Symptome

Anzeichen für eine Hüftgelenksdysplasie (HD) sind Bewegungsunlust, Schwierigkeiten beim Aufstehen und beim Ins-Auto-Springen sowie Lahmheiten nach längerer Belastung. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium bildet sich die Muskulatur der Hinterhand zurück. Die Beschwerden entsprechen in ihrer Ausprägung nicht immer dem röntgenolo gischen Befund.

Diagnose

Eine sichere Diagnose stellt der Tierarzt anhand einer Röntgenuntersuchung, bei der das Tier sediert ist. Danach wird der Hund nach speziellen Kriterien in eine von fünf HD-Klassen eingeteilt: Klasse A bedeutet keine Hinweise auf HD, Klasse E beschreibt eine schwere bis hochgradige Hüftgelenksdysplasie.

Bei einem Hund mit HD passen der Kopf des Oberschenkelknochens und die Gelenkpfanne der Hüfte nicht korrekt aufeinander, sodass das Gelenk instabil ist und Schmerzen und entzündliche Prozesse entstehen. In der Folge tritt eine Arthrose auf. Die Ursachen für die Erkrankung sind vielfältig. In erster Linie wird eine erbliche Komponente vermutet, aber auch nicht art- und altersgerechtes Füttern hat einen Einfl uss auf die Ausprägung von HD. „Vor allem Hunderassen mit einem Endgewicht von über 25 Kilogramm sind gefährdet“, erklärt Tierärztin Dr. Tina Hölscher. „Darunter sind es dann eher die massigen Typen, weniger die schlanken, großwüchsigen.“ Am häufigsten seien die Rassen Berner Sennenhund, Bernhardiner, Boxer, Deutscher Schäferhund, Golden Retriever, Labrador Retriever und Neufundländer betroffen.

Bei Anzeichen einer HD-Erkrankung muss der Hund möglichst schnell einem Tierarzt vorgestellt werden. Dicke Tiere sollten unbedingt abspecken, um das schmerzende Gelenk nicht zusätzlich durch Übergewicht zu belasten. Hüpfspiele und Toben sind tabu, denn abrupte Bewegungen schaden dem Hüftgelenk. Besser sind langsame Spaziergänge und Schwimmen. Als therapeutische Maßnahme empfiehlt Dr. Hölscher Physiotherapie: „Gezielter Muskelaufbau hilft, durch Festigung der betroffenen Hüftregion das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.“ Meist verschreibt der Arzt zudem Medikamente, die die Schmerzen lindern und Entzündungen entgegenwirken. Bei besonders starker Ausprägung der HD hilft nur noch eine Operation. Dabei sind verschiedene Techniken etabliert. „Die Königin unter den Operationsvarianten ist sicher das künstliche Hüftgelenk. Führt ein erfahrener Operateur den Eingriff durch, sind die Erfolgsaussichten sehr gut. Die meisten Hunde führen danach ein beschwerdefreies Leben“, weiß Dr. Hölscher.

Künstliche Hüfte

Nicht nur HD, auch andere degenerative Erkrankungen im Hüftbereich machen bei schwerem Verlauf das Einsetzen einer künstlichen Hüfte erforderlich. Dazu gehören Arthrosen und die Aseptische Oberschenkelkopfnekrose. Diese tritt vorwiegend bei kleinen Hunden in den ersten zwölf Lebensmonaten auf. Die Erkrankung führt zu einer schmerzhaften Deformation des Oberschenkelkopfs mit Muskelschwund und starker Hinterbeinlahmheit. Ist absehbar, dass eine gelegentliche Gabe von Schmerzmitteln nicht ausreicht, um die Erkrankung in den Griff zu bekommen, oder nehmen die Nebenwirkungen überhand, so ist – neben Operationen wie der Beckenosteotomie und der Oberschenkelkopfresektion
– das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks eine Option.

Prothesen

Dr. Günter Schwarz, Neurochirurg und Leiter der Tierklinik Hollabrunn, merkt an: „Mittlerweile kann man davon ausgehen, dass über 90 Prozent aller Hunde mit einer Hüftgelenkstotalendoprothese lebenslange Beschwerdefreiheit erreichen.“ Die Prothesen sind aus Zement oder Metall und immer der Anatomie des jeweiligen Hundes angepasst. Sie können je nach Material und nach Größe des Hundes bereits im sechsten bis zehnten Lebensmonat und noch bis ins hohe Alter hinein eingesetzt werden. Besondere Implantatsysteme finden auch bei schwächerer Knochensubstanz im Alter noch Einsatz. „Eine Kunsthüfte ist jedoch keine Lösung, falls der Hund an bakteriellen Infektionen leidet – sei es im Bereich des erkrankten Gelenks selbst oder auch in anderen Regionen, etwa bei extrem deformierten Becken- oder Oberschenkelknochen“, räumt Dr. Schwarz ein.

Bei weniger starken Schmerzen und Lahmheiten haben sich auch Methoden aus der Alternativmedizin bewährt, z. B. Blutegeltherapie, Akupunktur, Neuraltherapie und das Setzen von Goldimplantaten. Auch Nahrungsergänzungsmittel können helfen, die Arthrose zu lindern, diese enthalten z. B. Omega-3-Fettsäuren, Glucosamine, Chondroitinsulfat und Grünlippmuschelextrakt. Homöopathen verabreichen Hunden, deren Beschwerden sich nach Belastung verschlechtern, oft Rhus toxicodendron . Bei akuten Schmerzzuständen hilft Bryonia. Je nach Gesamtbild des Problems gibt es noch weitere homöopathische HD-Medikamente.

Wichtig ist, dass das Futter des Hundes alle nötigen Nährstoffe in ausreichender Menge enthält. Dabei ist es egal, ob anteilig mehr Eiweiß, Fett oder Kohlenhydrate verfüttert werden. „Es gibt Studien, die belegen, dass ein hoher Eiweißanteil keinen negativen Einfluss auf die Skelettentwicklung hat“, sagt die Ernährungsexpertin Dr. Julia Fritz. „Was sich allerdings negativ auswirkt, ist ein zu schnelles Wachstum im Allgemeinen.“ Vorbeugung gegen HD fängt daher bereits bei der Welpenfütterung an. Zusammen mit artgerechter Bewegung ohne Überlastung ist richtige Ernährung die beste Möglichkeit, einer Hüftgelenksdysplasie entgegenzuwirken. Um die genetische Disposition für HD innerhalb einer Rasse auszumerzen, schreiben seriöse Zuchtverbände unter anderem vor, dass nur mit Tieren, deren Hüften geröntgt und von einem unabhängigen Veterinärmediziner als HD-frei beurteilt wurden, gezüchtet werden darf.