Im Februar 2023 bebte in Syrien und der Türkei die Erde. Mehr als 50.000 Menschen und Tiere starben. Unermüdliche Helfer:innen haben seitdem für die Überlebenden viel erreicht, stehen aber weiterhin vor Herausforderungen. Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) aus Berlin unterstützt die Tierretter und teilt einige derer Eindrücke mit uns. 

Redaktion: Lena Schwarz

Die WTG ist ein gemeinnütziger Verein, der sich auf Tierschutz-Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern fokussiert. Er hilft seit 25 Jahren dabei, die Lebensbedingungen von Tieren zu verbessern – insbesondere dort, wo der Tierschutz eher eine untergeordnete Rolle spielt (oder gespielt hat). In Syrien war die WTG schon mehrere Jahre vor den Beben aktiv, um mit Partnern vor Ort eine tiermedizinische Versorgung anzubieten. Dazu zählt der Tierarzt Dr. Mohammad Youssef.

„Die Nothilfe nach dem Erdbeben hat viel zur stärkeren Wahrnehmung unserer Arbeit vor Ort beigetragen“, sagt der Veterinär. „Die Menschen kennen uns mittlerweile und wissen, dass hinter dem Namen „House of Cats Ernesto“ ein starkes Team steckt, das Tiere rettet und professionell behandelt.“ Auch wenn im Namen seiner Organisation das Wort „Katze“ steckt, helfen Dr. Youssef und sein Team vielen unterschiedlichen Tieren. Nach dem Beben sind mehr Menschen auf die Tierschützer aufmerksam geworden: „Menschen, die nichts von uns wussten, haben nun Kenntnis davon, wo sie uns finden und was wir tun, weil wir im gesamten Gebiet von Idlib nach den Erdbeben Tiere gerettet haben.“

Einsatz trotz Krieg und Naturgewalten

Syrien war vor den Beben bereits von Kriegshandlungen gebeutelt. Die Gewalt der Natur verschärfte die Situation. Mohammad Wattar erinnert sich: „Wir mussten lernen, mit der Lage umzugehen. Nach den vielen Kriegsjahren kannten wir einzelne Viertel, die in Schutt und Asche lagen. Aber die Schäden, die die Erdbeben verursacht hatten, waren so weitreichend und auf viele Gebiete verteilt. Wir mussten daher schnell sein und von einem Gebiet zum nächsten ziehen, um so viele bedürftige Tiere wie möglich zu versorgen.“

Die Überlebenden

Mohammad hat nach den Beben die längerfristigen Auswirkungen beobachtet: „Für die Tiere, die ihre Halter*innen und ihr Zuhause verloren hatten, wurde das Leben noch beschwerlicher als ohnehin. Überlebende Menschen mussten an Orte ziehen, die für ihre Tiere ungeeignet sind – etwa Nutztiere wie Esel und Ziegen. Die Tierhalter*innen bauten ihnen neue Unterstände, aber die entsprachen wegen fehlender finanzieller Möglichkeiten oft nicht den Bedürfnissen der Tiere. Das betraf vor allem diejenigen, die in Flüchtlingslager umziehen mussten.“ Hinzu komme, dass die Tiere, die in den Trümmern z. B. Pfoten oder ein Auge verloren haben, für immer von der Katastrophe gezeichnet blieben und dadurch ein schweres Leben haben.

Auch Abd Alrazaq Janderma, ebenfalls Teil des Tierschutz-Teams, macht sich darüber Gedanken: „Alle Tiere waren von den Erdbeben enorm verschreckt. Viele tragen diese Angst noch immer in sich. Besonders schlimm war es bei den Nachbeben. Viele werden ihr gesamtes Leben von diesen seelischen Wunden gezeichnet sein.“

1 Jahr später

Die Hilfe, die das Team in Syrien aus dem Ausland erhalten hat, konnte – ganz abgesehen von Aspekten wie Hilfsgütern und Medikamenten – auch Kraft schenken: durch das Gefühl, nicht allein gelassen worden zu sein. Die generelle Aufmerksamkeit, die in der Zeit unmittelbar nach der Katastrophe Syrien und der Türkei zuteilwurde, ist mittlerweile aber wieder abgeflaut. Weltweit herrscht ja auch keine Knappheit an weiteren Krisen, über die berichtet wird. Die Menschen und Tiere in Syrien – und der Türkei – brauchen aber auch ein Jahr nach den Beben noch Hilfe. Organisationen wie die WTG, die weiterhin Hilfe leisten, freuen sich daher über Unterstützung. Wenn du dich beteiligen möchtest, schau doch mal auf der WTG-Website vorbei.