Rezension aus dem Archiv

Meine Güte, ist Ihr Hund heute wieder renitent! Sie möchten mit ihm trainieren, und er gähnt ständig gelangweilt! Sie rufen ihn, und er schaut demonstrativ weg, und wenn er dann endlich kommt, dann provokativ im Schneckentempo, ständig auf dem Boden herum schnüffelnd! Da drückt er doch Missachtung in jeder Geste aus – oder etwa nicht?

Turid Rugaas' Forschungen ist es zu verdanken, dass derartige tragische Missverständnisse zwischen Hund und Mensch nicht mehr notwendig sind. Immer mehr Hundehalter wissen über die so genannten Beschwichtigungssignale Bescheid und können das Verhalten ihrer Hunde als das erkennen, was es wirklich ist – fernab von vermenschlichenden Interpretationen.

Die Lebensversicherung der Hunde, seit über 15.000 Jahren

Bereits vor 15.000 Jahren setzten die Vorfahren unserer Haushunde beschwichtigende Signale ein, um Reibereien innerhalb des Rudels zu verhindern. Die Geschlossenheit des Rudels sicherte schließlich das Überleben. Bei Wölfen hat man die so genannten Cut-Off-Signale beobachtet, die aggressive Handlungen unterbrechen. Im Unterschied dazu sind die Beschwichtigungssignale unserer Hunde subtiler und werden eingesetzt bevor ein Konflikt überhaupt entstehen kann, so dass es zu aggressiven Handlungen erst gar nicht kommt. Die Fähigkeit, über diese so genannten Calming Signals zu kommunizieren, ist genetisch festgelegt und deshalb allen Hunden eigen.

Turid Rugaas arbeitet seit über 30 Jahren in Norwegen hauptberuflich mit Hunden und setzt sich schon lange für gewaltfreie Trainingsmethoden ein. Seit einigen Jahren hat sie ihre Forschungen auf die Beschwichtigungssignale konzentriert, die, wie sie sagt, ihr eigenes Zusammenleben mit Hunden beträchtlich bereichert hat.

Ihre Arbeit wurde international so begeistert aufgenommen, dass sie ihre Hundeschule aufgeben musste, um in aller Welt Vorträge und Seminare über die Beschwichtigungssignale abhalten zu können. In ihrem Buch "Calming Signals" fasst sie die wichtigsten Erkenntnisse kurz und prägnant zusammen und erläutert sie anhand von vielen verschiedenen Beispielen aus ihrer eigenen Praxis. Illustriert wird der Text von zahlreichen Fotos, die bei den Lesern so einige Aha-Erlebnisse auslösen werden.

Beschwichtigungssignale werden oft missverstanden

Die Kenntnis der Beschwichtigungssignale ist eine Notwendigkeit für eine vertrauensvolle Mensch-Hund-Beziehung. "Calming Signals" liefert eine genaue Anleitung, die subtilen Kommunikationsmethoden des Hundes zu erkennen, sein Verhalten besser zu verstehen und ihm beim Vermeiden von Konflikten behilflich zu sein.

Die knapp dreißig verschiedenen Beschwichtigungssignale wie Zwinkern, Abbrechen des Blickkontakts, Abwenden, Naselecken, Verlangsamen, Wedeln, Hinsetzen, Hinlegen oder in einem Bogen gehen werden genau erläutert. Besonders wird auf das oft missverstandene Erstarren eingegangen, das leider häufig als Widersetzlichkeit aufgefasst und bestraft wird.

Beschwichtigungssignale werden oft aus Unwissen bestraft

Dass die Unterbindung oder gar Bestrafung von Beschwichtigungssignalen fatale Folgen hat, wird einem nach der Lektüre des Buches in vollem Umfang bewusst. Ein Hund, der beschwichtigende Signale mit Strafe verknüpft oder erlebt hat, dass sie unwirksam sind, wird sie nicht mehr zeigen. Damit verliert er das wichtigste Instrument im sozialen Umgang mit seinen Artgenossen, kann sich mit ihnen nur noch unzureichend verständigen.

Einem solchen Hund muss seine Sprache erst wieder beigebracht werden. Wie das funktioniert, erklärt Turid Rugaas ebenfalls. Sie gibt anschauliche Tipps, wie wir Menschen sowohl Beschwichtigungssignale, als auch Stress- und Drohsignale erkennen und sinnvoll nutzen können, um problematische Situationen zu vermeiden und unser Zusammenleben mit unserem Hund zu bereichern. Ein Standardwerk für jeden modernen Hundehalter!


Infos zum Buch
Gebundene Ausgabe: 104 Seiten
Verlag: Animal Learn Verlag, 2001
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3936188017
ISBN-13: 978-3936188011
Größe: 22,2 x 15,4 x 1,4 cm