08/08/2025  von Susanne C. Steiger

CBD ist ein Wirkstoff aus der Hanfpflanze, der in Ergänzungsprodukten für Hunde und Menschen auftaucht. Was du darüber wissen solltest und was eine Tierärztin über CBD für Hunde sagt, liest du hier.

Hanf ist seit Jahrhunderten als Heilpflanze in Gebrauch – allerdings sind nicht alle Wirkstoffe unproblematisch. Neben Marihuana und Haschisch, beides die Psyche beeinflussende Drogen, enthält die Hanfpflanze jedoch auch harmlose Wirkstoffe, die für Arzneimittel genutzt werden. „Die Besonderheit ist, dass die Wirkstoffe sich sowohl beim Mensch als auch bei Tieren im Nervensystem an bestimmte Rezeptoren andocken“, erklärt Dr. med. vet. Julia-Rebecca Llewellyn von der Internistischen Fachpraxis für Kleintiere.

„Dieses sogenannte endogene Cannabinoid-System ist ein Teil des Nervensystems und existiert bei allen Säugetieren. Die Rezeptoren sind zum einen im Gehirn und zum anderen in bestimmten Zellen des Immunsystems sowie in den Knochen-auf- und -abbauenden Zellen zu finden. An diese Rezeptoren bindet sich das CBD.

Das etwas andere Hanf-Öl

CBD ist die Kurzform von Cannabidiol, einem der rund 80 Inhaltsstoffe der Hanfpflanze. Im Unterschied zu THC enthält es keine betäubenden oder berauschenden Wirkstoffe. Dafür aber bewirkt es beim Einsatz als unterstützende Therapie positive Effekte bei einer Reihe von Erkrankungen. Seit 2018 ist CBD-Öl der Tierärztin als Ergänzungsmittel bekannt, das bei Patienten positive Wirkungen zeigen kann.

Bisher gibt es vor allem in den USA Studien, die den medizinischen Effekt des Cannabidiols beim Menschen untersuchen. Die Zulassung als Medikament ist dort auf bestimmte Einsatzgebiete beschränkt und nur bei entsprechender Indikation erlaubt. Doch dort, wie auch hier seit gut 7 Jahren, wird CBD-Öl häufiger zur Anwendung bei Hunden empfohlen.

Dabei betont Dr. Lllewellyn: „Die Wirkstoffe eines CBD-Öls finden wir nicht im handelsüblichen Hanföl. Das therapeutische Cannabis wird speziell gewonnen und der Extrakt dann mit anderen Ölen gemischt, um eine medizinische Dosierung zu ermöglichen.“

Erste amerikanische Studien belegen den positiven Effekt bei der ergänzenden Behandlung von Epilepsie bei Hunden. „Was fehlt, ist eine eindeutige EU-weite rechtliche Regelung und damit auch eine Zulassung als medizinisches Produkt“, sagt die Tierärztin. Das hindert Julia-Rebecca Llewellyn nicht, die beobachteten positiven Wirkungen von CBD für Hunde bei verschiedensten Erkrankungen zu berücksichtigen. So kommt es vor, dass sie CBD-haltige Präparate bei Patienten anspricht, deren Hundehalter gerne unterstützend unbedenkliche Mittel geben wollen.

Hilfreich von Angst bis Tumor

Die Liste der Erkrankungen, bei denen die Hanfextrakte eingesetzt werden können, ist recht umfangreich. Sie zählt unter anderem auf:

  • Epilepsie
  • Übelkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Angstzustände
  • Entzündungshemmend
  • Hauterkrankungen
  • Immunsystemstärkung
  • Schmerzlinderung z.B. bei HD oder Osteoarthritis
  • Arthrose
  • IBD (chronische Darmentzündung)
  • Krampfanfälle
  • in der palliativen Tumortherapie
  • in der Begleitung von Chemotherapie

Der große Vorteil von CBD für Hunde sei, dass es wenig Nebenwirkungen habe, auch, wenn die Vierbeiner uns „Kopfschmerz und Schwindel nicht so mitteilen können wie Menschen. Doch auch bei diesen ist es relativ selten“, weiß Dr. Llewellyn. Eine Umstellung kann es für den Darm sein, wenn Hunde Öle nicht so gewöhnt sind. „Dann kann es schon einmal zu Durchfall kommen. Aber in der Regel ist die Menge ja so gering, dass sich schnell ein Gewöhnungseffekt einstellt.“

Neben der direkten Gabe über das Futter wirkt CBD-Öl auch direkt über die Haut. Gerade bei Hauterkrankungen könne das Auftragen Hilfe bringen, erklärt sie weiter.

