September 2021: Wissenschaftler:innen aus Göttingen und Jena haben herausgefunden, dass Hunde deutlich unterschiedlich auf absichtliches und unabsichtliches menschliches Verhalten reagieren. Über die spannenden Hintergründe erzählen wir dir hier!

Die Fähigkeit, die Absichten Anderer zu verstehen, oder zumindest wahrzunehmen, ist eine Komponente der „Theory of Mind“. Diese wurde lange als eine einzigartige menschliche Fähigkeit betrachtet.

Magst du nicht oder kannst du nicht?

Für die in Scientific Reports veröffentlichte Studie mit 51 privaten Familienhunden nutzte das Team den „Unable vs. Unwilling“ Test. Dabei ist ein Mensch entweder zu etwas nicht fähig (unable) oder nicht willens (unwilling). Es wird untersucht, ob Tiere – oder Kinder – unterschiedlich auf eine Person reagieren, die ihnen eine Belohnung absichtlich oder unabsichtlich vorenthält.

Absichten erkennen: der Testaufbau

Alle Hunde durchliefen 3 Bedingungen, in denen sie stets eine transparente Trennwand von der Versuchsleiterin trennte. Zunächst lernten die Tiere, dass ihnen die Versuchsleiterin durch eine Öffnung in der Wand einzelne Futterstücke gab. Dann wurde dieser Prozess unterbrochen und das Futter blieb vor der Frau liegen.

  1. In der „Will nicht“-Bedingung zog die Versuchsleiterin das Futterstück in einer absichtlichen Bewegung zurück und legte es vor sich.
  2. In der „Kann nicht – Ungeschickt“-Bedingung versuchte sie, das Futter durch die Öffnung zu reichen, scheiterte aber, weil sie zu ungeschickt war. Die Belohnung fiel „aus Versehen“ vor ihr auf den Boden.
  3. In der „Kann nicht – Blockiert“-Bedingung scheiterte die Frau, weil die Öffnung in der Trennwand plötzlich geschlossen war.

Das sagen die Forscher:innen

„Die Hunde in unserer Studie reagierten eindeutig verschieden, je nachdem ob die Versuchsleiterin absichtlich oder unabsichtlich gehandelt hat,“ sagt Dr. Britta Schünemann, Erstautorin der Studie, in einer Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte.

„Das deutet darauf hin, dass Hunde tatsächlich in der Lage sein könnten, menschliche Absichtlichkeit zu erkennen,“ fügt Prof. Hannes Rakoczy von der Universität Göttingen hinzu. Noch sind die Ergebnisse unter Vorbehalt zu interpretieren.

Es muss weiter geforscht werden, um Alternativerklärungen auszuschließen. Möglicherweise haben die Hunde etwa unbewusste Hinweise im Verhalten der Versuchsleiterin genutzt. Zudem könnten auch die persönlichen Erfahrungen der getesteten Tiere eine Rolle gespielt haben.

Hier gelangst du zur Pressemeldung des Max-Planck-Instituts!

Ein Schäferhund schaut mit schräggelegtem Kopf in die Kamera.
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