistungssport nicht gut aufgehoben. Nahrungsergänzungen, die Knorpel schützende Extrakte enthalten, können unterstützend gefüttert werden.