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Hat ein Hund eine Wunde, können Tierärzte diese entweder nähen oder klammern. Was sind die Vor- und Nachteile der beiden Methoden? Schont eine davon den Hund mehr? Oder heilt die Wunde je nach Versorgung schneller? Und wie sieht es mit den Kosten aus, wenn es ums Wunden versorgen beim Hund geht? Die Tierärzte Ann Christin Petzak und Dr. med. vet. Pasquale Piturru antworten!
Bei der Wundversorgung bei Tieren gibt es tatsächlich Unterschiede zwischen dem Nähen und dem Klammern. Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile, je nachdem, welche Art der Wunde vorliegt und wie der Heilungsprozess am besten unterstützt werden kann. Betrachten wir die Mechanismen, die Heilungseinflüsse sowie die klinischen und biologischen Aspekte beider Methoden im Detail.
Wunden versorgen beim Hund: Vorteile des Nähens (Suturing)
Nähen ist eine sehr präzise Methode und lässt sich bei komplexeren Wunden, z. B. bei tiefen Schnitten oder wenn die Haut unter Spannung steht, sehr gut anwenden. Das Nähen stellt sicher, dass die Haut- und Gewebeschichten genau aneinandergefügt werden. Dies ist besonders wichtig bei tiefen, größeren oder komplexen Wunden, bei denen es auf eine exakte Annäherung der Gewebe ankommt, um eine optimale Heilung zu gewährleisten und Narbenbildung zu minimieren (Schilling et al., 2018).
Der zweite Vorteil liegt in der besseren Kontrolle über den Heilungsprozess: Nähen ermöglicht eine präzise Justierung der Spannung und Position der Haut. Das optimiert die Heilung bei größeren oder tieferen Wunden. Es können spezialisierte Nähte wie intrakutane oder subkutane Nähte verwendet werden, die sowohl die ästhetische als auch die funktionelle Heilung fördern.
Darüber hinaus ist bei dieser Methode der Wundversorgung die Infektionsgefahr reduziert. Eine korrekt platzierte Naht verschließt die Wunde effizient und schützt das darunterliegende Gewebe vor äußeren Erregern. Studien haben gezeigt, dass bei chirurgisch genähten Wunden das Risiko einer Wundinfektion geringer ist als bei ungenauer Wundversorgung (Kaya et al., 2020). Das Robert Koch-Institut betont in seinen Empfehlungen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen die Bedeutung einer sorgfältigen chirurgischen Technik und einer adäquaten Wundversorgung, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
Nachteile des Nähens
Einer der Nachteile des Nähes besteht im höheren technischen Aufwand: Das Nähen erfordert eine präzise Handhabung sowie Erfahrung und kann mehr Zeit in Anspruch nehmen. Insbesondere bei ängstlichen oder unruhigen Tieren sowie Wunden größeren Ausmaßes kann eine Narkose oder Sedierung notwendig werden. Dies geht mit einer erhöhten körperlichen Belastung und gegebenenfalls erhöhtem Risiko für das Tier einher. Zudem kann die Nachsorge mehr Zeit in Anspruch nehmen, beispielsweise durch Verbände, Salben oder weitere klinische Nachkontrollen.

Des weiteren ist bei genähten Wunden eine bessere und längere Pflege nötig. Wenn die Nähte nicht richtig gepflegt werden, können sie nämlich aufgehen oder sich entzünden. Hinzu kommt eine längere Heilungszeit: Wird die Naht nicht richtig gepflegt, können Komplikationen wie das Aufplatzen der Wunde (Wunddehiszenz) oder Infektionen auftreten, was den Heilungsprozess verlängert (Jin et al., 2019). Noch dazu kann sich eine Narbe bilden. Bei unsachgemäßem Nähen oder bei Hautwunden, die zu sehr unter Spannung stehen, kann die Bildung von hypertrophen Narben oder Keloiden (überschießendes Gewebewachstum) begünstigt werden (Martin et al., 2020).
Schauen wir uns nun die Vor- und Nachteile des Klammerns einer Wunde an.
Wunden versorgen beim Hund: Vorteile des Klammerns (Stapling)
Zum einen wären da die Schnelligkeit und Effizienz. Bei der erfolgt der Wundverschluss innerhalb weniger Minuten (Watson, F.C., et al., 2018). Das kann besonders in Notfällen oder bei unruhigen Tieren von Vorteil sein. Zudem entfällt in der Regel eine Sedierung oder Narkose, was die Belastung für den Hund reduziert. Oftmals wird nicht einmal eine Lokalanästhesie benötigt.
Klammern verursachen außerdem weniger Gewebetrauma: Sie fixiieren die Haut lediglich an der Oberfläche, ohne sie zu durchstechen. Dies kann zu einer geringeren Belastung des Gewebes führen und den Heilungsprozess im Vergleich zu anderen invasiveren Techniken begünstigen (Cook et al., 2015). Im Vergleich zum Nähen ist das Setzen von Klammern oft weniger invasiv, was den Körper weniger stresst. Das Klammern in der Regel darüber hinaus kostengünstiger, denn es erfordert weniger Personal- und Geräteaufwand.
