Alter ist relativ: Während der eine Hund noch täglich mit seinem Herrchen oder Frauchen joggen geht, verbringt ein anderer im gleichen Alter den Großteil seiner Zeit auf der Couch. Während der eine noch straff und fit wie ein Jungspund aussieht, ist der andere bereits vollkommen ergraut. Ab wann also ist ein Hund wirklich alt?

Hunde altern unterschiedlich früh, unterschiedlich schnell und auf unterschiedliche Art. Wann ein Hund alt ist, ist von vielen Faktoren abhängig: Einerseits spielen unveränderliche Aspekte wie die Rasse oder die individuellen genetischen Voraussetzungen eine Rolle. Andererseits hängt der Zeitpunkt des Alterns aber auch von Faktoren ab, die wir als Hundehalter:innen beeinflussen können. Dazu gehört zum Beispiel die gesundheitliche Pflege des Hundes, die Haltungsbedingungen, die Ernährung und sogar die Beziehung zu seiner Bezugsperson.

Insgesamt werden unsere Hunde im Durchschnitt älter als früher. Das liegt zum einen sicher an den enormen veterinärmedizinischen Möglichkeiten, die es heute im Unterschied zu früher gibt. Andererseits ist aber auch das Wissen um vernünftige Haltungsbedingungen besser geworden.

Alterungsprozess ist auch rassebedingt

Generell altern kleine Rassen wie Pudel, Cocker Spaniel, Chihuahua, Dackel oder Terrier meist viel später und werden insgesamt älter als viele andere Rassen: Bis zu 17 oder 18 Jahre Lebenszeit sind hier keine Seltenheit. Größere Hunde wie der Irish Wolfhound oder die Deutsche Dogge sind oft mit fünf oder sechs Jahren bereits wahre Senioren und werden selten älter als sieben oder acht Jahre. Mischlinge und Hunde mittelgroßer Rassen haben meist eine mittlere Lebenserwartung. Jedoch gibt es auch hier immer Ausnahmen.

Eines der frühesten Anzeichen ist die Neigung, alles etwas langsamer angehen zu lassen. Die Reaktionsschnelligkeit des Hundes lässt generell nach. Er ist weniger agil, seine Reizschwelle wird oft höher. Er spielt vielleicht weniger und hebt im Angesicht eines davonhoppelnden Hasen nur noch den Kopf, anstatt zum Spurt anzusetzen.

Nach dem normalen Spaziergang ist er viel müder als früher und schläft auch tagsüber häufiger, länger oder auch fester als zu seinen Hochzeiten. Manchmal zeigen sich kleine Knubbel unter der Haut – gutartige kleine Geschwülste, die meist nicht weiter behindern, aber auf jeden Fall beobachtet werden sollten.

Alterserscheinung oder Krankheitssymptom

All das können erste Alterungserscheinungen sein, jedoch auch die Symptome einer Alterserkrankung. Deshalb sollte ein Hund, der derartige Zeichen erkennen lässt, immer dem/der Tierarzt/Tierärztin vorgestellt werden. Handelt es sich tatsächlich lediglich um Anzeichen des normalen Alterns, kann der Tierarzt/die Tierärztin auch direkt über Vorbeugung und eine altersgerechte Ernährung beraten.

Meist geht das Altern auch mit gewissen Verhaltensveränderungen einher. Es kann auffallen, dass der Hund gelassener und souveräner wird. Doch auch das Gegenteil kann der Fall sein: Viele Hunde verlieren im Alter an Seh- und Hörkraft und reagieren auf diese eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit zunächst mit Nervosität. Meist gewöhnen sich Hunde jedoch an dieses neue Gefühl, und auch der Mensch kann seinem Vierbeiner helfen, sich vermehrt an seiner Bezugsperson zu orientieren und so Sicherheit zu erfahren.

Alte Hunden werden anlehnungsbedürftig

Eine häufige Verhaltensänderung macht ältere Hunde so liebenswert: Meist sind Hunde-Senioren viel anlehnungsbedürftiger als ihre jüngeren Kollegen. Die Bezugsperson rückt immer mehr in den Mittelpunkt ihres Lebens, seine Nähe ist wichtiger als je zuvor. Schmusen, Kontaktliegen oder einfach nur dabei zu sein ist für den Hundesenior das Größte überhaupt.

Hunde altern unterschiedlich. Ab wann ein Hund wirklich alt ist, können nur die Menschen feststellen, die tagtäglich mit ihm zusammenleben und ihn in- und auswendig kennen. Altern beginnt im Kopf, und je länger wir unsere Hunde in vernünftigem Rahmen fördern und fordern, auf ihre Bedürfnisse eingehen und sie neugierig auf die Welt halten, desto länger können sie innerlich jung bleiben. (je)