Trends in der Hundeernährung
Barf: ungebrochener Trend
Die Prey-Methode
Vegetarisch/vegan
Alternative Proteine: Fleisch, Insekten, Pflanzen
Trends in der Hundeernährung
Was ist neu im Napf?
Sprüche wie „Du bist, was Du isst“ zeigen, wie gefühlsgeladen das Thema Essen für den Menschen ist. Die Suche nach Regeln für eine gesunde und ethisch vertretbare Ernährungsweise erstreckt sich längst auch auf die Fütterung unserer Haustiere. DER HUND stellt einige aktuelle Trends vor.
Das Thema Ernährung umfasst neben der nüchternen Wissenschaft, welche Nährstoffe der Körper in welcher Zusammensetzung braucht, auch weltanschauliche Fragen. Der Wunsch, für die Gesundheit seines Vierbeiners, aber auch im Sinne der Umwelt und des Tierwohls „das Richtige“ zu tun, befeuert immer neue Ernährungstrends.
Noch nie gab es so viele Arten der Fütterung, so viele Produkte und einen so großen Entscheidungsspielraum für Hundehalter. Wie auch immer Sie sich entscheiden, jede Trend-Kost hat ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile, wenn es darum geht, Ihren Hund bedarfsgerecht zu füttern. Wir geben einen Überblick über einige der Neuheiten und Fütterungstrends der letzten Jahre: Barf, Prey, Vegetarisch und alternative Proteinquellen.
Barf: ungebrochener Trend
Barf
Die Abkürzung steht für „biologically appropriate raw food“, also „biologisch artgerechtes Rohfutter“ – und bezeichnet einen Trend, der zwar ungebrochen, aber nicht gerade neu ist. Das Barfen zeigt allerdings geradezu typisch, wie emotional die Diskussion um den Königsweg der Hundeernährung geführt wird.
Es entstand als Gegenbewegung zu kommerzieller Fertignahrung. Mit der wachsenden Barf-Fangemeinde kamen allerdings auch mehr kommerzielle Produkte für die Rohfütterung auf den Markt. Vielen Hundehaltern gilt Barf nach wie vor als die natürlichste und gesündeste Fütterung. Ein glänzendes Fell, gesündere Zähne, weniger „Hundgeruch“ und gesteigerter Appetit bei mäkeligen Fressern – die Liste der Erfolgsberichte ist lang.
Wichtig bei Barf
Doch damit Barf wirklich ausgewogen, bedarfsgerecht und gesund ist, gibt es einige Dinge zu beachten. Die Zutaten sollten anhand der individuellen Bedürfnisse des Hundes zusammengestellt werden. Eine Beratung und Rationsüberprüfung durch spezialisierte Tierärzte ist zu empfehlen. Außerdem muss zum Schutz vor Bakterien bei der Portionierung, Lagerung und Zubereitung sehr auf die Hygiene geachtet werden. Ausreichend langes und tiefes Einfrieren schützt gegen Parasiten in Fleisch und Innereien.
Die Prey-Methode
Dieser Trend will besonders nah an der Ernährung des Wolfes sein. Deshalb basiert diese Art der Rohfütterung darauf, dass der Hund ganze Tiere roh zu fressen bekommt. Während Wölfe in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot auch Früchte und Wurzeln fressen, ist bei der Prey- Methode zusätzliches Obst und Gemüse nicht vorgesehen. Grünzeug nimmt der Hund allerdings auf, wenn er tatsächlich ein ganzes Tier samt Darminhalt frisst.
Mit Haut und Haar
Das englische „prey“ bedeutet „Beutetier“. In erster Linie kommen für den Futtertrend, der sich auch Prey Model Raw nennt, kleine Säugetiere wie Mäuse und Ratten, Kaninchen und Geflügel in Frage. Der Hund bekommt sie am Stück: mit Haut, Fell, Blut und Organen. Zusammen sollen die Teile seine Bedürfnisse decken. Vielfalt und Abwechslung sind wichtig, damit das funktionieren kann.
Der Hund soll die „Beute“ zerlegen. Das beschäftigt ihn und soll gut für die Zahngesundheit sein. Wer einem Hund schon einmal dabei zugeschaut hat, kann sich vorstellen, dass die Fütterung in der Wohnung mit einigem Aufwand für den Menschen verbunden sein dürfte. Auch kann sicherlich nicht jeder Halter problemlos ganze Beutetiere beschaffen und lagern.
„Franken-Prey“
Für diejenigen, die keine ganzen Tiere verfüttern können oder wollen, gibt es daher „Franken-Prey“. Dabei wird das Beutetier aus großen Fleischstücken, Fett, Haut und Fell oder Federn, Innereien und Knochen im Napf „nachgebaut“, ein bisschen wie Frankensteins Monster. Hierfür eignen sich auch Teile größerer Tiere. Wie bei anderen Trends gibt es gute Gründe, die Zutaten mit Bedacht auszuwählen. So sind zum Beispiel gewichtstragende Knochen vom Rind ungeeignet. Sie können zu Zahnfrakturen führen und der Mundhöhle Schaden zufügen.
