Der Wolf ist schon seit einigen Jahren wieder in Mitteleuropa unterwegs: 2017/2018 gab es mehr als 70 Wolfsrudel im deutschen Bestand. Das bedeutet auch, dass Hundehaltende mit ihren Tieren auf die wilden Verwandten treffen können. Es entstehen Unsicherheiten und wirft Fragen auf, über die mehr als 100 Jahre niemand nachdenken musste. Wie solltest du dich verhalten, wenn plötzlich ein Wolf auftaucht?

Dass ein Wolf einen Hund angreift, kommt in Deutschland extrem selten vor. Passiert das dennoch, ist der Hund meist ohne seine(n) Menschen unterwegs und der Wolf nimmt ihn als Bedrohung wahr. Der Wolf will mit seinem Verhalten sein Territorium verteidigen. Hunde sind zwar domestizierte Artgenossen des Wolfes, die mit Menschen zusammenleben und ihm das Gebiet nicht streitig machen würden, aber Wölfe sehen sie als Gegner und Eindringlinge. Jagt ein Hund einem Wolf hinterher oder greift ihn sogar an, verteidigt sich der Wolf mit großer Wahrscheinlichkeit, wenn er ihn nicht einem Menschen zuordnen kann. Dennoch haben Wölfe  viele Gemeinsamkeiten mit Hunden.

Der beste Schutz

Ist der Mensch in der Nähe seines Hundes und für den Wolf eindeutig dem Hund zugehörig, flüchtet das Wildtier in der Regel. Wer also in einem Wolfsgebiet unterwegs ist, sollte seine(n) Hund(e) bei sich in der Nähe behalten und ihn bestenfalls auch anleinen. In vielen Bundesländern herrscht ohnehin Leinenpflicht. Der Wolf kann den Hund eindeutig einem Menschen zuordnen und sieht keine Bedrohung mehr. Wenn sich der Hund nah bei seinem Menschen aufhält, ist das für ihn der beste Schutz, sollte ein Wolf auftauchen.

Wie kann es zu einem Wolfsangriff kommen?

Oft spielen bei einem Wolfsangriff Krankheiten eine Rolle. So kann beispielsweise die Räude, eine Milbenkrankheit, die Abmagerung und Erschöpfung als Folge haben kann, die Ursache sein. Der Wolf kann nicht mehr die üblichen Beutetiere jagen und sucht sich einfache Beute.

Durch Anfütterung können Wölfe ihre Scheu gegenüber den Menschen verlieren. Dann nähern sich Wölfe ungewöhnlich nah an Menschen an und es kann zu Übergriffen kommen. Deshalb ist es so wichtig, Wölfe weder bewusst noch unbewusst zu füttern. 

So kannst du dich bei einer Begegnung verhalten

Wölfe sind normalerweise keine scheuen Tiere. Sie sind große, wehrhafte Prädatoren, die sich nicht ängstlich zeigen, wenn sie auf andere Individuen treffen. Für Beutetiere ist ängstliches Verhalten lebensrettend, für Wölfe ist es kein natürliches Verhaltensmuster. Wölfe beobachten, bewerten eine Situation und ziehen sich gegebenenfalls zurück.

Hundehaltende sollten eigentlich überall darauf gefasst sein, einem Wolf oder anderen Wildtieren zu begegnen. Laut Bundesministerium für Umwelt und Naturschutz gibt es keine Region, in der sich der Wolf nicht ansiedelt. Es gibt ausgewiesene Wolfsgebiete, die die Dokumentationsstelle des Bundes auf ihrer Webseite veröffentlicht hat.

Egal ob in einem Wolfsgebiet oder nicht, es gelten bezüglich der Leinenpflicht immer die örtlichen Bestimmungen. Wichtig ist, dass du deinen Hund zuverlässig abrufen kannst. Das ist auch für seine eigene Sicherheit wichtig.

Geordneter Rückzug

Nähert sich ein Wolf, gilt es Ruhe zu bewahren und sich geordnet zurückzuziehen. Am besten befindet sich der Hund hinter seinem Menschen. So ist der Blick des Wolfes auf den Hund unterbrochen. Es empfiehlt sich, immer ein wachsames Auge auf den Wolf zu haben. Weglaufen könnte seine Neugier provozieren und ist daher unbedingt zu vermeiden. Der Hund sollte sich keinesfalls dem Wolf nähern dürfen. Es besteht ein hohes Risiko, dass es dabei zu einer Auseinandersetzung kommt.

Wie nimmt der Hund den Wolf wahr?

Hunde reagieren ganz unterschiedlich auf die Gegenwart eines Wolfes. Einige sind eher ängstlich. Dann sollten Hundehaltende das Gebiet lieber zügig verlassen. So vermeiden sie unnötigen Stress für den Hund. Andere Hunde wollen den Wölfen nachsetzen. Kommt es tatsächlich dazu, dass der Hund den Wolf stellt, entsteht eine lebensgefährliche Situation für den Hund. Das gilt übrigens auch, wenn Hunde im Wald auf ein Wildschwein treffen. Deshalb ist es wichtig, den Hund abzurufen und dass er auch sicher abrufbar ist. Manche Hunde reagieren überhaupt nicht auf die Gegenwart eines Wolfes.

Wie nimmt der Wolf Menschen wahr?

Wölfe reagieren auf die Gegenwart von Menschen sehr unterschiedlich. In vielen Fällen treten sie den Rückzug an. Bei jungen Wölfen kann die Neugier überwiegen. Ist der Mensch für den Wolf positiv besetzt, weil er beispielsweise schon gefüttert wurde, kann das problematisch werden. Nach § 45 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ist das Füttern und Anlocken von Wölfen gesetzlich ausdrücklich verboten.

Nimm Rücksicht auf die Natur

Für viele Hundehaltenden sind die Spaziergänge mit ihrem Vierbeiner in der Natur Erholung und Entspannung. Bedenken sollten wir dabei aber immer, dass wir zu Gast im Zuhause vieler unterschiedlicher Tiere sind. Lasse daher deine(n) Hund(e) den Weg nicht verlassen, um herumzustöbern. Ist ein Hund nicht abrufbar, gehört er an die Leine. Das nötige Training, das Freilauf ermöglicht, kann anstrengend und langwierig sein, aber wird eure Bindung stärken und dem Hund mehr Freiheit geben.

Wolf und Hund: Fazit

Das Verhalten des Wolfes ist auf Überleben ausgerichtet. Im Umgang mit fremden Artgenossen wird er kein freundlich-verspieltes Verhalten zeigen. Die Tatsache, dass der Wolf in die deutschen Wälder zurückgekehrt ist, ist aber für Hundefreunde in der Regel kein Grund, sich Sorgen zu machen. Wichtig ist, sich an bestimmte Regeln zu halten und Hintergrundwissen zu haben, um Risiken zu minimieren und im Fall des Falles richtig zu reagieren.