Bei dem einen macht es sich eher, bei dem anderen später bemerkbar. Doch irgendwann ereilt die Geschlechtsreife jede:n.

Geschlechtsreife bei Rüden

Je nach Größe und Rasse werden Rüden zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat geschlechtsreif. Die kleineren früher, die größeren später. Woran kannst du also merken, dass dein kleiner Racker auf rasantem Wege ist, sich zu einem Hundemann zu entwickeln?

Zum einen ist es deutlich am generell pubertären Verhalten zu spüren: Der Hund beginnt damit, Rangordnungen infrage zustellen und testet Grenzen aus. Zum anderen tritt bei jungen Rüden zu Beginn der Geschlechtsreife häufig ein verstärktes “Aufreiten” zu Tage. Menschenbeine, Bettkanten, Stofftiere – nichts in greifbarer Nähe ist vor dem kleinen Stürmer und Dränger sicher. Ein weiteres Zeichen dafür, dass der Rüde geschlechtsreif ist: Er hebt beim Markieren das Bein und setzt Harn nicht mehr länger im Hocken ab.

Erziehung ist der Schlüssel

Wer nicht will, dass das gesteigerte sexuelle Verhalten für die nächsten mindestens 10 Jahre zum täglichen Begleiter wird, sollte jetzt Konsequenz an den Tag legen. Sexualtrieb hin oder her: Der Rüde hat nicht einfach so alles und jeden zu besteigen. In dieser Phase sehen viele verzweifelte Hundehalter die Kastration als letztes Mittel. Der Geschlechtstrieb des Rüden geht aber oftmals nach Ende der Pubertät deutlich zurück.

Mit konsequenter Erziehung können auch Rüden lernen, dass sie nicht aufreiten dürfen. Zeigt der Rüde nach Abschluss der Pubertät immer noch ein deutlich übersteigertes Sexualverhalten, ist trotz sorgsamer Erziehung nicht kontrollierbar und ständig gestresst oder zeigt eindeutige Konkurrenzaggression gegenüber männlichen Artgenossen, sollte eine Kastration erwogen werden.

Vorsicht vor (zu früher) Kastration

Die Kastration sollte immer eine mit Fachleuten abgestimmte Einzelfallentscheidung sein und niemals vor Abschluss der Pubertät auf dem Plan stehen. Sinnvoll ist es, mit einer chemischen Kastration durch Hormonbehandlungen zunächst auszutesten, ob eine Kastration wirklich den gewünschten Effekt hat, denn eine Kastration lässt sich nicht rückgängig machen und kann sich unter Umständen als kontraproduktiv erweisen.

Geschlechtsreife bei Hündinnen

Für die Zeit, in der Hündinnen geschlechtsreif werden, gelten die gleichen zeitlichen Grenzen wie für Rüden. Bei Hündinnen zeigt sich das Heranwachsen zu einer stattlichen Lady neben dem ebenfalls pubertären Verhalten vor allem durch die erste Läufigkeit. Mit dieser ist für gewöhnlich zwischen dem 7. und dem 14. Lebensmonat zu rechnen. Die erste Läufigkeit ist für junge Hündinnen ein einschneidendes Erlebnis und sie verlangt in dieser Zeit nach viel Zuspruch und Nähe. Die Läufigkeit, also die Zeit, in der die Hündin fruchtbar ist, wird von nun an in Intervallen zwischen 5 und 7 Monaten wiederkehren und dauert jeweils etwa 3 Wochen an.

Die Besitzer der Hündin sollten sich darauf einstellen, in dieser Zeit regelmäßig Besuch von verliebten Rosenkavalieren zu bekommen, die jaulend die Haustür belagern. Nun heißt es durchhalten, diese Zeit geht auch vorbei. Gegen die Tröpfchen hat sich ein Lappen bewährt, in jedem gut sortierten Fachgeschäft gibt es Schutzhöschen für Hündinnen.

Scheinträchtigkeit: Unterschiedliche Ausprägungen

Nach der Läufigkeit tritt bei nicht kastrierten Hündinnen die Scheinträchtigkeit ein. Diese eingebildete Schwangerschaft hatte bei den Vorfahren unserer Haushunde eine besondere Funktion: Auf diese Weise waren die nicht gedeckten Wölfinnen in der Lage, eine Ammenfunktion für die Wolfswelpen des Rudels zu übernehmen.

Bei vielen Haushündinnen ist die Scheinträchtigkeit so dezent, dass Menschen sie gar nicht wahrnehmen. Andere wiederum bunkern Spielzeuge und Stofftiere und bemuttern sie rund um die Uhr. Das Gesäuge kann anschwellen und sogar Milch produzieren. Viele Hündinnen sind in dieser Zeit besonders leicht reizbar, verteidigen ihre imaginären Welpen und zeigen eine gesteigerte Aggressivität Artgenossen gegenüber.

Leidet die Hündin psychisch sehr unter der Scheinträchtigkeit, kann mit dem Tierarzt abgesprochen werden, wie dem entgegengewirkt werden kann. Grundsätzlich ist die Scheinträchtigkeit aber keine Krankheit, sondern eine natürliche Funktion. Ratschläge wie der, dass nach einer Mutterschaft keine Scheinträchtigkeit mehr aufkomme, gehören ins Land der Märchen.