In den meisten deutschen Tierheimen warten Hunde auf ein tolles Für-immer-Zuhause. Aufgrund von auffälligem Verhalten sind die Vermittlungschancen bei einigen gering. In speziellen Projekten wird mit ihnen trainiert. Hier stellen wir dir 3 vor!
Die Zahl von Langzeit-Tierheimhunden steigt seit Jahren. Ein häufiger Grund: meist menschengemachte oder zumindest durch Menschen verstärkte Verhaltensauffälligkeiten wie vehementes Verteidigen von Ressourcen oder ausgeprägtes Beutefangverhalten. Das erschwert die Vermittlung, weil die Zahl kompetenter und adoptionsbereiter Zweibeiner eben nicht im gleichen Maß zunimmt. Die Lösung: mit den Hunden arbeiten und sie so „vermittelbarer“ machen. Das erfordert allerdings viel Zeit, Expertise – und Geld. Im regulären Tierheimalltag ist das kaum machbar.
Start ins – neue – Leben (SinL)
Die bekannte deutsche Hundetrainerin Perdita Lübbe-Scheuermann hat das SinL-Projekt Ende 2014 initiiert, um Hunden ohne Vermittlungsperspektive neue Chancen zu geben. Dazu arbeitet sie mit dem Tierheim Viernheim (wo die Vierbeiner einziehen), den Trainern ihrer Hunde-Akademie und externen Hundefachleuten zusammen. SinL gehört zu den bekanntesten Projekten dieser Art.
In der Facebook-Gruppe folgen mehr als 54.000 Menschen den regelmäßigen Posts über die Hunde, die Arbeit mit ihnen, aber auch generell gültigen Beobachtungen über das Zusammenleben von Mensch und Hund und Infos über Hundeverhalten.
„Leider ist es gang und gäbe, dass schwierige Hunde abgestempelt werden und teilweise sogar abgeschottet leben. Es passiert nicht selten, dass Hunde, die „Spezialeffekte“ aufweisen, auf ihre Verhaltensproblematik reduziert werden. Dabei wird meist übersehen, was in ihnen steckt.“ Das hat uns die am Projekt beteiligte Trainerin Frauke Loup in der Vergangenheit berichtet.
Hier siehst du sie mit American-Bulldog-Mix Mikhenso, der im Tierheim Viernheim auf ein Zuhause wartet. (Foto: Silke Giesing)
Ihre Herangehensweise ist es, die Hunde willkommen zu heißen, Vertrauen aufzubauen, Nähe zu geben und Respekt zu schenken. „Wir geben Sicherheit, Schutz und Halt. Und wir ermöglichen den Hunden kopfmäßige und körperliche Auslastung – sei es Gegenstandssuche, Schwimmen, Mantrailing oder auch am Fahrrad laufen.“ Dutzende Hunde konnten über Start ins – neue – Leben schon vermittelt werden. Eine richtig tolle Sache!
Camp Küstenköter
Melanie und Niko, die Inhaber des zwischen Lübeck und Bad Segeberg gelegenen Camps, haben selbst lange im Tierheim gearbeitet. Als zertifizierte Hundetrainer ermöglichen sie im Camp Küstenköter sozial auffälligen Hunden ein tiergerechtes Leben (auf Zeit oder dauerhaft) und trainieren kleinschrittig mit ihnen. Sie nehmen ausschließlich Vierbeiner von Tierschutzvereinen und Ämtern auf. Grundsätzlich finden als gefährlich eingestufte Hunde aller Rassen und aus ganz Deutschland eine Bleibe: „Egal was, egal wer, egal wo“ lautet das Motto.
Für Melanie und Niko gibt es keine Problemhunde, sondern nur Hunde mit Problemen, die gelöst werden wollen, bzw. das passende Handling erfordern. Die Basis jeder Interaktion: gegenseitiger Respekt.
Eddy, den du hier siehst, mag zwar keine Hunde, findet aber Menschen klasse. Als er neu im Camp war, griff er die anderen Rüden an. Hündinnen, die sich nicht mit ihm vergnügen wollten, ließen ihn ebenfalls rotsehen. Mittlerweile läuft er gut in der Gruppe mit und hat gelernt, sich zusammenzureißen. Sein Tauknoten ist für ihn das Größte. (Foto: L. Schwarz)
Projekt HuKo (Hundekompetenz)
Das Projekt „HuKo“ des Landesverbands Rheinland-Pfalz des Deutschen Tierschutzbunds ermöglicht es Tierheimen in Rheinland-Pfalz und im Saarland, schwer oder gar nicht vermittelbare Hunde im Tierheim Kaiserslautern und im Tierschutzzentrum Weidefeld unterzubringen. Dort wird intensiv – und tierschutzkonform – mit ihnen trainiert, um das problematische Verhalten zu bewältigen und die Vermittlungschancen zu verbessern.
Auch eine tolle Sache: Um alle Hunde im Tierheim dabei zu unterstützen, mit dem dortigen Alltag besser zurechtzukommen, hat das Kaiserslauterner Team einen Schnüffelgarten angelegt. Dort können die Vierbeiner auf Entdeckungsreise gehen und zur Ruhe kommen. So werden sie auch aufnahme- und lernfähiger, was ihre Chance auf ein neues Zuhause positiv beeinflusst.
