Nichts hat uns in letzter Zeit so für das Thema Hygiene sensibilisiert wie das Coronavirus. Aber welche Hygiene-Maßnahmen sind wichtig, wenn wir Krankheiten bekämpfen, die unsere Hunde befallen?

Redaktion: Lena Schwarz

Unseren ausführlichen Beitrag rund um Hygiene im Hundehaushalt und mit spannenden Hygiene-Facts liest du in Ausgabe 11/2020 von DER HUND. In diesem Online-Beitrag dreht sich alles um Hygiene im Krankheitsfall.

Einige der Erreger, die im Hundehaushalt auftauchen können, sind oft sehr hartnäckig und gefährlich. Dazu zählen Durchfallerreger wie Salmonellen und E. coli. Auch Protozoen (Einzeller) wie z. B. Giardia intestinalis, Tritrichomonas foetus, Cryptosporidium spp. oder Isospora spp. gehören dazu.

Insbesondere für Welpen hoch infektiös ist das canine Parvo-Virus. „Auch verschiedene Leptospiren Serovare spielen als mögliche Zoonoseerreger eine Rolle. Zudem sollten Würmer und Flöhe nicht unterschätzt werden“, gibt PD Dr. Sabine Kramer zu bedenken. Sie ist die Beauftragte für Hygiene- und Qualitätsmanagement und leitende Oberärztin der Chirurgie an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Die Gefahr nach der Genesung

Hunde, die eine Infektion mit Protozoen überstanden haben, können danach dennoch eine Gefahr darstellen. Sie entwickeln zwar häufig selbst eine Immunität und zeigen keine klinischen Symptome mehr. Ausscheiden können sie die Erreger weiterhin. Die Protozoen leben im Darm. Der Hund scheidet sie mit dem Kot aus und so gelangen sie in die Umwelt. Dort bleiben sie über Monate infektiös. Insbesondere Zuchttiere seien in so einem Fall eine permanente oder wiederkehrende Infektionsquelle für andere Hunde – vor allem Welpen, wie die Expertin betont.

Welpe erleichtert sich auf Wiese

„Die Protozoen, die bei Hunden vorkommen, sind bis auf Toxoplasma gondii keine wirklichen Zoonoseerreger“, beruhigt PD Dr. Kramer. Immunsupprimierte Menschen sollten aber besondere Vorsicht walten lassen. Wenn Hunde sich in der Analregion lecken und danach an anderen Körperstellen, gelangen die Erreger dorthin. Übers Streicheln werden sie dann auch auf uns Menschen übertragen. Waschen wir uns nicht gründlich die Hände, verteilen wir die Erreger in der ganzen Wohnung: auf Türklinken, Tischen usw.

Hund sitzt vor Waschmaschine, Rücken zur Kamera

Nötige Hygienemaßnahmen

„Um Infektionsketten zu unterbrechen, müssen in der Regel alle Tiere eines Haushalts je nach Erregerart medikamentell therapiert werden“, erklärt die Tierärztin. Protozoen wie Giardien und Parvo-Viren erfordern den Einsatz von Desinfektionsmitteln auf Böden & Co.

Alles, was bei 60 oder auch 90° Grad gewaschen werden kann, muss in die Waschmaschine. „Auch Näpfe sollten im Infektionsfall mehrmals täglich ausgewaschen und mit heißen Wasser ausgespült und gegebenenfalls mit entsprechenden Desinfektionsmittel behandelt werden“, betont PD Dr. Kramer.

Wichtig sei darüber hinaus, den direkten Kontakt mit dem Kot des Hundes zu vermeiden, also beim Entfernen Handschuhe zu tragen. Der Kot wandert dann in einem geschlossenen Plastikbeutel in den Hausmüll.

Wie die Reinigung und eventuell Desinfektion am besten vonstattengeht, ist oftmals erregerspezifisch. Vielen Erregern kommt man bereits mit heißem Wasser bei. Die Expertin rät zudem: „Das Fell der Tiere sollte durch gründliches Baden und Shampoonieren (z.B. mit Chlorhexidin) gereinigt werden. Lange Haare im Analbereich müssen eventuell geschoren werden. Das hilft dabei, eine starke Kontamination mit dem Durchfallkot zu vermeiden. Es erleichtert zudem regelmäßige Säuberungsmaßnahmen.“

Über den Kontakt mit rohem Fleisch und Innereien haben vor allem Hunde, die Wildnager aufnehmen, ein größeres Risiko, sich zu infizieren – auch mit Würmern. Wir sollten sie also bestmöglich davon abhalten, in Kontakt mit Aas zu kommen oder zum Beispiel Mäuse zu jagen und fressen. Gerade für Hunde, die das gerne tun, sollten besonders regelmäßig auf Endoparasiten untersucht und bei Bedarf entwurmt werden.

Übertragungsrisiko auf den Menschen

Eine Infektionsquelle für Hund und Mensch stellen Leptospiren dar. Sie lassen Hunde schwer erkranken. Zwischen 20 und 30 Prozent der betroffenen Tiere sterben sogar. „Leider können auch geimpfte Hunde erkranken“, sagt PD Dr. Kramer. Und als Zoonoseerreger können die Leptospiren auch auf den Menschen übergehen.

Wir stecken uns über direkten Kontakt mit infizierten Hunden an. Das passiert zum Beispiel, wenn sie uns an der Hand oder im Gesicht schlecken, nachdem sie sich in der Genitalregion geleckt haben. Auch über kleine Hautläsionen – also winzige Verletzungen – dringen die Leptospiren in den Körper ein.

Hund leckt Hand

Und wie gelangen die Erreger in den Hund? Die Expertin erklärt: „Hunde stecken sich vor allem über den Urin infizierter Säugetiere in der Umwelt an. Das sind zum Beispiel andere Hunde, Ratten oder Mäuse.“ Gefahr besteht auch, wenn sie Kontakt zu infizierten Gewässern haben oder aus Pfützen trinken.

Es wäre schwierig, den Hund von allen diesen potenziellen Erregerquellen fernzuhalten. Für die eigene Gesundheit ist es aber ratsam, sich Menschen nicht über das Gesicht lecken lassen und möglichst nach dem Kontakt mit dem Hund die Hände waschen. Dies ist laut PD Dr. Kramer aber immer empfehlenswert. Zumindest sollte man mit ungewaschenen Händen sich nicht ins Gesicht bzw. an den Mund fassen.