AUS DEM ARCHIV: 

''Unser Labrador-Rüde, unkastriert, ist nun anderthalb Jahre alt und seit der Vollendung des ersten Lebensjahres anderen Rüden gegenüber aggressiv. Er spielt gerne mit Hündinnen und kastrierten Rüden, geht aber auf unkastrierte Rüden los. Ich habe ihn chemisch kastrieren lassen, sein Verhalten hat sich nicht geändert. Mit Ablenkung und rechtzeitigem Heranrufen können wir unsere langen Spaziergänge genießen, sind aber nicht mehr so entspannt wie vorher. Grundsätzlich hört der Hund gut, kann die Grundkommandos, hat gute Bindung zur Familie, Grenzen sind ihm gesetzt. Um das Thema zu bearbeiten war ich in einer Hundeschule, die absoluten Gehorsam einfordert, auch mit Prügel und Elektroschock. Ich hatte das Gefühl, dass das meinem Hund nicht gut tut. Er ist ein eher ängstlicher und schwacher Hund und ich bin der Meinung, die harte Schule lässt sein Selbstwertgefühl noch tiefer sinken.

Wie können wir das Problem lösen? Andere Hundeschulen empfehlen, ihm einen Beißkorb anzulegen. Würde ihn das nicht noch zusätzlich verunsichern? Über Ihren Rat wäre ich Ihnen sehr dankbar!''

Katrin mit Labrador-Rüde Lebbin (anderthalb Jahre alt)

Die Expertin: Gewalt löst das Problem nicht!

Ich bin doch immer wieder erschüttert, mit welchen brutalen Praktiken teilweise gearbeitet wird. Zumal der Elektroschock verboten ist. Und Ihr Gefühl war schon richtig; diese vermeintlichen Erziehungsmethoden sind für keinen Hund zuträglich!

Kastration kann Angstaggression verstärken

Auch denke ich, dass der Zeitpunkt für den Chip zu früh gewählt war. Mit einem Jahr oder auch anderthalb ist der Labrador noch lange nicht ausgereift und mitten in der Pubertät. Durch die chemische Kastration – sie wirkt ja eins zu eins wie die chirurgische – bleibt er aber genau in diesem Stadium stecken. Auch verstärkt sich meist bei einem unsicheren Rüden das angst-aggressive Verhalten.

Zur Lösung des Problems würde ich Sie bitten, einerseits den Chip auswirken zu lassen und parallel einen guten Hundetrainer hinzuzuziehen. Hierbei ist es wichtig, dass der Trainer einschätzt, wie sich die aggressive Kommunikation von Lebbin darstellt, um welche Form der Aggressivität es sich handelt und wie mögliche Trainingsschritte aussehen könnten.

Maulkorb kann das Training unterstützen

Mag sein, dass dann auch ein Maulkorb zum Einsatz kommt. Dieser Wiederum richtet keinen Schaden an. Der Hund sollte jedoch richtig daran gewöhnt werden.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und die richtige Hilfe an Ihre Seite!
Ihre Christine Holst


Wichtiger Hinweis: Diese Beiträge ersetzen nicht den Gang zu einer Hundeschule oder einer kompetenten Fachperson. Die Antworten sollten vielmehr als erste Ratschläge dienen, um die Entwicklung des Hundes in die richtige Bahn zu lenken.