Foto: Lyudmila/stock.adobe

Pipette mit Tropfen von CBD-Öl als Nahrungsergänzung für Hunde

Natürlich ist die Anwendung von CBD für Hunde immer nur eine Empfehlung, denn Hundehalter:innen müssen dies von sich aus wollen. Die Präparate ersetzen in dem Sinne keine klassischen Medikamente, das betont Dr. Llewellyn. So wird ein Hund nie komplett schmerzfrei sein, wenn CBD zur Linderung bei Hüft-Dysplasie eingesetzt wird. Dennoch schätzt sie die positiven Effekte: „Bei Epilepsie beispielsweise hat sich deutlich gezeigt, dass sowohl die Anfallshäufigkeiten durch die Gabe von CBD zurückgehen als auch der Bedarf an Krampfanfalls-blockenden Medikamenten, sogenannten Antikonvulsiva, gesenkt werden kann.“ Dies belegt die Anfang 2019 veröffentlichte Studie der Cornell-Universität, New York. Damit verbessere CBD grundsätzlich die Lebenssituation für an Epilepsie leidende Hunde.

Finger weg von Produkten für Menschen

Wichtig sei allerdings, auf die Darreichungsform der CBD-Präparate zu achten. Man könne nicht einfach für Menschen zugelassene CBD-Öle verwenden. „Im Humanbereich zugelassene CBD-Öle enthalten oft Xylit, um die Bitterstoffe geschmacklich zu übertönen. Xylit ist aber für Hunde giftig. Daher rät die Tierärztin von der Gabe ab. „Anders ist es mit beispielsweise mit speziellen Ölen für Tiere, hier gibt es welche für Katzen z. B., die mit Vanille angereichert sind. Das ist unproblematisch. Grundsätzlich kommt es auf den Anteil der CBD-Extrakte an, mit denen ein neutrales Träger-Öl angereichert wird. Die Dosierung variiert ebenfalls, einen Einheitswert kann man kaum festlegen.

CBD für Hunde: Keine Wundermittel, aber hilfreich

Aus ihrer Erfahrung heraus weiß Dr. Llewellyn, dass CBD nicht immer und bei jedem Hund dieselbe Wirkung hat. „Es kommt auch auf die Rasse, entsprechend typisches Verhalten oder die grundsätzliche Veranlagung an“, erklärt sie die Unterschiede. „Mit entscheidend ist auch, ob die Halter selber eine Wirkung beziehungsweise Einfluss auf die Wirkung haben. Bei der Anwendung gegen Angstzustände beispielsweise – hier geht es ja häufig mehr um die Psyche als um gesundheitliche Beeinträchtigungen. Doch die positive Wirkung, die sich bei Schmerzliderung oder auch in der begleitenden Therapie bei Tumoren anzeichnet, ist für mich Grund genug, Hundehaltern bei Nachfrage die Möglichkeit aufzuzeigen.“

Hinzu komme, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Hundehalter nachfragen, ob sie nicht etwas Unterstützendes zu klassischen Therapien geben könnten, um die Wirkung zu verbessern. Die Bereitschaft, pflanzenheilkundliche Präparate einzusetzen, sei deutlich größer geworden. „Und eine Überdosierung von CBD ist eher unwahrscheinlich, denn wenn die Rezeptoren, an denen die Canabidiole andocken können, alle besetzt sind, ist das Maximum erreicht und der Rest wird nicht gespeichert oder verwertet.“

Dennoch ist ihr Rat, immer abzuwägen, ob und wann CBD eingesetzt werden soll. Sie rät davon ab, Bewährtes einfach komplett durch CBD zu ersetzen, das Risiko sei einfach zu groß. Es spricht aber nichts dagegen, die gewonnenen Erkenntnisse zu nutzen, und beispielsweise wie bei Epilepsie auch altbekannte und erfolgreiche Medikation mit CBD zu ergänzen und dadurch die klassische Medikation zu reduzieren.