Die Corona-Krise wirkt sich natürlich auch auf die Arbeit in den Tierarztpraxen Deutschlands aus. Was dort jetzt passiert, wie ihr euch richtig verhaltet, wenn Tierarztbesuche nötig sind und wie ihr die Praxis-Teams unterstützen könnt, haben wir Dr. Marion Link gefragt. Sie betreibt mit ihrer Kollegin Dr. Ilka Jopp die Praxis „Link & Jopp Kleintierspezialisten“ im bayerischen Starnberg. Vielleicht habt ihr sie ja schon einmal in der ARD-Serie „Die Tierärzte – Retter mit Herz!“ gesehen. 

Redaktion: Lena Schwarz

Die Tierärztin Dr. Marion Link

Frau Dr. Link, wie sieht der Alltag in der Tierarztpraxis im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Krise aus? Was müssen Sie beachten?

Unser Alltag in der Corona-Krise sieht – wie in vielen Dienstleistungsbetrieben – deutlich verändert aus. Es ist eine deutliche Mehrbelastung, unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Täglich erreichen uns Meldungen, die eine sofortige Umsetzung von Änderungen, Maßnahmenpaketen oder Umplanungen in der Praxis notwendig machen.

Zum einen müssen wir unseren Teil dazu tun, die Verbreitung der Pandemie zu stoppen und gleichzeitig weiterhin unsere tierärztliche Versorgung aufrechtzuerhalten. Daher haben wir uns sehr frühzeitig Gedanken dazu gemacht, nachts und am Wochenende Pläne geschrieben, wie wir dies vernünftig und realistisch umsetzen können. Die Maßnahmen verändern unseren Alltag: Der bestehende Praxishygieneplan wurde angeglichen und nun muss zusätzlich eine laufende Desinfektion aller Oberflächen stattfinden. Dies kostet viel Zeit und Material. Zur Infektionsprophylaxe im Team tragen alle Mitarbeiter nun einen Mundschutz (ffp3-Atemmasken, die nachweislich schützen, sind leider vergriffen) und Handschuhe.

Wie funktionieren Tierarztbesuche bei Ihnen jetzt?

Aus den Erfahrungen der ersten Tage (nur ein Tierbesitzer im Behandlungszimmer, Bitte an die Tierhalter, Abstand zu halten) mussten wir lernen, dass Abstandeinhalten im realen Leben in einer Tierarztpraxis nicht durchgehend möglich ist bzw. einfach nicht eingehalten wird.

Um gesund zu bleiben, um die Versorgung der Tiere gewährleisten zu können und zum Schutz der Tierhalter mussten wir schließlich eine starke Zugangsbeschränkung in der Praxis einrichten. Die Tiere betreten die Praxis ohne Frauchen oder Herrchen und wir besprechen den Vorbericht, die Befunde und die Therapie ausführlich telefonisch.

Somit reduzieren wir die Kontakte auf ein Minimum und tragen dazu bei, die Infektionsketten nicht weiter anzufachen. Die Tiere sind in der Regel auch ohne ihre Besitzer ruhig und geduldig, insbesondere, da in unserer Praxis mit Terminsprechstunde eine ruhige Atmosphäre herrscht. Fast alle Tierhalter reagieren sehr verständnisvoll und wertschätzen unsere Bemühungen, für sie und ihre Tiere gesund zu bleiben und auch sie als Tierhalter zu schützen.

Der Alltag bedeutet für uns in der Regel (also vor Corona) Abklärungen von schwierigen Erkrankungen (mit z.B. Endoskopien, Computertomographien) und komplizierte Operationen. Derzeit müssen wir sehr flexibel sein, sowohl schwierige Fälle als auch viele Notfälle werden uns vorgestellt. Insbesondere die Notfälle haben deutlich zugenommen, da eine erhebliche Anzahl anderer Praxen geschlossen ist und wir für diese als Überweisungspraxis fungieren.

Was muss ich beachten, wenn ich mit meinem Hund in die Tierarztpraxis muss?

Die gute Nachricht für alle Tierbesitzer ist: Tierarztpraxen und Kliniken sind systemrelevant, das heißt sie dürfen und sollen nach Möglichkeit offen bleiben. Jeder darf die Tierarztpraxis trotz Ausgangsbeschränkungen aufsuchen. Die grundsätzlichen Regeln der Hygiene und des Abstandes müssen dabei eingehalten werden. Es gilt in den meisten Praxen die Ein-Besitzer-Regelung oder eine starke Zugangsbeschränkung. Menschen die sich krank fühlen, sollten natürlich nicht mit ihrem Tier zum Tierarzt gehen.

Finden noch Hausbesuche statt?

Hausbesuche sind unter den derzeitigen Bedingungen und der Infektionslage nicht anzuraten.

Wie kann ich meine Tierarztpraxis und alle dort angestellten am besten unterstützen?

Haben Sie bitte Verständnis für die strengen Hygienemaßnahmen und eventuellen Zugangsbeschränkungen. Stellen Sie sich vor, dass das Personal in der Praxis je nach Praxisgröße sonst unter Umständen mit bis zu 30 bis 50 Personen am Tag engen Kontakt hätte. Unter den Umständen würden noch mehr Praxen rasch schließen müssen, da die Mitarbeiter ebenso erkranken würden. Schreiben Sie den Vorbericht am besten zuvor auf, wenn er lang und komplex ist, und legen Sie Laborbefunde der Haustierärzte ggf. bei.

Dr. Marion Link ist Fachärztin für Innere Medizin, GP Cert Neurologie und führt mit Dr. Ilka Jopp, Fachtierärztin für Kleintierchirurgie, die „Link & Jopp Kleintierspezialisten“ in Starnberg. Sie zählen als Anlaufstelle bei Tumorerkrankungen, Erkrankungen der inneren Organe, komplexen chirurgischen Eingriffen und Haut- und Herzkrankheiten. Dr. Link hat an der LMU München und der University of Sydney studiert. Sie war Oberärztin in der LMU München und Klinikinhaberin einer privaten Tierklinik.
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