Hat der Hund plötzlich Durchfall, beginnt die Suche nach der Ursache. Lies hier, welche Gründe Durchfall haben kann, welche Hilfe der Vierbeiner braucht und ab wann du zum Tierarzt/zur Tierärztin gehen solltest. + Tierärzte brauchen Hilfe: aktuelle Studie zum Thema akuter Durchfall

29.09.21: Das Gastroenterologie-Team der Medizinischen Kleintierklinik in München sucht Teilnehmer:innen, die anonym einen Fragebogen zu akutem Durchfall beim Hund ausfüllen. Betreut wird die Studie von der Tierärztin und Doktorandin Helene Stübing. Das Ziel:

  • herauszufinden, mit welcher Erwartungshaltung Besitzer:innen in die Praxis kommen,
  • welche Untersuchungen oder Medikamente sie sich wünschen
  • und auch was sie bereit sind, dafür zu zahlen.

Das sagt das Team: „Auch wenn die Entscheidung über die Therapie des Patienten letztendlich immer in der Hand des/r Tierarztes/Tierärztin liegen sollte, kann unser Fragebogen ihm/ihr helfen, Besitzer:innen besser zu verstehen, und Aufklärungsarbeit zu leisten, wo es nötig ist. Schließlich soll nicht nur der Hund gesund sein, sondern auch seine Menschen glücklich.“

Helene Stübing ist Tierärztin und Doktorandin in der Gastroenterologie an der Medizinischen Kleintierklinik und betreut die Fragebogen-Studie

Begleitende Symptome bei Durchfall

Die Farbe, Konsistenz und Häufigkeit des “Geschäfts” unserer Hunde variiert von Tag zu Tag: Mal ist der Kot fest, mal breiig, mal dunkelbraun, rötlich oder schwarz. Die Beschaffenheit des Kots eines gesunden Hundes hängt in erster Linie davon ab, was er gefressen hat und wie er die aufgenommene Nahrung verträgt.

Akuter Durchfall tritt im Laufe des Lebens bei fast jedem Hund auf. Wenn ein Hund sehr selten Durchfall hat und dieser nicht lange andauert, ist er in der Regel unbedenklich. In den meisten Fällen normalisiert sich die Verdauung schnell und der Kot ist wieder fest.

  • Darmgeräusche
  • Blähungen
  • allgemeines Unwohlsein
  • Appetitlosigkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Unruhe
  • Erbrechen
  • Fieber

Hält der Durchfall länger an und zeigt ein Hund weitere Symptome wie Erbrechen, Appetitlosigkeit und Schwäche, ist die Lage unter Umständen ernster. Vorsicht bei Welpen (und vorerkrankten Hunden): Für sie kann anhaltender Durchfall schnell gefährlich werden. Ein Besuch beim Tierarzt/bei der Tierärztin ist dringend nötig.

Für uns Hundehalter:innen ist es hilfreich, eine harmlose Verdauungsstörung von einem Notfall unterscheiden zu können. Basiswissen zur Ernährung des Hundes hilft, vorzubeugen und Fehler bei der Fütterung zu vermeiden.

Welche Ursachen hat Durchfall?

Durchfall bei Hunden, fachlich Diarrhoe genannt, ist eine Verdauungsstörung. Er kann viele Ursachen haben und muss unter Berücksichtigung weiterer Symptome betrachtet werden.

  • Fütterungsfehler und zu schnelle Futterumstellung
  • Allergie gegen das Futter
  • mangelnde Fütterungshygiene
  • Entzündungen (z. B. Gastritis)
  • Infektionen durch Bakterien oder Viren (z. B. Salmonellen, E. coli, Rotaviren)
  • Parasiten (Giardien, Spul-, Band- oder Hakenwürmer)
  • Vergiftung
  • chronische Erkrankungend
  • Erschöpfung
  • Stress

Bei anhaltendem Durchfall muss der Ursache tierärztlich auf den Grund gegangen werden, denn die gestörte Verdauung ist nur das Symptom einer vorliegenden Erkrankung. Nach einer Allgemeinuntersuchung können zur Diagnose Untersuchungen von Blut, Kot und Harn Aufschluss geben. Unter Umständen liefert auch eine Röntgenuntersuchung oder Ultraschall  wichtige Informationen. Ob der Hund Medikamente benötigt, beurteilt der Tierarzt/die Tierärztin natürlich einzelfallabhängig.

