Vain ist ein großer Schmuser. Doch die Behörden haben die Olde English Bulldogge als gefährlichen Hund eingestuft. Nun trainiert die dreijährige Hündin für die Prüfung zur Leinen- und Maulkorbbefreiung – eine Herausforderung für Vain, die ihre Jugend im Zwinger verbracht hat.

Training für die Maulkorbbefreiung

„Eigentlich ist das hier eine Paartherapie – und nicht nur Training für den Hund. Ich bin genauso in der Pflicht, zu lernen, was Vain das Leben einfacher macht. Und Christiane muss auf uns beide eingehen. Das ist bestimmt nicht einfach“, sagt Vains Herrchen Peter Schmächtig. Er nickt Christiane Strauch anerkennend zu. Die Trainerin und niedergelassene Hunde-Sachverständige des Landes Nordrhein-Westfalen übt mit Peter und Vain für die Prüfung zur Maulkorb- und Leinenbefreiung.

Jugend im Zwinger

Vain wurde im Alter von zwei Jahren aus einer Zwingerhaltung herausgeholt. Nur noch ein Strich in der Landschaft war die Hündin, als sie aus ihrer elenden Lage befreit wurde. Ihre Züchter nahmen Vain wieder zu sich. Doch Vain, die bislang weder viel von der Welt der Menschen gesehen, noch eine Grunderziehung genossen hatte, konnte diesen Rückstand in dem abgeschiedenen Haus im Westerwald nicht aufholen. „Als sie zu mir kam, war sie völlig unbedarft“, erzählt Peter. Sitz, Platz, bei Fuß? Fehlanzeige. Vain zog an der Leine, als wäre diese gar nicht da, und reagierte auf die unbekannten Wortsignale, als wäre sie gar nicht angesprochen. Andere Hunde verunsichern die kräftige Hündin bis heute.

Training für die Maulkorbbefreiung

Grunderziehung nachholen

„Wir mussten praktisch mit dem Kindergarten der Hundeerziehung anfangen“, beschreibt Christiane Strauch das Ausmaß der Bemühungen. Mit viel Geduld und noch mehr Leckerli haben sie Leinenführigkeit, Bei-Fuß-Gehen, Sitz, Platz und den Abruf konditioniert. Inzwischen trainieren Peter und Vain einmal wöchentlich anderthalb Stunden mit Christiane. Peter lässt die Übungen außerdem in die täglichen Spaziergänge einfließen. Manchmal begleitet sein Sohn Norman die beiden. Er schaut, ob sein Vater sich an die Vorgaben der Trainerin hält, und dreht Handyvideos, die Christiane dann auswerten kann. „Unser Ziel ist es, dass Vain Mitte bis Ende März soweit ist, die Prüfung abzulegen“, sagt Christiane.

Alles über Vains Fall liest du in Ausgabe 04/2017 von DER HUND. Mehr als die Hälfte des Trainings sei geschafft, sagt ihre Trainerin. Die Redaktion von DER HUND bleibt dran und wird berichten, wie die Olde English Bulldogge bei ihrer Prüfung zur Maulkorb- und Leinenbefreiung abschneidet.

Olde English Bulldogge

Die Olde English Bulldogge (OEB) wurde in den 1970er Jahren in den USA entwickelt. Sie soll dem Typus der englischen Bulldoggen zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahekommen. Es gingen Kreuzungen aus Englischen Bulldoggen mit Bullmastiffs, American Bulldogs und American Pit Bull Terrier in die Zucht ein. Die Rasse wird nach Standard des amerikanischen Verbandes UKC (United Kennel Club) reingezüchtet. Daneben gibt es Zuchtlinien „alternativer Bulldoggen“, die zum Teil ebenfalls als Olde English Bulldogge bezeichnet werden. In einigen Bundesländern, darunter NRW, behandeln die zuständigen Behörden OEB wie Listenhunde, obwohl sie in den Rasselisten nicht erfasst sind. Die Begründung: Es handele sich um Kreuzungen mit Rassen, die als gefährlich eingestuft werden.