Viele Hunde haben die unangenehme Eigenart, an der Leine zu ziehen und müssen die Leinenführigkeit erst mühsam erlernen. Der Zughundesport-Experte Ingo Babbel hat einen ungewöhnlichen, aber sehr effektiven Rat für geplante Hundehalter:innen: Den Hund einfach mal ziehen lassen! 

Viele Hundebesitzer:innen bekommen ihren Hund nicht so richtig in den Griff, wenn es darum geht, entspannt entlang der Stadtpromenade zu longieren. Oft sieht man die Hunde mit Ruck nach vorne gehen oder auch mit einem spontanen Sprung in eine unerwartete Richtung springen. Haben die Menschen es dann irgendwie geschafft, nach vielen Stunden auf dem Hundeplatz und teuren Einzelstunden das Kommando “Fuß” zu erlernen oder durchzusetzen, sind bereits einige Nerven auf der Strecke geblieben und das Verhältnis Mensch/Hund ist negativ geprägt.

Canicross: spielerisch wichtige Kommandos lernen

Die Hundefreunde schauen dann immer so nett verdutzt, wenn ich ihnen rate, den Hund einfach mal ziehen zu lassen. Die Bewegung mit Hund im Zug nennen wir Canicross. Dabei bekommt der Hund die Aufgabe, seinen Menschen von A nach B zu ziehen. Das Spiel “Hund zieht Mensch” ist äußerst beliebt bei den meisten Hundetypen. Wirklich alle Hundebesitzer:innen, die es bisher bei mir ausprobiert haben, waren begeistert von dem neuen Gefühl der Fortbewegung.

Beim Canicross lernen die Hunde spielerisch viele wichtige Kommandos, die im Alltag eine wichtige Anwendung finden. Die Hunde verstehen dabei sehr wohl den Unterschied zwischen dem Kommando “Zieh” und dem Kommando “Fuß”. Um aber verantwortungsvoll und harmonisch mit seinem Hund arbeiten zu können, versuchen wir zu deuten, warum der Hund sich so oder so verhält. Welche genetischen Veranlagungen hat mein Hund und welche Triebe könnten in ihm wirken, welche Ausbildungen und Erfahrungen hatte er bisher?

Zughundesport: Der Hund verknüpft das Ziehen mit seinem Zuggeschirr

So entsteht ein wenig Verständnis für unseren Vierbeiner und das Lernen ist vom Start weg etwas entspannter. Beim Geländelauf mit Hund bekommt der Hund ein sportliches Outfit, das Canicross-Geschirr. Der Hund lernt, die Zugaufgabe nur mit diesem Geschirr zu verbinden. Eine 2 Meter lange spezielle Zugleine mit Rückstoßdämpfer verbindet den Läufer mit dem Hund. Der Läufer bekommt einen leichten und bequemen Canicross-Gürtel um die Hüfte gelegt.

Schon jetzt ist das Ziehen für beide viel angenehmer. Um sofort richtig in den Freizeitsport mit eurem Partner einzusteigen empfehle ich die Teilnahme an einem guten Canicross Workshop. Hier lernt ihr nochmal Alles was ihr für euren neuen Outdoorspaß braucht. Die Kommandos Okay/Zieh, Steh, rechts vorbei, links vorbei, voraus, rechts ran links ran, schneller oder langsamer setzt euer Hund sehr schnell um. Der Hund geht nun mit Motivation in den Zug und der Läufer lässt sich beim gemeinsamen Jagen ziehen.

Zughundesport fördert viele grundlegende Fähigkeiten

Unsere Canicross-Hunde sind wie auch in anderen Hundesportarten sehr aktiv, geistig und körperlich gut ausgelastet. Sie bilden im Zughundesport viele grundlegende Kompetenzen aus. Sie erlernen das selbstständige Handeln und gewinnen an Selbstsicherheit. Für Läufer ist der Canicross Sport eine leicht umzusetzende sportliche Alternative zur gewöhnlichen Gassirunde. Na ja, es werden immer mehr, die wir mit Hund im Zug joggen sehen und sind froh, die Hunde nicht nur in der Unterordnung zu sehen. Das Kommando “Fuß” funktioniert nach der Canicross-Runde auf jeden Fall schon viel besser – versprochen!

Aus dem Stadthunde.com-Archiv