Was tun bei Durchfall?

Das aufgenommene Futter verdauen Hunden ähnlich wie Katzen normalerweise innerhalb von acht bis zehn Stunden. Während der Nahrungsbrei den Magen-Darm-Trakt passiert, werden ihm nach und nach bis zu 80 Prozent des Wassers entzogen. So ergibt sich am Ende die Festigkeit des Kots.

Hat ein Hund Verdauungsstörungen, wird die Muskeltätigkeit des Darms beschleunigt. Die Verdauungszeit verkürzt sich und die Nahrung durchläuft den Verdauungstrakt schneller. Der Körper hat somit kaum Zeit, Wasser aus dem Nahrungsbrei aufzunehmen. Zudem erfolgt häufig ein erhöhter Zufluss von Flüssigkeit, um den Darminhalt zu verflüssigen. Durchfall ist das Resultat.

Therapie-Tipps: Schonkost und Flüssigkeitsausgleich

Der mit starkem Durchfall verbundene Wasser- und Elektrolytverlust kann ähnlich wie beim Menschen eine gesundheitliche Gefahr darstellen, wenn er länger anhält. Dem Hund kann zum Ausgleich Trinkwasser, das mit einer Elektrolytlösung oder Kochsalz (2 bis 3 Gramm je Liter) versetzt ist, bekommen. Ebenfalls eignen sich mit Traubenzucker versetzter Kamillentee oder schwarzer Tee sowie verdünnte Fleischbrühe.

Eine weitere Gefahr ist das Entstehen einer Futtermittelallergie: Ist die Darmschleimhaut durch eine Verdauungsstörung gereizt oder entzündet, hat sie eine erhöhte Durchlässigkeit. Werden Hunde trotz des Durchfalls weiter gefüttert, können größere Futterbestandteile und Nahrungsproteine die Darmwand passieren. Der Körper reagiert darauf mit Abwehr – eine Futtermittelallergie auf den betreffenden Nahrungsbestandteil kann die Folge sein.

Bei Durchfall: Fasten ist angesagt

Deshalb heißt es bei akutem Durchfall erwachsener Hunde: Diät halten und nicht füttern! Hunde sollten ein bis zwei Tage lang kein Hundefutter bekommen, damit der Darm entlastet wird. Trinken ist wichtig – die Gabe von frischem Trinkwasser erfolgt natürlich weiterhin. Im Anschluss an das Fasten sollte die Fütterung behutsam begonnen werden. Drei bis vier kleine Mahlzeiten pro Tag sind empfehlenswert, damit sich der geschwächte Hund allmählich wieder an die Nahrungsaufnahme gewöhnen kann. Schonkost in Form eines Diätfuttermittels aus dem Fachhandel kann hilfreich sein. Auch gekochter Reis und mageres Hühnerfleisch eignen sich.

Ab wann zum Tierarzt?

Durchfall behandeln lassen oder nicht – diese Frage stellen sich viele Hundehalter, wenn es ihrem Tier nicht gut geht. Bei einmaligem Auftreten ist normalerweise noch kein Praxisbesuch nötig. Es gibt aber Anzeichen, die eine tierärztliche Behandlung dringend notwendig machen und auf ernste Krankheiten hindeuten:

  • Durchfall, der länger als 24 Stunden anhält
  • Verdacht auf Vergiftung
  • Verdacht auf einen Fremdkörper im Magen oder Darm
  • bei zusätzlichem Erbrechen und Kreislaufversagen
  • blutiger Durchfall oder Schleim
  • Fieber
  • Verweigerung der Flüssigkeitsaufnahme: Hund trinkt nicht
  • bei Welpen und Junghunden ist besondere Vorsicht geboten: im Zweifel immer tierärztlich behandeln lassen