Bei vielen Hundehalter:innen steigt die Herzfrequenz rapide, wenn sie gegen Jahresende auf den Kalender schauen. Schließlich finden viele Vierbeiner die Begleiterscheinungen des Jahreswechsels alles andere als erfreulich. Wir geben Tipps, wie du deinem Hund Silvester erleichtern kannst.

Silvester – das war ursprünglich einfach ein lateinischer Vorname, der soviel wie “Waldmensch” bedeutet. Diesen irreführenden Namen trägt der 31. Dezember, da ein Papst, der so hieß, an diesem Tag starb. Der Brauch, die Silvesternacht mit Feuern zu erhellen und eine Menge Getöse darum zu machen, ist heidnischer Natur. Der Lärm soll bösen Geistern gehörig auf den Wecker gehen und sie ordentlich einschüchtern. Ob es bei den Geistern funktioniert, wissen wir nicht – bei den meisten Hunden funktioniert es freilich.

Hunde-Angst an Silvester

Die wenigsten Hunde lieben Silvester. Doch während der eine Vierbeiner lediglich etwas beunruhigt ist, wenn draußen die Welt unterzugehen scheint, leiden andere unter stark. Wichtig ist daher bei jungen, unvorbelasteten Hunden die frühzeitige Vorbereitung. Es soll am besten gar nicht erst zu Traumata kommen. Auch Hunde, die bis dato eher mutig der großen Knallerei entgegengeblickt haben, können urplötzlich Ängste zeigen. Tatsächlich haben Verhaltensforscher:innen beobachtet, dass Hunde mit zunehmendem Alter automatisch geräuschempfindlicher werden – und Angst vor Knallern entwickeln können. Ein großes Problem dabei: Fühlt sich der Hund schutzlos ausgeliefert, kann das auch zu einem Vertrauensverlust zwischen Mensch und Hund führen.

Verantwortungsbewusste Hundehalter:innen sollten ihre Vierbeiner um den Jahreswechsel herum gut beobachten  – natürlich ohne ihn damit zu verunsichern – und sie in der Silvesternacht nicht alleine lassen. Nur so lässt sich einschätzen, in welchem Maß der Hund durch die Knallerei und den Trubel eingeschränkt wird, und wie am besten darauf reagiert werden sollte.

Desensibilisierung kann langfristig helfen

Mit speziellen Geräusch-CDs, die meist auch Silvesterknallerei enthalten, können wir Hunde auf derartige Ereignisse schonend vorbereiten. Auch laute Wild-West-Filme im Fernsehen oder anderen knallende Geräusche können unter Umständen zum Einsatz kommen. Natürlich sollte die Gewöhnung schrittweise erfolgen. Wichtig ist dabei: Die Geräusche beim Training nur in einer Lautstärke abzuspielen, die der Hund gut aushält. Er soll nicht in Stress geraten. Ihr nähert euch – im besten Fall mit der Unterstützung einer:m guten Trainer:in – dem Reiz also an. Stück für Stück werden die Geräusche lauter gedreht. Das ganze nennt sich Desensibilisierung.

Während das passiert, kann der Hund zum Beispiel auch Leckerli bekommen. Dazu sollte er Futter aber als etwas Tolles empfinden. Darüber kann er das einst für ihn negative Geräusch mit etwas Positivem verknüpfen. Diese Gegenkonditionierung soll dazu führen, dass das einst negative Gefühl in ein positives verwandelt wird.

Draußen richtig reagieren

Auf dem Spaziergang solltest du immer Leckerchen parat haben: Sobald etwas knallt, ist das Anlass für einen großen, ausgelassenen Freudentanz und eine ganze Hand voll Leckerchen. Eine schnelle Reaktion ist dabei wichtig – dein Hund sollte im Idealfall gar nicht erst die Gelegenheit haben, sich zu ängstigen.

Die schrittweise Desensibilisierung gegenüber knallenden Geräuschen und die positive Belegung mit Futter oder Spiel ist ein langfristiger und mühevoller Ansatz. Doch die Mühe lohnt sich, denn der Vierbeiner kann mehr Lebensqualität erhalten. Noch dazu lassen sich Unfälle vermeiden, die passieren, wenn der Hund nach einem Knall panisch wegläuft. Ein großer Nachteil: Ist die Knallerei zu heftig, kann sie jeden Trainingserfolg wieder zunichte machen. Deshalb solltest du möglichst früh im Jahr mit dem Training beginnen. Dann ist mit Rückschlägen durch übermäßige Knallerei nicht zu rechnen. Bei vielen ängstlichen Hunden sind der Desensibilisierung leider Grenzen gesetzt: Ab einem bestimmter Intensität der Knallerei stagniert der Trainingserfolg oft. Der Hund nimmt die Leckerchen nicht mehr an und Spielzeug wird uninteressant. Dennoch: nicht zu früh aufgeben, dranbleiben lohnt sich!

