19.11.21: Eine neue Studie zeigt erstmals, dass medizinische Spürhunde SARS-CoV-2 mit hoher Spezifität von 15 anderen viralen Atemwegserregern unterschieden können.

Es ist schon länger bekannt, dass sogenannte Corona-Spürhunde erschnüffeln können, wenn jemand mit dem Virus infiziert ist. Auf der ganzen Welt wurde und wird dazu geforscht, in der Hoffnung, die Hunde zum schnellen und genauen Testen vieler Menschen einsetzen zu können. In Finnland, am Flughafen Helsinki, kamen 4 der Spürhunde – Kössi, Miina, E.T und Valo – ab September 2020 sogar zum praktischen Einsatz.

Corona-Spürhunde: Die neue Studie

Was genau die Hunde wahrnehmen, um infizierte Menschen anzeigen zu können, war allerdings nicht ganz klar. Ebenso fehlten wissenschaftlich untermauerte Informationen dazu, ob die Hunde zwischen COVID-19 und anderen Virusinfektionen unterscheiden können. Die neue Studie liefert dazu Erkenntnisse. Veröffentlicht hat sie am 18.11.21 ein länderübergreifendes Forschungsteam unter der Leitung der Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) in der Fachzeitschrift Frontiers in Medicine.

Wie die TiHo in einer Pressemitteilung schreibt, riechen die Spürhunde nicht die Viren selbst. Vielmehr nehmen sie flüchtige organische Verbindungen war. Diese entstehen im Körper nach einer Virusinfektion bei Stoffwechselvorgängen.

Die Erreger im Test

Zu den 15 Erregern, welche die Spürhunde vom SARS-CoV-2-Virus unterscheiden können, zählen Influenza A und B, das humane Respiratorische Synzytialvirus, das Metapneumovirus, das humane Parainfluenzavirus Typ 1 und 3, das Rhinovirus, das Adenovirus und mehrere humane Coronaviren, darunter SARS-CoV-1 und MERS-CoV.

3 Szenarien untersucht

Das Forschungsteam arbeitete mit 12 Spürhunden und entwarf 3 Testszenarien. Die Spürhunde trainierten mit inaktivierten Speichelproben von SARS-CoV-2-Patienten. Im ersten Testszenario hatten die Schnüffler zwischen SARS-CoV-2 und Abstrichproben von Patienten, die mit anderen Atemwegsviren infiziert waren, zu unterscheiden. Dabei schafften sie es auf eine mittlere Sensitivität von 74 Prozent und einer Spezifität von 95 Prozent.

Sensitivität ↠ Nachweis positiver Proben
Spezifität ↠ Nachweis negativer Kontrollproben

Für das zweite Szenario kamen Zellkulturen zum Einsatz, „[d]a nicht alle Virusproben ohne Weiteres von infizierten Personen verfügbar waren“, wie es in der Pressemitteilung der TiHo heißt. Es stellte sich heraus, dass die Hunde zwar auch zwischen unterschiedlichen Atemwegsviren unterscheiden konnten, sie aber schlechter abschnitten.

Im dritten Szenario trainierten die Hunde daher mit inaktiviertem Zellkulturmaterial von SARS-CoV-2. „Die Hunde zeigten ähnliche Leistungen wie im ersten Szenario bei der Unterscheidung von SARS-CoV-2 und anderen viralen Erregern”, steht dazu in der Pressemitteilung. „Auch bei den Zellkulturen riechen die Hunde die flüchtigen organischen Stoffe. Die Zellkulturen bestehen aus menschlichen Zellen, zu denen die unterschiedlichen Erreger hinzugegeben wurden.“

Die Schlussfolgerung

Der Schluss aus den Ergebnissen, den auch die Forschenden in der Studie ziehen, ist logisch: Die Trainer:innen müssen in die Ausbildung der Hunde viele Proben unterschiedlicher viraler Atemwegsinfektionen einbeziehen, damit die Supernasen sie erfolgreich voneinander unterscheiden können.

Die Studie kannst du hier lesen (auf Englisch).