19/05/2017 

Karies kommt bei Hunden zum Glück sehr selten vor, nur 3 bis 4 Prozent aller Hunde leiden darunter. Allerdings haben ganze 80 Prozent der über dreijährigen Hunde Zahnbelag (Plaque), Zahnstein, Gingivitis und/oder Parodontitis. Anfangs sind die Symptome subtil, in fortgeschrittenem Stadium sind Zahnerkrankungen an schmutzigen, mit dunklen krustigen oder schmierigen Belägen behafteten Zähnen sowie am fauligen Mundgeruch zu erkennen. Fehlender Appetit, einseitiges Kauen, starkes Speicheln und Zahnfleischbluten deuten ebenfalls auf massive Probleme hin. 

Oft kannst du eine beginnende Erkrankung nicht auf Anhieb erkennen. Im Zweifel solltest du den Tierarzt um eine gründliche, unter Narkose durchgeführte Untersuchung bitten. Dabei inspiziert er die Tiefe der Zahnfleischtaschen und kann Röntgenaufnahmen der Zähne oder des Kiefers anfertigen.

Mund eines Hundes

Plaque besteht aus Futterbestandteilen und Bakterien, die sich innerhalb weniger Tage mineralisieren und Zahnstein bilden. Speziell bei kleinen Hunderassen tritt verstärkt Zahnstein auf. Das liegt daran, dass die Zähne enger stehen als bei großen Rassen, was die Selbstreinigung des Gebisses einschränkt. Bei Zahnstein handelt es sich nicht um ein rein ästhetisches Problem, sondern um das erste Warnzeichen von zukünftigen Erkrankungen wie Zahnfleischentzündung (Gingivitis), die zum Schwund des Zahnfleischs (Parodontitis) und zum Verlust der Zähne führen können. Weitere körperliche Beschwerden drohen: Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Bakterien und Keime aus der Maulhöhle über das Blut in den Körper gelangen können. Eine entsprechende Studie fand heraus, dass Hunde mit Zahnbetterkrankungen deshalb deutlich mehr mit Veränderungen an Organen wie Nieren, Leber und Herz zu kämpfen haben.

Zerren an Spielzeugen und Beißen auf Steine

Auch heftiges Zerren an Spielzeugen oder das Beißen auf Steine sind mögliche Ursachen für Zahnprobleme. Dadurch können Teile eines Zahns oder der ganze Zahn abbrechen, man spricht dann von einer Zahnfraktur. Liegt danach die Zahnpulpa mit den Nervenfasern frei, besteht die Gefahr einer Entzündung. Eine unbehandelte Entzündung greift das umliegende Zahnfleisch an und kann im schlimmsten Fall sogar den Knochen auflösen. Durch abgebrochene Zähne können sich an den Wurzeln auch Zahnfisteln bilden, die sich mitunter über den inneren Augenwinkel entleeren. Karies tritt fast nur an der breiten, gefurchten Kaufläche der Backenzähne auf, wo sich Speisereste und Bakterien ansammeln. Letztere wandeln Nahrungsbestandteile wie Zucker in Säure um, die den Zahn angreift und zerstört. Zahnfleischwucherungen (Epulis) entstehen durch meist gutartige Tumoren in der Maulhöhle. Dies kann so weit gehen, dass ganze Zähne oder komplette Zahnreihen davon überdeckt werden. Möglich sind auch Wurzelabszesse oder Wurzelspitzenvereiterungen am Hundezahn, die in der Regel durch Speisereste in den Zahnfleischtaschen entstehen.

Behandlung

„Grundsätzlich ist in der Tiermedizin alles möglich, was auch beim Menschen möglich ist“, sagt Tierarzt und Zahnspezialist Dr. Jan Schreyer. Prinzipiell steht also dem Einsatz von Plomben, Kronen und Zahnersatz nichts entgegen. Für wesentlich wichtiger hält der Experte allerdings die Entfernung von Zahnstein und Zahnbelägen sowie die Behandlung von Entzündungen, damit es erst gar nicht zum Zahnverlust kommt. Ähnlich wie beim Menschen erfolgt die Behandlung durch den Einsatz zahnmedizinischer Handinstrumente.

Mund eines stehenden Hundes

Plaque und Zahnstein werden abgetragen und entzündete Zahnfleischtaschen durch desinfizierende Spülungen gereinigt. Auch Zahnfleischwucherungen werden entfernt. Dabei befindet sich der Hund in Narkose. Kariöse Zähne erhalten eine Füllung, abgebrochene Zähne werden überkappt, geglättet oder entfernt. Auch Wurzelbehandlungen sind möglich. Je nach Schweregrad der Erkrankung wird der Tierarzt ein Antibiotikum verschreiben. In Einzelfällen muss Knochenmasse mittels Ersatzmaterialien neu aufgebaut werden. Schwierige Behandlungen sollte ein auf Zahnmedizin spezialisierter Tierarzt durchführen.

Vorbeugung

Tägliches Zähneputzen und die regelmäßige Zahnuntersuchung beim Veterinär beugen Zahnerkrankungen zuverlässig vor. Vermeide Spiele mit Knochen und Steinen und verzichte darauf, Zuckerhaltiges zu füttern.