Rücken- und Gelenkschmerzen sind typische Beschwerden älterer Hunde. Oft sind Medikamente allein keine Lösung. Tierärztin Dr. Jennifer Nehls beschreibt Therapiemethoden – und wie Sie Ihrem Hund helfen können.
Gelenkverschleiß ist eine langsam voranschreitende Abnutzung des Gelenkknorpels, die immer wieder mit akuten und schmerzhaften Entzündungsschüben einhergeht. Diese führen dazu, dass das Nervensystem gegenüber dem Schmerz sensibilisiert wird und ein Schmerzgedächtnis sowie eine gesteigerte Schmerzwahrnehmung ausbildet. Reize wie Druck, Wärme oder Kälte können dann bereits Schmerzen auslösen. Gelenkschmerz führt zu weniger Bewegung, Muskelabbau, zunehmender Schädigung des Gelenkknorpels mit noch stärkeren Schmerzen – und der Teufelskreis schließt sich.
Chronische Schmerzen erkennen
Halter bemerken schmerzhafte Arthrosen des Hundes oft nicht, da sich chronische Beschwerden schleichend entwickeln. Oft sind es kaum merkliche Veränderungen wie nachlassende Bewegungsfreude, die auf eine Arthrose hindeuten, vom Halter aber auf das fortgeschrittene Alter der Tiers zurückgeführt werden. Manchmal werden die Beschwerden erst erkannt, wenn sich während des Versuchs, eine andere Erkrankung mit Schmerzmitteln zu behandeln, auch die Beweglichkeit des Hundes wieder verbessert.
Ziel der Schmerztherapie ist:
• den Stress des Hundes mindern
• die Gelenke frühzeitig mobilisieren
• dem Muskelabbau aktiv entgegenwirken
• ein Fortschreiten der Knorpelschäden verzögern
• den Schmerz lindern
• die Beweglichkeit erhalten
• die Lebensqualität des Hundes verbessern
Balancierte Schmerztherapie
Die Arthrose kann nicht geheilt, ihr Fortschreiten aber verlangsamt werden. Ab einem gewissen Krankheitsstadium können die Beschwerden meist nicht mehr ausreichend durch ein Schmerzmittel gelindert werden. Manchmal müssen Medikamente kombiniert oder durch ein anderes Präparat ersetzt werden. Am sinnvollsten ist es, eine balancierte Schmerztherapie einzuleiten. Sie basiert auf einer Kombination verschiedener schmerzlindernder Maßnahmen. Die verschiedenen Therapieansätze steigern den Behandlungserfolg und ermöglichen, dass die Dosis der Schmerzmedikamente und somit das Risiko der Nebenwirkungen reduziert werden kann.
Sinnvolle Maßnahmen einer balancierten Schmerztherapie sind beispielsweise:
• Schmerztagebuch führen
• Schmerzmittel
• Diät zur Reduktion von Übergewicht
• Physiotherapie und physikalische Therapie
• Akupunktur
• Neuraltherapie
• Ergänzungsfuttermittel
• Hilfsmittel wie Hunderampen
• Stammzelltherapie
Der Faktor Mensch
Letztlich ist es nicht nur die Anwendung aller Maßnahmen, die eine Schmerztherapie ausmacht, sondern auch der Faktor Mensch – die liebevolle Pflege und ein angemessener Umgang mit dem Hund. Wichtig ist es, dem Hund nicht mehr an Bewegung zuzumuten, als er mag. Er ist in einem Alter, in dem er selbst bestimmen sollte, wie weit er geht. Hunderampen erleichtern ihm das Überwinden von Stufen oder das Einsteigen ins Auto. Auch ein weiches, gut gepolstertes Hundekörbchen ist sinnvoll.
Ein ausführlicher Beitrag über die möglichen Maßnahmen einer balancierten Schmerztherapie ist in Ausgabe 01/2017 von DER HUND erschienen.
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