Volkskrankheit Diabetes – mit mehr als 6 Millionen Erkrankten in Deutschland ist die Zuckerkrankheit beim Menschen weit verbreitet. Die schlechte Nachricht: Auch Hunde können daran erkranken. Bei welchen Anzeichen du wachsam sein solltest, erklären wir hier.

Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, die mit einer Überzuckerung des Blutes einhergeht. Sie steht eng in Verbindung mit dem Hormon Insulin. Das benötigt der Körper, um die Glukose aus der Nahrung zur Energiegewinnung nutzen zu können.

Wie wird der Blutzuckerspiegel reguliert?

Ein komplexes System hält den Blutzuckerspiegel konstant. Nach der Nahrungsaufnahme steigt der Blutzucker zunächst an. Die in der Bauchspeicheldrüse ansässigen Beta-Zellen schütten jetzt das Hormon Insulin aus. Es wird genau wie bei uns Menschen benötigt, um Glukose aus dem Blut in die Zellen des Körpers zu bringen und diese mit Energie zu versorgen.

Stellt die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin zur Verfügung, kann der Körper die Glukose im Blut nicht zur Energiegewinnung nutzen. Die Folge: ein erhöhter Blutzuckerspiegel. Ist zu viel Zucker im Blut, treten die Zuckermoleküle in den Urin über. Die Glukose wiederum bindet Wasser an sich, das der Körper ebenfalls über den Urin ausscheidet. Ein an Diabetes erkrankter Hund gleicht den daraus resultierenden Wasserverlust durch vermehrtes Trinken aus. In den Zellen entwickelt sich gleichzeitig ein Glukosemangel, was ein anhaltendes Hungergefühl bewirkt.

Zwei Formen

Wir unterscheiden 2 unterschiedliche Formen der Erkrankung:

Typ 1: Der Körper produziert kein Insulin. Nur eine dauerhafte Insulinbehandlung kann den Hund am Leben halten. Dieser Typ, auch insulinabhängiger Typ genannt, wird bei Hunden am häufigsten diagnostiziert.

Typ 2: Der Körper produziert nicht genügend Insulin, um alle Zellen zu versorgen, oder es wirkt nicht so wie vorgesehen, z. B. bei einer Insulinresistenz (nichtinsulinabhängiger Typ).

Die Ursachen von Diabetes

Etwa 0,3 bis 1 Prozent der Haushunde leiden an Diabetes mellitus. Besonders häufig erkranken erwachsene unkastrierte Hündinnen. Die Ursachen können folgende sein:

  • Hormonstörungen
  • Genetische Veranlagung
  • Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
  • Läufigkeitsdiabetes durch Überschuss von Wachstumshormonen
  • Übergewicht
  • Morbus Cushing

Mögliche Symptome

Es gibt eine Reihe von Symptomen, die einen Hinweis auf eine Diabetes-Erkrankung geben können. Solltest du eines oder mehrere der genannten Symptome beobachten, suche mit deinem Hund bitte einen Tierarzt/eine Tierärztin auf:

  • vermehrter Durst
  • vermehrter Urinabsatz
  • großer Hunger / Heißhunger
  • Gewichtsabnahme
  • Fellveränderungen (Haarausfall, Schuppen, stumpfes Fell)
  • Linsentrübung
  • schlechte Wundheilung

Wie erfolgt die Diagnose?

Um festzustellen, ob dein Hund an Diabetes leidet, wird der Tierarzt/die Tierärztin in der Regel eine Urin- und eine Blutprobe entnehmen. Er/sie kann auf diese Weise untersuchen, ob sich im Urin Glukose (Zucker) befindet und ob der Blutzucker deines Hundes zu hoch ist. Über die Fructosamine im Blut kann der Tierarzt/die Tierärztin außerdem eine Aussage darüber treffen, ob der Blutzuckerspiegel in den vergangenen 2 bis 3 Wochen ebenfalls zu hoch war.

Die Behandlung

Diabetes mellitus verläuft bei Hunden nur sehr selten rückläufig. Die Chancen auf eine Heilung sind deshalb gering. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Diagnose, die den Hund ein Leben lang begleitet.

