Manche Hunde neigen dazu, ihren Napf, ihren Kauknochen oder ihr Leckerli gegenüber anderen Hunden oder gar Menschen zu verteidigen. Aber was sind die Ursachen dafür und kann ich das beeinflussen?

Mancher Hund, der für gewöhnlich völlig harmlos und freundlich ist, versteht bei einer Sache gar keinen Spaß: seinem Futter! Futterneid ist ein Thema, das insbesondere in Familien mit Zweithund oder mit Hund und Kind zum Problem werden kann. Auch Experten für Hunde-Erziehung sind sich nicht immer einig, wie mit Futterneid richtig umgegangen wird.

Futterneid ist prinzipiell nichts anderes als die Verteidigung einer Ressource, die der Hund für sich beansprucht. Dieses Verhalten kann der Hund auch bei anderen Ressourcen, beispielsweise Spielzeug oder einem Hunde-Schlafplatz, zeigen. Oft wird diese Verteidigungsbereitschaft mit der  Dominanztheorie erklärt, diese Erklärung kann jedoch als überholt bezeichnet werden.

Hunde-Futterneid ist auch bei rangniedrigen Tieren legitim

Der Verhaltensforscher Günther Bloch beobachtete sowohl wildlebende Wolfsrudel als auch verwilderte Rudel von Haushunden bei der gemeinsamen Nahrungsaufnahme und stellte dabei fest, dass die ranghohen Tiere meist durchaus einträchtig mit den rangniedrigeren Tieren zusammen an der Nahrungsquelle fraßen und nicht etwa die Beute für sich beanspruchten. Der Anspruch auf Futter hat demnach nichts mit Dominanz zu tun.

Zwar gab es durchaus zwischendurch Konkurrenz-bedingte Futterkonflikte, jedoch konnte man diese keineswegs an der Position in der Rangordnung festmachen. Es waren auch rangniedrige Tiere, die ihr erbeutetes Futterstück verteidigten, und je nachdem, wie nachdrücklich sie dies taten, wurde dies auch von ranghöheren Tieren akzeptiert, ohne dass diese ihren Status gefährdet sahen. Umgekehrt versuchten sich auch rangniedrige Tiere als Futterdiebe, und oft gelang der Diebstahl sogar ranghöheren Tieren gegenüber.

Futterneid ist eine Frage der individuellen Motivation

Die Verteidigung einer Futterressource, so fasst Günther Bloch in seinen Beobachtungen zusammen, ist demnach viel eher eine Frage der individuellen Motivation als eine Frage der Rangordnung. Je attraktiver ein bestimmtes Stück Futter für den jeweiligen Hund ist, desto  eher wird er bereit sein, seinen Besitzanspruch nachdrücklich gegenüber den Futterkonkurrenten zu verteidigen. Da die Vorlieben der Hunde oft sehr unterschiedlich sind, waren Futterkonflikte kein ernsthaftes Problem.

Für unsere Haushunde bedeutet das natürlich: Je schmackhafter die Futterressource ist, desto eher muss man damit rechnen, dass der Hund futterneidisches Verhalten zeigt. Daher rührt auch die falsch interpretierte Beobachtung, Hunde würden durch Barfen aggressiver werden, auch hier ist es lediglich die individuelle Wertschätzung des Futters, die den Verteidigungszug auslöst.

Futterneid basiert auf gemachten Erfahrungen

Eine weitere Rolle bei der Entstehung von Futterneid spielen eventuell gemachte Erfahrungen des Hundes. Hunde, die schon einmal unter Futtermangel gelitten haben oder denen Futter schon häufiger wieder entzogen wurde, haben ebenfalls eine höhere Motivation, sich die eigene Ressource zu sichern. Daher neigen manchmal Hunde aus dem Tierschutz eher dazu, je nach ihren Vorerfahrungen.

Hunde-Futterneid macht das Leben mit dem Hund oft nicht gerade einfacher. Entscheidend für das weitere Vorgehen ist in erster Linie, gegenüber wem der Hund sein Futter verteidigt.

Futterneid gegenüber Artgenossen ist, wie bereits erklärt, ein durchaus natürliches Verhalten. Dennoch kann dies insbesondere in Haushalten mit Zweithund zu Problemen führen. Lösen lässt sich das Problem durch ein intaktes Vertrauensverhältnis zum Menschen.

Mit Abstand füttern und beschützen

Lernt der Hund, dass sein Mensch für die Ressourcenverteilung zuständig ist, wird er sich mit der Zeit entspannen und die Kontrolle an den Menschen abgeben. Für den Hundehalter ist das eine verantwortungsvolle Aufgabe: Er weist alle Ressourcen zu  – nicht nur das Hundefutter, sondern auch Spielzeug & Co. – und überwacht, dass seine Zuteilung auch respektiert wird. Er schirmt den Hund vor eventuellen Übergriffen ab und trägt im Optimalfall dafür Sorge, dass die Hunde erst gar keinen Versuch unternehmen, dem jeweils anderen sein Futter abspenstig zu machen.

Ein Hund, der gelernt hat, dass seine Bezugsperson die Ressourcen verwaltet, dass es genügend dieser Ressourcen gibt und er nicht Gefahr läuft, dass ein anderer Hund sie ihm wegnimmt, wird  keine Notwendigkeit mehr sehen, sein Futter – sei es nun Barf, Hundenass- oder Trockenfutter – zu verteidigen. Je nachdem, wie virulent die Konflikte um das Futter sind, kann es ratsam sein, die Fütterungen zunächst räumlich getrennt durchzuführen. Zwei Hunde, für die es bereits an der Tagesordnung ist, sich um Futter zu raufen, sollten zunächst eine Zeit lang in unterschiedlichen Räumen gefüttert werden, damit sie lernen, sich beim Fressen wieder zu entspannen. Erst dann sollte man wieder im selben Raum, jedoch in unterschiedlichen Ecken, füttern.

Hunde-Futterneid gegenüber dem Menschen

Ein Hund, der sein Futter Menschen gegenüber verteidigt, hat meist einschneidende schlechte Erfahrungen gemacht. Es ist empfehlenswert, nur mithilfe eines kompetenten Hundetrainers daran zu arbeiten. Auf keinen Fall sollte der Mensch sich hier einfach blind durchsetzen und das Futter wegnehmen – je nachdem, ob der Hund defensiv oder offensiv droht, kann es womöglich zu Übergriffen kommen. Davon abgesehen kann das Durchsetzen ohne gezielte Ursachenforschung einen Vertrauensverlust nach sich ziehen, der nur schwer wieder gutzumachen ist.

Oft empfiehlt es sich, einen solchen Hund die erste Zeit in Ruhe fressen zu lassen, damit er lernen kann, dass vom Menschen keine Gefahr ausgeht. Auch die Fütterung aus der Hand kann ihm zeigen, dass der Mensch in Hinblick auf Futterressourcen positiv zu werten ist und keine Gefahr darstellt. Natürlich sind auch weitere vertrauensfördernde bzw. -aufbauende Maßnahmen dringend erforderlich, die nur unter Anleitung eines fachkundigen Experten geschehen sollten.

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