Besonderheiten des Nährstoffbedarfs
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Die wichtigsten Nährstoffe für die Skelettentwicklung sind Kalzium und Phosphor, außerdem Vitamin D, Kupfer und Vitamin A. 98 Prozent des gesamten Kalziums und etwa 80 Prozent des gesamten Phosphors sind in den Knochen enthalten. Das zeigt, wie wichtig deren Rolle für den Knochenbau ist. Sowohl starke Über- als auch Unterversorgungen mit Kalzium und/oder Phosphor können Wachstumsstörungen verursachen.
Am kritischsten ist die Hauptwachstumsphase zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat (bei sehr großen Rassen bis etwa zum achten Lebensmonat). Im Gegensatz zum ausgewachsenen Hund kann sich ein Welpe nicht gegen eine Kalziumüberversorgung schützen. Er hat sozusagen offene Schleusen, die das Kalzium ungehemmt aus der Nahrung in den Stoffwechsel übertreten lassen. Da Welpen ihr Skelettsystem erst aufbauen müssen, ist es logisch, dass sie Kalzium aus der Nahrung aufnehmen, die ihnen zur Verfügung steht – auch wenn dies unter Umständen zu viel und schädlich ist.
Welpenernährung: häufige Fütterungsfehler
Die häufigsten Fehler bei der Welpenernährung sind die bereits beschriebene zu hohe Energieaufnahme und eine Fehlversorgung mit Kalzium und/oder Phosphor (Abbildung 1). Das Diagramm zeigt eine retrospektive Untersuchung von knapp 100 Welpen-Ernährungsberatungen der Universität München. Fehlversorgungen treten meistens bei hausgemachten Rationen, bei übermäßiger Knochenfütterung (wie beim Barfen) oder bei zusätzlicher Ergänzung von Mineralfutter oder andere Futtermitteln zu kommerziellen Fertigfuttern auf.
Typisch bei Barf-Rationen ist auch, dass kalziumreiche Futtermittel nicht täglicher Bestandteil der Ration sind. So kann dein Welpe an einem Tag viel zu viel Kalzium und an den anderen Tagen viel zu wenig bekommen. Fertigfutter wiederum, etwa Alleinfutter oder spezielle Juniorfutter, sind so konzipiert, dass sie bedarfsgerechte Mengen an Kalzium und Phosphor enthalten und daher nicht wahllos mit irgendwelchen Mineralpräparaten ergänzt werden sollten. Eine Ergänzung ist nur dann sinnvoll, wenn der Welpe neben dem Welpenfutter noch andere Futtermittel erhält, zum Beispiel Fleisch, aber auch Leckerlis in größeren Mengen. Das verdünnt den Mineralstoffgehalt im Welpenfutter, sodass er unter Umständen nicht mehr reicht.
Symptome bei Fehlversorgungen
Eine Überversorgung äußert sich unter anderem durch eine Knochenhautentzündung, ungleiches Knochenwachstum, Knorpelschaden, X-Beine und Lahmheit. Bei einem Kalziummangel kommt es zu einer ungenügenden Mineralisierung des Skeletts. Die Knochen können dann sehr leicht brechen. Eine Unterversorgung mit Kalzium tritt auf, wenn hausgemachte Rationen keine, zu wenig oder ungeeignete kalziumreiche Futtermittel enthalten. Der in der Humanernährung gelobte hohe Kalziumgehalt von Milchprodukten reicht für die Welpenernährung bei Weitem nicht aus. Außerdem ist die Kalziumaufnahme zu niedrig, wenn Welpen Adultfutter oder sogar Seniorfutter bekommen, was manche Züchter oder Futterhändler fälschlicherweise empfehlen, damit der Welpe ja nicht zu schnell wächst.
Phosphormängel sind eher selten, da fast jedes Futtermittel – Fleisch, Milchprodukte, Getreide – reichlich Phosphor enthält. Hierbei ist hauptsächlich der Bänderapparat betroffen, ähnlich wie bei einem Kupfermangel. Von außen ist ein Phosphormangel nicht leicht von einer Kalziumfehlversorgung zu unterschieden. In beiden Fällen sind die Beine krumm und schief. Auch eine Vitamin-D-Überversorgung kommt eher selten vor und äußert sich in Organ- und Gefäßverkalkungen. Eine Überversorgung ist denkbar, wenn beispielsweise überwiegend Lachs oder größere Mengen an Leber oder Lebertran gefüttert werden. Ein Mangel kommt heute nur noch selten vor und äußert sich wie der Kalziummangel in einer ungenügenden Mineralisierung des Skeletts („Rachitis“).