Hunde bleiben an Silvester am Besten an der Leine

Wer seine Hand nicht dafür in den Feuerwerkskörper halten würde, dass sein Hund absolut schussfest ist, sollte ihn um Silvester herum nicht von der Leine lassen. Zu groß ist das Risiko, dass der Vierbeiner sich vor einem plötzlichen Böller erschreckt und davonstürmt.

Um den Jahreswechsel herum steigt die Zahl der entlaufenen Vierbeiner sprunghaft an – ein Alptraum für Mensch und Tier! Deshalb ist es besonders wichtig, dass Hundehalter:innen ihre Vierbeiner schon einige Tage vor und nach Silvester an der Leine behalten. Am besten sollten wir unsere Hunde zudem doppelt mit Halsband und Brustgeschirr absichern. Denn ein panischer Hund ist sehr erfinderisch, wenn es um Fluchtversuche geht.

Wer seinen Hund sicher über den Jahreswechseln bringen möchte, sollte unbedingt mit den Symptomen von Stress und den Beschwichtigungssignalen vertraut sein. So ist rasch zu erkennen, wenn der Hund auf dem Spaziergang von der Böllerei beeindruckt ist. Ist dem Hund der Lärm tatsächlich nicht geheuer, ist es wichtig, dass seine Bezugsperson Gelassenheit ausstrahlt, um ihm Sicherheit zu vermitteln. Menschen, die bei plötzlichen Geräuschen selbst zusammenfahren, werden das mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ihren Hund übertragen.

Hunde mit dem schlechten Gefühl nicht allein lassen

Je dramatischer der Mensch die Situation gestaltet, desto bedrohlicher erscheint sie auch für den Hund. Ein großer Fehler wäre allerdings, alle Anzeichen von Angst vollständig zu ignorieren. Der Vierbeiner soll sich sicher und geborgen bei seinem Menschen fühlen. Das klappt nur, wenn er sich auf ihn verlassen und bei ihm Schutz finden kann. Ein Hund, dessen Angst rigoros ignoriert wird, fühlt sich womöglich in seiner Not alleingelassen und sozial isoliert – und macht damit eine zutiefst furchteinflößende Erfahrung.

Deshalb gilt: Körperkontakt zulassen, wortlos streicheln oder einfach sanft festhalten ist nicht nur erlaubt, sondern bei vielen Hunden auch wichtig und vertrauensbildend. Auch im Tierreich finden wir in allen sozialen Gruppen dieses Trostverhalten. Es ist essenziell wichtig für Bindung und Vertrauen und verstärkt keineswegs die Angst. Deshalb: Lass deinen Hund nicht mit seiner Angst alleine!

Bachblüten können helfen

Oft lässt sich ein nervöser Hund mit Futtersuchspielen oder einem Spielzeug ablenken. Ihm soll signalisiert werden: ”Ich habe die Knallerei auch gehört, aber es herrscht keine Gefahr. Im Gegenteil, lass uns Spaß haben!” Ein Hund, der mit Apportieren oder Schnüffeln beschäftigt ist, wird die Knaller nur noch vage wahrnehmen und sich rasch an dieses Hintergrundgeräusch gewöhnen.

Trotzdem kann das Adrenalin in der Silvesternacht selbst noch einmal kräftig steigen. Denn jetzt ist es dunkel, und die Böllerei tritt gehäuft auf. Vorsorglich können Bachblüten Rescue-Tropfen die Nerven des Hundes stabilisieren. Dabei solltest du jedoch darauf achten, dass die Rescue-Tropfen wirklich speziell für Haustiere – und damit alkoholfrei! – sind. Sinnvoll ist es auch, rechtzeitig ein Nahrungsergänzungsmittel gegen Hunde-Stress unters Futter zu mischen. Damit wird am besten bereits eine Weile vor dem Jahreswechsel begonnen – sprich die Tierärztin/den Tierarzt deines Vertrauens darauf an!