Vor einigen Tagen hatte die fünfjährige Mischlingshündin Shaja angefangen, den Kopf zu schütteln und die Besitzer hatten einen Termin beim Tierarzt vereinbart. Doch plötzlich wurde Shajas rechtes Ohr ganz dick. Sofort fuhren Shajas Halter zu Tierarzt Dr. Oliver Dietrich. Diagnose: Blutohr!

Was ist ein Othämatom?

Ein Blutohr, in der Fachsprache Othämatom genannt, ist eine besondere Form des Blutergusses. Ursache dafür ist häufig eine Verletzung, die durch heftiges Schütteln des Kopfes ausgelöst wird. Der Ohrknorpel reißt ein, und aus den in der Ohrmuschel verlaufenden kleinen Blutgefäßen tritt reichlich Blut aus, das sich dann zwischen dem Ohrknorpel und der Haut des Ohres ansammelt. Die Folge ist eine prall gefüllte ovale Vorwölbung, die sich meist auf der Innenseite der Ohrmuschel befindet. Erst wenn der Druck groß genug ist, um die beschädigten Gefäße zu komprimieren, kommt die Blutung zum Stillstand.

Ursachen

Auslöser kann heftiges Kopfschütteln sein. Aber auch anhaltendes Kratzen aufgrund von juckenden Ekzemen oder Allergien kann zu einem Blutohr führen. Mögliche Ursachen sind außerdem bei Raufereien erlittene Bisse und Quetschungen. In ganz seltenen Fällen kommt auch eine hormonelle Ursache in Frage.

Bei einem kleineren und noch relativ frischen Bluterguss kann ein Tierarzt die Flüssigkeit mit Hilfe einer Spritze abziehen. Diese Behandlung muss meist mehrfach wiederholt werden, da sich das Blutohr schnell erneut füllt. Alternativ ist ein kleiner Einschnitt möglich, über den die Wundflüssigkeit ablaufen kann. Im Anschluss wird der Hohlraum mit Kochsalzlösung ausgespült, die Ohrmuschel über einer Mullbinde zusammengerollt und in Form einer Tüte mit leichter Kompression bandagiert. Hilfreich sind auch durchblutungsfördernde Salben. In der Regel muss man auch hier die gesamte Prozedur mehrmals wiederholen, da die Rückfallgefahr bei dieser Behandlungsart relativ groß ist.

Wesentlich bessere Ergebnisse liefert die Operation. Dabei schneidet der Tierarzt die Blase der Länge nach auf. Nach dem Ausspülen der Wundhöhle wird die Haut direkt oder unter Einsatz von speziellen Kompressionen auf den Knorpel aufgenäht. Sinnvoll ist ein zusätzlicher Verband, der eventuell noch austretende Wundflüssigkeit aufsaugt und das Ohr stabilisiert. Der Wechsel des Verbandes erfolgt je nach Bedarf im Abstand von zwei bis vier Tagen. Im Gegensatz zu „normalen“ Wunden, bei denen die Fäden meist nach zehn Tagen gezogen werden, verbleiben diese drei bis vier Wochen im Ohr. Dadurch wird verhindert, dass sich die Ohrmuschel durch die bei der Heilung unvermeidbare Narbenbildung verformt. In den ersten zehn Tagen nach der Operation kann auch der Einsatz eines Antibiotikums sinnvoll sein. Ganz wichtig: Der Hund sollte einen Halskragen tragen. Nur so kann effektiv verhindert werden, dass der Hund sich wieder am Ohr kratzt und einen Rückfall verursacht.

Warum behandeln lassen?

Ein Blutohr sollten Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen, da ein unbehandeltes Othämatom sehr häufig zu sogenannten Krüppelohren führt. Die Ohrmuschel verdickt und verformt sich dabei, sodass von der ursprünglichen Form kaum noch etwas zu sehen ist. Dies ist nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten problematisch, sondern kann auch zu einer Verengung des Gehörgangs und damit zu immer wieder auftretenden Entzündungen führen.

Besonders anfällig sind Rassen mit Hängeohren. Dies liegt zum einen an der Beweglichkeit ihrer Ohrmuscheln: Die beim Kopfschütteln auftretenden Schleuderkräfte wirken sich stärker aus. Zum anderen werden die Gehörgänge bei Schlappohren schlechter belüftet als bei Stehohren. Dadurch treten bei hängenden Ohren häufiger Ohrentzündungen auf. Vorbeugen können Sie durch regelmäßiges Reinigen der Gehörgänge. Bitten Sie Ihren Tierarzt bei jedem Besuch um einen kurzen Kontrollblick. So vermeiden Sie neben unangenehmen Ohrenentzündungen auch, dass ein Blutohr unbemerkt entstehen kann.

Blutohr Othaematom beim Hund