Im Juli diesen Jahres erreichte ein Hilferuf aus der Lausitz den Wildpark Lüneburger Heide: Ein Wolfsjunges war im Wald Spaziergängern nachgelaufen, weder ein Bau noch ihre Elterntiere konnten in der Nähe gesichtet werden. Der Wildpark war ihre Rettung, sie fand dort ein neues Zuhause. der Hund bekam die exklusive Gelegenheit, die kleine Wölfin Anuschka zu besuchen und mehr über sie sowie die erwachsenen Wölfe zu erfahren, die Tanja Askani betreut. 

Einen Ausschnitt des Interviews lest ihr hier. Den vollständigen Beitrag findet ihr in Ausgabe 12/19 von DER HUND. Ihr seid Mitglieder im DER HUND Club? Im eingeloggten Bereich könnt ihr  Tanja Askani und die Wölfe im Video erleben!

Die Wolfsexpertin, Autorin und Fotografin Tanja Askani betreut u. a. seit 1990 im Tierpark Lüneburger Heide Wölfe. Sie hat mittlerweile schon viele „Problemwelpen“ aufgezogen. Das bedeutet nicht, dass die Wolfswelpen problematisch waren oder sind, sondern dass sie in den Tierparks oder Zoos, in denen sie geboren wurden, keine Überlebenschance gehabt hätten. Momentan kümmert sich Tanja nicht nur um die junge Anuschka, sondern auch um die Grauwölfe Rico, Petja und Kolja sowie die Polarwölfe Nitika und Inuk.

Fotos: Lena Schwarz

Tanja, Wölfe sind normalerweise scheu und nicht menschenbezogen – wie funktioniert das in einem Wolfsgehege?

Auch wenn ich sie mit der Hand aufziehe, werden sie nicht automatisch hundeähnlich – sie sind und bleiben Wildtiere. Man kann aber erreichen, dass die Tiere keine Menschenscheu haben. Und das ergibt Sinn, wenn sie ihr Leben lang in Menschennähe im Gehege leben müssen. Gehegewölfe müssen mit ihrer Betreuungsperson und mit Besuchern vertraut sein, um die Situation nicht als Stress zu erleben. Das hat Vorteile für die Besucher, denn man kann die Tiere in Ruhe beobachten, da sie sich nicht gestört fühlen. Sie behalten trotzdem ihr arttypisches Verhalten, auch wenn Menschen in der Nähe sind. Auch für mich und vor allem für die Tiere hat Handaufzucht Vorteile – wenn man die Tiere z. B. untersuchen muss, abtasten, sie verarzten, ihnen Tabletten geben zur Entwurmung oder ähnliches. Dann ist es gut, wenn sie mir vertrauen und nicht jedes Mal narkotisiert werden müssen, um sich ihnen nähern zu können.

Wann kann man denn überhaupt einen Wolf an Menschen gewöhnen?

Die Welpen kommen in der Regel sehr früh zu mir, manchmal sogar wenige Stunden oder Tage nach der Geburt – je nachdem, was passiert ist. Wichtig ist, dass sie in der Prägungsphase zwischen der zweiten und vierten Lebenswoche den Kontakt zu Menschen haben. Die Prägungsphase ist bei jedem Wildtier anders. Bei Wildgänsen sind es die ersten Minuten nach dem Schlüpfen.

Bei den Wölfen ist diese Phase nach der vierten Woche abgeschlossen, dann kommt die Sozialisierungsphase. Sie lernen dann alles Wichtige fürs  Leben. Aber auch diese Phase ist nach vier Wochen abgeschlossen. Die wichtigste Zeit, um sie an ihr Leben in einem Gehege zu gewöhnen, ist also in den ersten acht Lebenswochen.

Fotos: Lena Schwarz

Anuschka, die Findelwölfin, war nicht mehr so jung, als Sie sie aufgenommen haben …

Sie aufzunehmen war auch für mich ein Abenteuer. Es war das erste Mal, dass ein Wolf so spät zu mir gekommen ist und dazu noch eine kleine wilde Wölfin, in Freiheit geboren. Sie wurde Pfingsten gefunden, als sie Spaziergängern hinterherlief. Ich vermute, dass sie da schon dreieinhalb Wochen alt war. Damals war das nicht leicht einzuschätzen, denn sie war in sehr schlechtem Ernährungszustand. Sie wog nur knapp 1,1 Kilogramm. Dieses Gewicht haben Welpen normalerweise im Alter von einer Woche.

Mehr über Anuschka und ihre erwachsenen Artgenossen, wie wir uns verhalten, wenn wir Wölfen begegnen uvm. lest ihr in DER HUND 12/19!