Vegetarisch/vegan
Analog zur vegetarischen Lebensweise des Menschen landen bei vegetarisch ernährten Hunden weder Fleisch noch Fisch im Napf. Der vegetarischen Ernährung (fleischfrei) entstammt die vegane (rein pflanzlich), bei der völlig auf Produkte tierischen Ursprungs verzichtet wird. Laut dem Statistik-Institut „statista“ ordneten sich 2016 mehr als sechs Millionen Deutsche als Vegetarier oder Veganer ein.
Wer Tierisches vom Speiseplan streicht, denkt dabei an das Wohl des für den Verzehr gezüchteten Viehs. Oder an die Umweltbelastung durch die Fleischproduktion. Auch Bedenken aufgrund von Lebensmittelskandalen oder der eigenen Gesundheit spielen eine Rolle. Ein Anlass kann zudem beim Hund gegeben sein, wenn er Unverträglichkeiten gegen tierische Proteine zeigt.
Es ist schwierig, Hunde selbst fleischlos und dabei bedarfsgerecht zu ernähren. Ergänzungsmittel sind vonnöten, besonders für Welpen, trächtige und säugende Hündinnen. Wer nicht eigenhändig kochen und mischen will, kann auf vegetarische Alleinfuttermittel zurückgreifen. Was die vegane Ernährung des Hundes betrifft, fehlen fundierte Langzeiterfahrungen über deren Unbedenklichkeit. Experten raten daher eher davon ab.
Bestandteile vegetarischer Ernährung
Damit der vegetarisch ernährte Hund alles bekommt, was er braucht, ist Expertise gefragt. Ein individuell angepasstes, langsames Vortasten ist ratsam, was die Menge der einzelnen Futterkomponenten betrifft. Neben Gemüse gehören Obst, Milchprodukte, gekochte Hülsenfrüchte, hart gekochte Eier, Öle und Nüsse dazu. Eier und Milchprodukte liefern tierische Eiweiße und essenzielle Aminosäuren. Sojaprodukte und Hülsenfrüchte enthalten ebenso Protein. Kohlenhydrate finden sich etwa in Kartoffeln, Reis, Couscous und Dinkel. Wichtig ist es, Hülsenfrüchte und Kartoffeln zu erhitzen, damit darin enthaltene schädliche Stoffe verträglich werden.
Die Hilfe eines Ernährungsexperten ist für ausgewogenes und bekömmliches vegetarisches Futter auf jeden Fall eine gute Idee.
Alternative Proteine: Fleisch, Insekten, Pflanzen
Alternative Proteine
Hundehalter wollen ihren Lieblingen mehr Abwechslung in der Ernährung bieten. Viele greifen daher heute schon regelmäßig zu den gängigen Eiweißquellen Rind, Lamm und Huhn. Entwickelt ein Hund eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, bleibt dem Tierarzt für eine Ausschlussdiät also nur noch, auf weniger konventionelle Fleischsorten auszuweichen.
Dabei kommt das Fleisch nachgezüchteter Wildsorten wie Reh, Hirsch oder Rentier in Betracht. Aber auch Wildvögel wie Rebhuhn, Wildtaube oder Wildente bieten sich an. Exoten wie Alligator, Strauß, Springbock und Känguru sind ebenfalls gute Alternativen – ihr Fleisch ist aber zum Teil nur eingeschränkt verfügbar.
Insekten als Energiequelle
Inzwischen bieten mehrere Hersteller Futtersorten mit Insektenprotein an. Die Larven der Schwarzen Soldatenfliege lassen sich gut im industriellen Maßstab züchten. Auch Mehlwürmer, Grillen und Heimchen sind für Heimtiernahrung geeignet.
Insekten liefern hohe Mengen Eiweiß und lassen sich auf kleinem Raum umweltschonend züchten. Der Energie- und Wasserbedarf ist deutlich geringer als bei der Rinderzucht. Insektenfutter ist also auch für umweltbewusste Hundehalter interessant.
Mit diesem Nachhaltigkeitsaspekt wirbt die Firma Marsapet für ihre Insektenfuttersorten Naturgut- und Landgut-Schmaus der Marke Bellfor. Geschäftsführer Marcel Hoffmann beschrieb im Interview (DER HUND 10/2016), das Futter sei in Akzeptanztests gut von den Hunden angenommen worden. Auch er selbst hat die Larven der Schwarzen Soldatenfliege bereits probiert:
„Den Geschmack würde ich als nussig beschreiben, ein Kollege hat ihn als eher fischig empfunden – aber auch als durchaus positiv.“
Eiweiß aus Pflanzen
Auch pflanzliche Eiweißträger rücken mit dem zunehmenden Trend zu vegetarischer Ernährung stärker in den Blickpunkt. Die klassischen einheimischen Eiweißlieferanten unter den Pflanzen sind Erbse und Lupine. Auch isoliertes Eiweiß aus Kartoffeln lässt sich verwenden. Mikroalgen wie Chlorella sind ebenfalls gute Eiweißquellen, jedoch am Markt bislang nur eingeschränkt verfügbar.
Der Artikel “Trends in der Hundeernährung” ist in Ausgabe 3/2017 von DER HUND erschienen.