Hunde sind Bewegungstiere und können lange Distanzen laufen, ohne sich dabei zu verausgaben. Allerdings hat sich auch das Leben der Hunde gegenüber dem Leben ihrer Vorfahren verändert. Nicht wenige Hunde haben heutzutage zu wenig Bewegung, leiden unter Übergewicht oder werden andererseits beim Hundesport von ihren Haltern falsch oder zu viel trainiert. All dies kann dazu führen, dass Hunde wie auch wir Menschen häufiger unter Beschwerden wie Rückenschmerzen leiden.

Der Aufbau der Hunde-Wirbelsäule

Ganze 27 Wirbel hat der Rücken der Hunde. Dazwischen die gallertartigen Bandscheiben und flexiblen Gelenke für die Beweglichkeit der Wirbelsäule und etliche Bänder und Muskeln, die das gesamte Skelett miteinander verbinden. Das Rückenmark läuft durch den Wirbelkanal und leitet über Nervenwurzeln alle Bewegungsbefehle an das Gehirn weiter. Auch der Reiz von Rückenschmerzen wird hier an das Gehirn weitergegeben. Wird er permanent, leidet die Lebensqualität des Hundes; deshalb gilt es, den Rücken der Hunde zu schonen, zu stärken und bei Auffälligkeiten genau zu beobachten.

Probleme, die auftreten können

Rückenschmerzen können vielfältige Ursachen haben: Verspannungen der Muskeln oder verkürzte Muskeln sind hier ebenso zu nennen wie Entzündungen an Sehnen oder Knochenansätzen. Auch nicht richtig ausgeheilte Verletzungen oder Gelenkerkrankungen an anderer Stelle können einen chronischen Verlauf nehmen und dazu führen, dass der Hund eine Schonhaltung einnimmt, die ihm auf Dauer immer mehr schadet, weil er sich unzureichend oder falsch bewegt. Wie wir Menschen auch können Hunde an Bandscheibenvorfällen leiden.

Prädestinierte Hunderassen für Wirbelsäulenprobleme

Große Hunde wie Doggen und Rottweiler können unter dem sogenannten Wobbler-Syndrom leiden: eine Instabilität der unteren Halswirbel. Kleine Hunde wie Terrier und Dackel sind vor allem im oberen Halswirbelbereich anfällig. Ein schwerer Bandscheibenvorfall in diesem Bereich kann zu einer sogenannten Tetraparese, d.h. einer Lähmung der Beine (“Dackellähme”) führen. Der Rücken sollte daher immer gut geschützt sein und bestimmte Bewegungen wie Treppen steigen, Sprünge vom Sofa oder ruckartiges Ziehen an der Leine sollten möglichst vermieden werden. Statt eines Halsbandes ist daher die Anschaffung eines Brustgeschirrs anzuraten. Die Behandlung eines einmal geschädigten Rückens kann sehr langwierig, teuer und anstrengend sein, da im schlimmsten Fall der natürliche Bewegungsdrang des Hundes zu seinem eigenen Schutz eingedämmt werden muss. Insofern gilt: Präventive Maßnahmen beachten!

Wie stärken, wie vorbeugen? Hundesport, Gewichtsreduktion, Behandlung

Bewegung: Zu vermeiden gilt es, den Hund permanent falsche Bewegungen ausführen zu lassen, zum z. B. beim Sprung, Apport, Agility oder Ballspielen. Auch beständige Fehlbelastung durch unsachgemäßen Hundesport sollte der Hundehalter unbedingt unterbinden. Für die prädestinierten Zwergrassen sind hohe Sprünge und das Steigen von hohen Treppen grundsätzlich nicht empfehlenswert.

Gewicht: Ein großes Augenmerk sollte man bei anatomisch prädestinierten Hunderassen auf das Gewicht legen. Aber auch nach Kastrationen tendieren Hunde dazu, an Gewicht zuzulegen. Das heißt: Nicht zu viele Leckerchen, ausgiebige Spaziergänge, sinnvollen Hundesport und gesundes Futter ohne Zucker. Das ideale Gewicht lässt sich mit drei einfachen Tricks überprüfen: Von der Seite aus gesehen sollte die Bauchlinie des Hundes vom Brustkorb zum Becken aufsteigen. Betrachtet man den Hund von oben, so sollte der hintere Rippenbereich deutlich schmaler sein als der des Brustkorbs. Außerdem sollten die Rippen im Brustbereich spürbar sein.

