AUS DEM ARCHIV: 

"Liebe Frau Holst,

meine Nachbarin geht seit Kurzem wieder arbeiten. Sie hat einen Weimaraner- Mix, Marko, Rüde, knapp 1,5 Jahre, sehr temperamentvoll und sensibel. Sobald sie das Haus verlässt fängt er an zu bellen, wenn nicht, weiß ich, dass er wieder etwas zerlegt hat! Gegen Mittag gehe ich mit ihm und meinem eigenen Hund, Labrador- Mix, Mailow, Rüde, etwas über zwei Jahre raus. Die beiden haben überhaupt kein Problem miteinander, sind dicke Kumpels, dass ist also nicht das Problem.

Sondern, dass Marko nicht allein sein kann, oder zumindest sich sehr schwer damit tut. Was können wir machen, dass er darunter nicht so leidet? Ich kann ihn ja auch nicht permanent versorgen. Auch wenn sich beide mitags so richtig ausgetobt haben, passiert es manchmal, das er dann in seinem Zimmer einiges zerlegt. Wie: Tapete abreissen, Linoleum zerlegen, Schrankknöpfe abkauen( sind nun keine mehr vorhanden! ;-)) u.s.w.

Er macht das leider auch, wenn er Beschäftigungsmaterial zur Verfügung hat. Wechselndes Spielzeug, Kauknochen oder auch mal einen Apfel( die liebt er).Was können wir noch tun, oder hilft nur aussitzen, bis er 2 Jahre alt ist und ruhiger wird? Achso, meine Nachbarin geht auch am Morgen ausreichend mit ihm raus und versucht ihn aus zu powern! Wir sind für jeden Tipp dankbar!"

Andrea mit Weimaraner-Mix Marko (1 Jahr alt)

Die Expertin: Aussitzen ist keine Lösung

Ich finde es sehr lobenswert, welche Gedanken Sie sich um den Nachbarshund machen! Die Idee jedoch, dass ein Hund mit 2 Jahren ruhiger wird  - dies ist bei einem gesunden Hund illusorisch. Also: Aussitzen ist keine Lösung! Die Frage ist, wie lange muss Marko denn alleine bleiben? Alles was über maximal 4 Stunden hinaus geht ist meines Erachtens für so einen jungen Hund zu viel.

Auspowern reicht nicht

Auch reicht das körperliche Auspowern allein nicht aus. Marko braucht zusätzlich geistige Beschäftigung. Ich weiß ja nicht, welche Rasse/n noch beteiligt ist/sind, aber gerade der Weimaraner wird meist jagdlich geführt und braucht zumindest eine entsprechende Ersatzarbeit. Sonst führt es unweigerlich zu Problemen, denn gerade der Weimaraner ist kein reiner Begleithund. Hier könnte beispielsweise die Dummyarbeit oder die Zielobjektsuche eine Möglichkeit sein.

Alleinsein will gelernt sein

Auch will das Alleinsein geübt werden. Vielleicht war der Wechsel Ihrer Nachbarin in die Arbeitswelt zu abrupt. Das heißt, es könnte helfen, wenn sie sozusagen neu startet und Marko in kleinen Schritten daran gewöhnt. Ideal wäre natürlich, wenn Marko in den Anfängen mehr Zeit bei Ihnen und Ihrem Mailow verbringen dürfte oder aber Ihre Nachbarin, sollte Sie ganztags arbeiten, sich um einen Hundesitter kümmert. Sollte dies alles für Ihre Nachbarin unmöglich sein, kann ich nur raten für Marko ein neues zu Hause zu suchen - Menschen, die seinen Bedürfnissen gerecht werden können.

Ich wünsche Ihrer Nachbarin im Interesse von Marko eine gute Lösung und hoffe, dass ihr Engagement dem Ihren gleicht!

Ihre Christine Holst

Wichtiger Hinweis: Diese Beiträge ersetzen nicht den Gang zu einer Hundeschule oder einer kompetenten Fachperson. Die Antworten sollten vielmehr als erste Ratschläge dienen, um die Entwicklung des Hundes in die richtige Bahn zu lenken.