Nachteile des Klammerns
Klammern bieten im Vergleich zum Nähen allerdings eine weniger präzise Wundversorgung, insbesondere bei komplexen oder tiefen Wunden. Die Gefahr, dass die Hautränder nicht perfekt aufeinanderliegen, ist höher, was zu suboptimaler Heilung oder unschöner Narbenbildung führen kann.
Laut einer humanmedizinischen Studie des „British Medical Journal“ sei das Infektionsrisiko bei oberflächlichen Wunden beim Klammern zudem dreimal so hoch wie beim Vernähen. Dies kann die Heilung durchaus negativ beeinflussen. Unser eigener Erfahrungswert aus der täglichen Praxis kann diese Quote jedoch nicht bestätigen. Das Robert Koch-Institut betont in seinen Empfehlungen zur Prävention postoperativer Wundinfektionen die Bedeutung der Wahl der geeigneten Naht- oder Klammertechniken sowie die Einhaltung strikter Hygienemaßnahmen, um das Risiko von Infektionen zu minimieren.
Ein weiterer Nachteil des Klammerns als Methode der Wundversorgung ist die eingeschränkte Anwendbarkeit: Klammern eignen sich nicht immer für alle Arten von Wunden, insbesondere bei solchen, die tiefer gehen oder eine sehr präzise Wundversorgung erfordern.
Nähen oder Klammern: Was heilt schneller?
Wie schnell eine Wunde heilt, hängt nicht nur von der Methode der Versorgung ab, sondern auch von der Art der Wunde, der Blutversorgung des Gewebes und der allgemeinen Gesundheit des Tieres. Nähen kann in vielen Fällen zu einer schnelleren Heilung führen, da die Wundränder exakt aneinandergefügt werden. Das fördert die Bildung von Granulationsgewebe und optimiert den Heilungsprozess (Jin et al., 2019). Klammern hingegen können in Notfällen schneller angewendet werden, aber die Wundheilung könnte durch ungenauere Wundränder langsamer verlaufen.
Wunden versorgen beim Hund: Welche Methode ist schonender?
Beide Methoden sind, richtig angewendet, grundsätzlich schonend. Bei weniger tiefen oder schmerzhaften Wunden kann Klammern durchaus die sanftere und schnellere Option sein. In Fällen, in denen das Gewebe empfindlich oder von Natur aus anfällig für Schäden ist, kann Klammern eine schonendere Methode darstellen. Der geringere Traumatisierungsgrad im Vergleich zum Nähen führt zu weniger stressbedingten Reaktionen und schnellerer Heilung bei flachen und nicht zu stark belasteten Wunden (Cook et al., 2015). Ermöglicht die Beschaffenheit der Wunde eine Versorgung mit Klammern, ist bei Risikopatienten, bei denen eine Narkose besser gemieden werden sollte, diese Versorgung ebenso vorzuziehen (Tobias, K. M. 2007). Handelt es sich um tiefere oder größere Wunden, die eine präzise Annäherung der Hautschichten erfordern, ist Nähen jedoch die bessere Wahl.
Die Kostenfrage
In der Regel ist das Klammern kostengünstiger, da es weniger Zeit und Material erfordert als das Nähen. Der Preis kann jedoch je nach Tierarztpraxis und Art der Behandlung variieren, es gilt sowohl die Kosten als auch klinische Faktoren zu berücksichtigen. Oft beeinflussen ökonomische Aspekte die Entscheidung zwischen Nähen und Klammern. In Notfällen oder bei Tieren, die eine Anästhesie nur schwer vertragen, kann die Klammermethode bevorzugt werden. Das Nähen hingegen erfordert mehr Zeit und Expertise, was zu höheren Kosten führen kann.
Hundewunde behandeln: Was ist besser?
Die Wahl zwischen Nähen und Klammern hängt von der Art der Wunde und der jeweiligen Situation ab. Es ist nicht nur eine Kostenfrage, sondern betrifft auch Faktoren wie die Wundart, die Präzision der Behandlung und die Heilungsgeschwindigkeit. Die Entscheidung hängt von mehreren Aspekten ab, darunter die Wundcharakteristik, der Zustand des Tieres und die Erfahrung des behandelnden Arztes. Nähen wird in der Regel bei tieferen oder komplexeren Wunden bevorzugt, bei denen eine präzise Gewebeanpassung erforderlich ist. Klammern hingegen kann eine schnellere und weniger invasive Option für weniger komplizierte oder oberflächliche Wunden darstellen. Beide Methoden können unter den richtigen Bedingungen effektiv sein und bieten jeweils spezifische Vorteile hinsichtlich Heilung, Kosten und Gewebeschonung.