Behandlung: Hunden, die bereits mit Rückenschmerzen zu kämpfen haben oder hatten, können regelmäßige physiotherapeutische, osteopathische, chiropraktische oder medikamentelle Behandlungen durch einen Tierarzt helfen.  Die Anwendungen reichen von Massagen und Wasserbädern über Gerätetherapien bis hin zu passiver Mobilisation und dienen jeweils der Prävention, der Rehabilitation, der Schmerzlinderung und dem Muskelaufbau. Insbesondere bei längerfristigen Medikamenteneingaben oder auch bei älteren oder multimorbiden Hunden ist auf eine gute Verträglichkeit zu achten. Je nach Schwere der Erkrankung können z. B. biologische Arzneimittel entweder alleine oder in Kombination mit konventionellen Medikamenten gute Dienste leisten. Der Hundehalter selbst kann mit angemessenem Training und genügend Bewegung den Muskelwiederaufbau unterstützen.

Nahrung: Für die einwandfreie Funktionsweise der Wirbelsäule, wie auch aller anderen Organfunktionen, benötigt der Hundekörper ausreichend Flüssigkeit. Hunde, die nur selten Durst haben, kann der Hundehalter gut mit folgendem Trick zum Trinken animieren: Das Wasser mit ein wenig Fleischbrühe aufsetzen und auch das Feuchtfutter dem Tier mit Wasser reichen. Trockenfutter sollte stets in Wasser eingeweicht werden – egal, ob die Hunderasse besonders anfällig ist für Wirbelsäulenprobleme oder nicht.

Bewegungsspiele und sanfter Hundesport für einen starken Rücken

Schwimmspiele für wasseraktive Hunde: Das wohl allen bekannte Spiel ist das Ballwerfen: Es lässt sich aber bei nicht wasserscheuen Hunden noch optimieren. Den Ball in einen See oder ein Hundebecken im Park zu werfen, animiert den Hund, seinen Bewegungsapparat abwechslungsreich zu nutzen und die Rückenmuskulatur spielerisch zu trainieren. Aber Vorsicht: achte auf einen rutschfesten Untergrund!

Radfahren als gut dosierbarer Hundesport: Wohltemperiertes Fahrradfahren auf weichen Böden ermöglicht dem Hund, sich vollständig und gleichmäßig zu bewegen, ohne die Gelenke zu belasten. Sollte der Hund noch nicht trainiert sein, muss er erst langsam – das heißt nicht jeden Tag – an das Radfahren herangeführt werden.

Rückengymnastik für den Hund: Bei der sogenannten Hunde-Gymnastik wird die Muskulatur entspannt, die Durchblutung angeregt und eventuelle Verspannungen gelockert. Beim Tellington-Touch zum Beispiel kommen Bodenübungen, kreisförmige Bewegungen und Ausstreichen des Hundekörpers zum Einsatz, die Schmerzen lindern und den Hund beruhigen und stabilisieren sollen.

Bauchmuskeltraining – so geht sanfter Hundesport: Wie auch beim Menschen bedarf es für einen starken Hunderücken einer trainierten Bauchmuskulatur. Hier kann ein spezielles Training unterstützen, bei dem der Hund flach auf die Seite gelegt wird. Mit einem Leckerchen soll das Tier nun animiert werden, den Kopf seitlich in Richtung seines Hinterteils zu heben, sodass er die Bauchmuskeln anspannt – diese Position mithilfe des Leckerchens versuchen zu halten. Sollte das Training für den Hund infrage kommen, die Übung regelmäßig wiederholen.

Dog Dancing als Alternative zum Hundesport: Besonders animierte Hundehalter können im sogenannten Dog Dancing eine Alternative zum Hundesport finden. Hier geht es vor allem um Sprünge, weshalb besondere Vorsicht geboten ist: Der Hundehalter sollte sich im Vorfeld informieren, ob Dog Dancing für seinen Hundetyp geeignet ist. Bei der “Choreografie”, die der Hundehalter gemeinsam mit seinem Hund ausführt, fordern die Bewegungen auf den Takt der Musik die Muskulatur. Dog Dancing wird deutschlandweit in Kursen angeboten.