Ist die Zuckerkrankheit bei deinem Hund festgestellt worden, heißt es, Ruhe bewahren. Viele Hunde können auch mit Diabetes ein normales Leben führen. Es wirkt sich positiv auf den Verlauf aus, wenn Diabetes früh erkannt und kontinuierlich behandelt wird.

Um den Insulinmangel auszugleichen, muss der vierbeinige Patient täglich etwa zweimal Insulin gespritzt bekommen. Euer Tierarzt/eure Tierärztin wird eine Empfehlung für das Präparat, die Menge und die Häufigkeit der Gabe aussprechen. Pauschalwerte gibt es nicht – die individuelle Dosis muss für jedes Tier ermittelt werden. Mithilfe von Kontrolluntersuchungen lässt sich überprüfen, ob der Hund richtig eingestellt ist.

Diabetische Hündinnen werden kastriert, weil die zyklusbedingte Produktion des Hormons Progesteron einen negativen Einfluss auf die Zuckerkrankheit hat und zum “Entgleisen” im Sinne einer diabetischen Ketoazidose führen kann. Rüden müssen nicht kastriert werden.

Zudem ergibt es Sinn, auf ein Diabetiker-Diätfutter umzustellen. Die gängigen Spezialfutter sind ballaststoffreich, geben die Kohlenhydrate nur langsam in die Blutbahn ab und halten den Blutzucker konstant.

Den Hund selbst spritzen

Die meisten Halter:innen von erkrankten Hunden und Katzen spritzen ihre Tiere selbst. Tierärzte weisen Betroffene genau ein und zeigen und erklären, worauf es beim Spritzen ankommt. Auch wenn es dir zunächst unangenehm ist, deinem Hund eine Insulinspritze zu verabreichen, wirst du das Spritzen schnell erlernen und Routine entwickeln. Für die Gesundheit des Hundes und sein Wohlergehen ist das unabdingbar.

Woran erkenne ich eine Unterzuckerung (Hypoglykämie)?

Wer mit einem diabetischen Tier zusammenlebt, sollte über die Anzeichen einer Unterzuckerung gut informiert sein. Von einer schweren Unterzuckerung spricht man bei Blutzuckerwerten von weniger als 40 mg/dl. Ein unterzuckerter Hund zeigt Symptome wie Unruhe, Schwäche, Zittern, Schwanken, Taumeln bis hin zur Bewusstlosigkeit und zum Kollaps. Auch starkes Hecheln oder Heißhunger können mit einer Unterzuckerung einhergehen. Eine Unterzuckerung ist ein Notfall.

Als erste Maßnahme solltest du deinem unterzuckerten Hund Futter oder eine Zuckerlösung anbieten, damit der Blutzuckerspiegel steigt. Insulin darf bei einer Unterzuckerung unter keinen Umständen gespritzt werden. Eine unbehandelte, andauernde Unterzuckerung kann tödlich verlaufen. Normalisiert sich der Blutzucker nicht, ist eine tierärztliche Behandlung notwendig.

Mögliche Folgen von Diabetes

Am gefährlichsten ist ein über lange Zeit unerkannter Diabetes oder eine dauerhafte Fehldosierung. In schweren Fällen kann es zu einer vollständigen Entgleisung des Stoffwechsels kommen, der diabetischen Ketoazidose (DKA). Betroffene Hunde sind teilnahmslos, verweigern das Futter und wirken schwer krank. Wenn sich der Zustand deines Hundes rapide verschlechtert, sollte dich das alarmieren.

Diabetes geht in vielen Fällen mit einer Erblindung im Verlauf der Erkrankung einher. Es kommt zur Trübung der Linse im Auge. Dadurch kann kein Licht mehr ins Auge einfallen. Unter Umständen lässt sich das Sehvermögen jedoch operativ erhalten.

Diabetikerwarnhunde: Lebensretter auf vier Pfoten

Echte Profis auf dem Gebiet der Diabetes sind die Diabetikerwarnhunde. Ein Diabetikerwarnhund begleitet einen an Diabetes erkrankten Menschen als Assistenzhund und kann gefährliche Unter- und Überzuckerungen frühzeitig wahrnehmen. Er ist darauf trainiert, beides anzuzeigen, seinen Menschen zu warnen und im Notfall Hilfe zu holen.